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Sandsteinmauerwerk und Gips

Verfasst: Mi 26. Aug 2009, 09:33
von SarahF
Guten Morgen zusammen,

die Innenwände unseres Bruch-Sandstein-Bauernhauses sind allesamt vergipst. Teilweise ist der Gips lose.
Wir überlegen, ob wir den gesamten Gips abschlagen sollen, die Fugen auskratzen und neu verfugen und dann neu verputzen - oder ob es vielleicht auch reicht, das ganze nur teilweise durchzuführen - also nur an Stellen, wo der Gips wirklich lose ist ... macht das Sinn? Oder doch lieber gleich alles runter?

Gruß
Sarah

Re: Sandsteinmauerwerk und Gips

Verfasst: Mi 26. Aug 2009, 09:49
von Ralf Femmer | KS Freiberg
Hallo Sara,
ich persönlich halte Gips für einen ungeeigneten Baustoff, vor allem als Putz.
Rein technisch reicht es auch beim Gips aus, die losen Stellen zu entfernen und dann entsprechend beizuputzen. Was die Oberfläche angeht dürfte das Ergebnis auch deutlich besser aussehen als bei anderen Putzarten, da sich die Oberfläche besser mit dem noch festen Putz verreiben lässt.
Probleme sehe ich eher in der Tatsache begründet, das Gips dazu neigt Feuchtigkeit zu ziehen. Das kann negative Auswirkungen auf das Raumklima haben.
Im Sanierungsfall würde ich den Putz entfernen und entweder durch einen Lehmputz oder durch einen Kalkputz ersetzten.
Aber wie gesagt, rein technisch kein Problem.
FG
Ralf

Re: Sandsteinmauerwerk und Gips

Verfasst: Mi 26. Aug 2009, 19:04
von Dietrich Maschmeyer
Dass Gips generell ein ungeeigneter Baustoff für Natursteinwände ist, kann man so generell nicht sagen. Die alten Bauten in halb Thüringen sind mit Gipsmörtel aufgemauert und verputzt. In Österreich und Ungarn (auch anderswo) ist sehr viel Gründerzeitstuck an den Fassaden aus Gipskalkmörtel.

Das heisst nun aber nicht, dass man jede Wand mit Rotband-Gips verputzen kann. Bei Dauerfeuchte (Keller, Ställe..) ist Gips völlig ungeeignet. Und aussen sollte es nur Gipskalkmörtel sein.

Normalerweise haftet Gipsmörtel und Gipskalkmörtel wesentlich besser als Kalkmörtel (daher immer auch gern als Deckenputz genommen). Wenn er locker sitzt, würde ich mal der Frage nachgehen, warum. Ist es irgendein später aufgebrachtes Zeug oder ist der Putz noch bauzeitlich?

Re: Sandsteinmauerwerk und Gips

Verfasst: Sa 5. Sep 2009, 21:54
von Jens Paulsen
Gips ist für trockene Räume gut geeignet und leicht und angenehm zu verarbeiten, allerdings nicht Rotband, sondern Gips-Feinputz (das ist ein feiner Baugips mit Abbindeverzögerer, gibts in Säcken fertig zu kaufen, z.B. Fixit 140).
Eisen rostet durch - absperren mit Lackanstrich oder abkleben und drüberputzen; Russ und Teerflecken drücken ebenfalls durch. Kellen aus rostfreiem Stahl verwenden, Gefässe häufig reinigen.
Um eine einheitliche Struktur der Oberfläche zu bekommen, würde ich das alte Zeug herunterklopfen.
Baubiologen legen Wert darauf, dass man natürlichen Gips aus Gruben und nicht solchen aus der Rauchgasentschwefelung verwendet.

Re: Sandsteinmauerwerk und Gips

Verfasst: So 6. Sep 2009, 12:54
von Wolfgang Riesner
Hallo Jens,
zu der von dir genannten Bevorzugung von Naturgips durch "Baubiologen" möchte ich zumindest nicht unerwähnt lassen, daß aus "bauökologischer" Sicht keinesfalls Naturgips verwendet werden sollte, da Rea-Gips in großer Menge und guter Qualität ohnehin zur Verfügung steht. In so einem Fall ist der Eingriff in Natur und Landschaft, den der Abbau der begrenzten Naturgipsvorkommen bedeutet, nicht zu rechtfertigen.
Gruß
Wolfgang

Re: Sandsteinmauerwerk und Gips

Verfasst: So 6. Sep 2009, 20:33
von Dietrich Maschmeyer
Ich kann Wolfgang Riesner nur ausdrücklich zustimmen. Nachtrag: Alle gängigen Fliessestriche (das ist ja auch Anhydrit-Gips!) stammen mittlerweile aus Abfallgips. Die Alternative wären riesige Gipsberge, die aufwendig gegen das Grundwasser abgedichtet werden müssten (z.B. Rückstände aus der fermentativen Herstellung von Zitronensäure aus Glukose). Die Komponenten, um die es da geht, werden bei der Aufarbeitung rückstandslos verbrannt. Ich habe selbst mal an so einer Anlage mitgebaut. Tut der Umwelt einen gefallen und nehmt die industriellen Sekundärgipse, wo immer es geht. Für stucco lustro und ähnliche hochwertige Anwendungen wird man ohnehin weiter Naturgips nehmen müssen.

Ganz wichtig ist der Hinweis, dass Eisen in Gips wie verrückt rostet, wenn nur ein ganz bisschen Feuchtigkeit im Spiel ist - und das ist fast immer der Fall. Alternativmaterial Kupfer oder Edelstahl.

Re: Sandsteinmauerwerk und Gips

Verfasst: Mo 7. Sep 2009, 07:34
von Jens Paulsen
Ich persönlich habe mit "Industriegips" keinerlei Problem - ich wollte nur darauf hinweisen, dass es für manche Leute eins sein kann.
Die für das Rosten nötige Feuchtigkeit gibts schon in der Luft. Im Altbau kann man Eisen in der Wand nicht immer vermeiden, z.B. wenn alte Maueranker vorhanden sind. Die muss man dann mit einem Schutzanstrich abdecken.

Re: Sandsteinmauerwerk und Gips

Verfasst: Do 10. Sep 2009, 17:59
von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
Hallo Sarah,

ein weiterer Aspekt könnten noch später geplante oder erforderliche Arbeiten wie Elektroinstalltionsarbeiten und bereits vorhandene Ablösungen der Putzscheibe sein. Falls das noch ansteht (Schlitzarbeiten), würde ich eher den Putz komplett entfernen. Meistens hat sich bereits ein Spalt zwischen Untergrund und Putzscheibe gebildet, der nicht selten bei Schlitzarbeiten dazu führt, das der Wandputz schollenartig von der Wand fällt. Du kannst leicht feststellen, ob die Putzscheibe noch fest mit dem Untergrund verbunden ist : Nimm ein Feuerzeug oder einen Schlüssel und fahre damit die Wand ab (ohne allzu stark zu drücken). Achte auf den sich ergebenen Ton : Bei Hohllagen, also bereits erfolgten Ablösungen vom Untergrund, klingt es deutlicher voller. Es ist leicht zu erkennen.

Gruss, Sven.

Re: Sandsteinmauerwerk und Gips

Verfasst: Do 17. Sep 2009, 11:40
von SarahF
Hallo zusammen und sorry, daß ich mich lange nicht gemeldet habe.

Zwischenzeitlich hatten wir einen Maurermeister/Restaurator da, mit langjähriger Erfahrung im Bereich Sandsteinmauerwerk. Auch er riet uns dazu, den Gips komplett zu entfernen. Nicht zuletzt auch weil das Haus 9 Jahre unbewohnt war und entsprechende (geringe) Feuchteschäden aufgetreten sind - mit Schimmelbildung.
Wir haben uns nun einen elektrischen Kombi-Hammer geleistet und somit wird das Meißeln auch etwas weniger anstrengend O0

Und ich habe eine Bildstrecke zu unserem Haus angelegt, die ihr euch gerne ansehen könnt - ich werde dort regelmäßig neue Bilder dazu tun.

http://fotos.web.de/sarah.fellinger/Zum ... _-_Phase_1

Ach ja: Elektro-Installation steht natürlich noch an. Ich sollte erwähnen: wir müssen entkernen! Die Holz-Zwischendecken müssen alle raus - die Balken sind "nur" Fichte-Rundstämme mit nicht unerheblichem Wurmbefall und teilweise faul. Die Elektrik muß komplett erneuert werden. Sanitär gibt es nicht... die Latte ist lang.
Gips wird jetzt auf allen Außenmauern und der Brandmauer entfernt - weiterhin auf den Tuffstein-Trennwänden, die heraus müssen - die Tuff-Stein-Wände, die bleiben, dürfen ihren Gips behalten, zumal man den nicht verlustfrei von der Wand bekommt.

Staubige Grüsse
Sarah

Re: Sandsteinmauerwerk und Gips

Verfasst: Di 15. Dez 2009, 12:56
von SarahF
So - der Gips ist ab - nun folgt "nur" noch das Ablösen der Putzreste und Auskratzen der Fugen ... Wenn dann die Elektroinstallation und die Steigleitungen der Heizung liegen (und die neuen Fenster drin sind), wird alles in einem neu mit Kalkputz verputzt (teilweise lassen wir auch Sichtmauerwerk) - und dann ist hoffentlich Ruh' ...

Re: Sandsteinmauerwerk und Gips

Verfasst: Di 15. Dez 2009, 19:53
von Dietrich Maschmeyer
Hallo Sarah,

Dein Album ist passwortgeschützt.......

Beste Grüsse DM

Re: Sandsteinmauerwerk und Gips

Verfasst: Mi 16. Dez 2009, 06:36
von SarahF
Das ist nicht nur passwortgeschützt, sondern auch nicht mehr existent - sorry!! Mein Speicherplatz für die Fotos war bereits letzten Monat voll ...