Scheune mit Lehm umbauen!

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klaas grothaus
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Scheune mit Lehm umbauen!

Beitrag von klaas grothaus »

Moin alle zusammen,
ich bin hier frisch zugestoßen, und würde gerne einige Fragen in den Raum werfen, die ich in den vorhandenen Beiträgen nicht beantwortet kriegte.
Dazu folgende Vorgeschichte. Wir haben einen landwirtschaftlichen Hof im Nebenerwerb und wollen eine Scheune zum Wohnhaus umbauen. Das Fachwerk ( Gefachgröße um1,40 m)steht und ist mit Brettern verschalt.
Überlegung: Das Fachwerk als Sichtfachwerk nach außen zu gestalten. Evtl. mit Flechtwerk und Lehm Bewurf.Grundsätzlich alles vorhanden.
Als Dämmung Stroh. Ebenfalls vorhanden.
Und zu guter letzt, heizen über Lehmgrundofen. Gibt es damit Erfahrungen?
Gibt es dazu entsprechende Informationen, oder gibt es vielleicht einen Experten, der einem in der Nähe des Osnabrücker Landes ( Niedersachsen) dazu beraten, oder unterstützen kann? Vielleicht auch in Verbindung mit einem Seminar.
So das war es erst mal. Bin gespannt, was es für Ideen gibt.
Mit freundlichem Gruß
Klaas
Dietrich Maschmeyer
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Re: Scheune mit Lehm umbauen!

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Hallo Claas,

es ist keine schlechte Idee, eine leerstehende Scheune zu Wohnraum umzunutzen, vor allem, wenn man damit einen zusätzlichen Neubau vermeiden kann. Scheunen sind überdies im Inneren weitgehend leer und lassen einem dort viel Gestaltungsspielraum. Bei Euch wäre auch die Frage zu klären, ob die Schaffung einer zusätzlichen Wohnung (das ist doch beabsichtigt?) baurechtlich problemlos möglich wäre, denn es ist nur eine Nebenerwerbsstelle, da ist die Privilegierung in dieser Hinsicht (Altenteil) etwas eingeschränkt.

Du schreibst, sie sei bei einer beträchtlichen Gefachbreite von aussen mit Brettern verschalt. Da ist für mit jetzt die entscheidende Frage, ob diese Verschalung nachträglich angebracht wurde und Sichtfachwerk ersetzte, oder ob es sich um eine zumindest im Prinzip alte Verplankung (die wäre dann in fast allen Fällen senkrecht) handelt. Beides wäre in der Region denkbar. Der Ersatz einer alten Verplankung durch Sichtfachwerk würde das überlieferte Bild einschneidend verändern; überdeis ist eigentlich eine Holzverschalung die robustere und wartungsärmere Aussenwand.

Das mal so grundsätzlich; wenn es um Details geht, müssten wir jetzt etwas mehr wissen. wie alt ist die Scheune, gibt es Inschriften o.ä? Am besten wäre natürlich mindestens ein Foto - sagt mehr als Tausend Worte. Wo seid Ihr im Osnabrücker Land? (Das ist ziemlich gross!)
klaas grothaus
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Re: Scheune mit Lehm umbauen!

Beitrag von klaas grothaus »

Ja hallo,
es ist zwar sehr nett das ich mit der Landtechnikfirma "Claas" in Verbindung gebracht werde, aber das entspricht nicht der Wirklichkeit. Ich werde wirklich mit "K" geschrieben. Ist aber nicht schlimm, und das nur am Rande.
Nun zu eigentlichem Thema.
Baurechtlich ist das kein Problem, weder die Umnutzung, noch der Nebenerwerb. Es war sogar schon der zuständige Beamte vor Ort, und hat das bei der Besichtigung entsprechend festgestellt.
Leerstehen ist zwar nicht ganz treffend, aber schlecht nutzbar in der heutigen Zeit, und sie würde Irgendwann sicher unter die Räder kommen, so wie die anderen alten Gebäude-(teile).
Zum Sichtmauerwerk, es gibt einen kleinen Teil, der ausgemauert ist und auch sichtbar. Der Rest ist einfach mit Brettern verkleidet. Ach ja genau, Senkrecht ist richtig.
Ein Bild habe ich grade nicht zur Hand, wird aber sicher nachgereicht.
Das Alter weiß ich nicht so genau, aber so alt ist die Scheune nicht. Nach der Aussage meiner Oma wurde die Scheune irgendetwas um 1920 gebaut, von meinem Uropa, seines Zeichens gelernter Zimmermann.
Die einschneidende Veränderung des Bildes ist mir grundsätzlich klar. Das Gab es hier aber auch schon um 1976, als an dem Hauptgebäude damals das vorhandene Fachwerk gegen eine komplett verklinkerte Außenwand wechselte.
Auch der erhöhte Pflegeaufwand ist mir im Grundsatz klar. Dat eene wußte, dat andere mußte. Oder so änlich.
Der Hof liegt im Randgebiet zwischen Bad Essen und Bissendorf.
Wolfgang Riesner
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Re: Scheune mit Lehm umbauen!

Beitrag von Wolfgang Riesner »

Hallo Klaas,
bei der von dir angestrebten Bauweise mit Sichtfachwerk und Stroh- oder Strohballenhinterfüllung als Dämmung gibts zunächst mal mehr Fragen und Befürchtungen als Antworten und Lösungsvorschläge.
Ein grundsätzliches Problem dürfte immer sein, die Konstruktion so auszuführen, daß Schlagregen weder Lehm noch Stroh durchfeuchten kann. Die Brettverschalung böte da möglicherweise besseren Schutz als die Sichtfachwerkwand. Aber auch dabei wird man sich um allerlei Details Gedanken machen müssen.
Wie dick stellst du dir deine Wand denn vor und wie wäre ein möglicher Aufbau? Während Stroh noch ganz gute Dämmeigenschaften hat, aber leider sehr brennbar ist, dämmt Lehm recht schlecht, brennt dafür aber nicht. Kombinationen von Stroh und Lehm werden je nach Mischungsverhältnis die jeweilige Eigenart verstärkt aufweisen. Durchfeuchtungen können beide Materialien in einer Baukonstruktion nicht gut ohne Schaden ertragen und sie bieten in jedem Mischungsverhältnis ein recht gutes Habitat für tierische Mitbewohner. Hoher Strohanteil in Strohlehm verbessert zwar die Dämmeigenschaften, vermindert aber die Stabilität. Bei Raumgewichten um 600kg/cbm (trocken) wird Strohlehm so empfindlich, daß man damit kaum noch umgehen kann. Darauf hin hat man Holzhackschnitzellehm entwickelt, aber auch das hat seine Probleme. Für gute Dämmwerte, das sind für mich U-Werte um 0,2W/m²K, braucht man bei beiden Varianten doch recht hohe Schichtdicken, jedenfalls deutlich dicker, als für eine sichere Austrocknung des Lehm-stroh- oder -hackschnitzelgemisches innerhalb einer Austrocknungsperiode möglich erscheint.
Ein Ausweg aus einigen dieser Probleme könnte der Strohballenbau darstellen. Davon verstehe ich aber nicht genug um mich hier dazu zu äußern.
Mit Stroh als Dämmstoff haben schon viele Leute herumexperimentiert, denn das Material hat unbestritten viele erstklassige Eigenschaften, allerdings auch etliche Probleme, die seiner breiteren Verwendung bisher entgegen stehen.
Gruß aus Neuenknick von
Wolfgang Riesner
klaas grothaus
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Re: Scheune mit Lehm umbauen!

Beitrag von klaas grothaus »

Hallo Wolfgang Riesner,
die Ausführung ist sehr interessant. Wir hatten im Vorfeld den Strohballenbau favorisiert, nach den Informationen scheint mir das auch eine sehr gute Möglichkeit zu sein.Strohballen sind auch schon fertig.
Es stellt sich jetzt noch die Frage: Wie die die Gefachung füllen. Mit Flechtwerk und Lehm, kann ich damit Geld einsparen, da Weiden vorhanden sind und wir lehmführende Schichten im Boden haben. Und es für das Holz gut ist.
Oder mit Lehmsteinen, oder anderen Ziegeln ausmauern, mit denen ich mit der Strohballendämmung eine gute Einheit herstellen kann.
Mit freundlichem Gruß
Klaas Grothaus
Wolfgang Riesner
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Re: Scheune mit Lehm umbauen!

Beitrag von Wolfgang Riesner »

Hallo Klaas,

für die Ausfachungen mußt du eine Konstruktion wählen, die eingedrungene Feuchtigkeit, das läßt sich bei Fachwerk nicht vermeiden, gut nach außen abführt. Stakung mit Flechtwerk und Lehmbewurf sind dafür gut geeignet, wenn in Eigenleistung ausgeführt äußerst preiswert aber leider recht arbeitsintensiv. Möglich wären z.B. auch alte, weich gebrannte Tonziegel dünnfugig in Lehmmörtel vermauert. In diesem Fall solltest du das Fachwerk mit einer V-Nut versehen, damit die Gefache nicht wackeln und die Anschlüsse zum Holz einigermaßen dicht bleiben. Dünne Fugen sind sehr wichtig, denn sie sind bei allen gemauerten Ausfachungen ja das schwächste Glied, können aber kapilar je nach Material trotzdem gut wirksam sein.

Dennoch mußt du die Frage klären, wie du deine Wand auf der Wetterseite zuverlässig gegen Schlagregen schützt. Man kann davon ausgehen, daß der Anfall an Feuchtigkeit dadurch in der Konstruktion leicht zehn mal so hoch wie aus Diffusionsfeuchte sein kann. Das kann durch kapilare Leitfähigkeit von Lehm oder anderer Baustoffe nicht sicher aus der Konstruktion abgeführt werden. Schwerste Bauschäden sind vorprogrammiert! Sichtfachwerk ist bei schlagregenexponierten Fassaden also kaum empfehlenswert. Früher lösten die Leute das unterschiedlich. Je nach Zeit und Region dienten Schiefer, Brettschalungen, Schindeln, Dachziegel oder Blechverkleidungen als wirksamer und oft auch dekorativer Schutz.

Es gibt auch Möglichkeiten konstruktiven Holzschutzes, etwa weite Dachüberstände, geringe Wandhöhen etc.. Hast du aber auf der Wetterseite bereits verschaltes Fachwerk vorgefunden, ist das ein sicheres Zeichen dafür, daß das in deinem Fall die sicherere Alternative ist.

Mit was für einem U-Wert rechnest du denn für deine gedämmte Wand, wie dick soll die Strohballenschicht werden und welche Rohdichte und welchen Lamda-Wert haben Strohballen in deinen Überlegungen?

Gruß aus Neuenknick von
Wolfgang
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