Aufsteigende Nässe

Fachgerechte Arbeiten, Materialien und Verfahren
Petra Karrasch | KS Leipzig
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Aufsteigende Nässe

Beitrag von Petra Karrasch | KS Leipzig »

Guten Tag!

Seit Januar bauen wir ein barockes Wohngebäude ohne Keller, mit Außenwänden auf Feldsteinsockel, mit Innenwänden auf Ziegeln oder/ und Balken wieder auf. Die Außenwände sind frei von jeglicher aufsteigenden Nässe. Dafür macht uns das typische Schadensbild aufsteigender Nässe im Inneren, in einer Zimmerecke, in der Innenwände von vier Zimmern rund um einen Kamin aufeinanderstoßen, ratlos. Jetzt, da wir komplett Putz abgeschlagen, die Fußböden ausgegraben, eine neues Dach haben und das Haus über den Sommer ohne Fenster gut durchtrocknen konnte, bleibt die Nässe unverändert erhalten und wir sind über Ursachen und Beseitigungswege im Moment ratlos. Wer hat Erfahrungen und Rat?

Grüße aus Sachsen von Petra
Wolfgang Riesner
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Re: Aufsteigende Nässe

Beitrag von Wolfgang Riesner »

Hallo Petra,
Fotos wären hilfreich. Wenn es sich nicht um aufsteigende Feuchtigkeit handelt, was bei Hanglagen und entsprechenden Bodenverhältnissen schon mal sein kann (allerdings viel seltener als von Hausbesitzern vermutet) könnnte es auch mit dem Schornstein und der guten Durchlüftung und der dadurch herangeführten Luftfeuchtigkeit zu tun haben. Im Bereich des Schornsteisockkels könnten sich Wasser anziehende Ablagerungen aus dem Schornsteinbetrieb angesammelt haben.
Für weitere Deutungsversuche müßte man mehr Details wissen.
Gruß aus Neuenknick von
Wolfgang
Petra Karrasch | KS Leipzig
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Re: Aufsteigende Nässe

Beitrag von Petra Karrasch | KS Leipzig »

Lieber Wolfgang,

danke für die erste Reaktion. Ich werde nach dem heutigen Baustellenbesuch Fotos einstellen. Die Schornsteine schienen auch uns als Ursache. Jeweils eine meterhohe Säule von nassem Ruß haben wir zu Jahresanfang heraus geholt. Die Schornsteine sind inzwischen saniert, allerdings gibt es noch keine Ofenanschlüsse und damit Heizung. Könnten auch Strömungsverhältnisse in und zwischen den Zimmern zu einer Kondensatbildung führen? Das Gebäude ist noch rundum offen und die konsante Raumtemperatur liegt bei 16 Grad C.

Petra
Petra Karrasch | KS Leipzig
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Re: Aufsteigende Nässe

Beitrag von Petra Karrasch | KS Leipzig »

Liebe Bauernhausexperten, bis gestern sah das Schadensbild wie auf dem Foto gezeigt aus. Die Schornsteinbauer sind hinter einer vorgesetzten Wand auf Reste einer Schwarzküche gestoßen. In der Klärung unseres Problems, aufsteigende Nässe, bringt das noch nicht weiter!? Gibt es noch Ideen, wo die Nässe in einem sonst trockenen Umfeld herkommt?
Glück zu! wünscht Petra
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serafin
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Re: Aufsteigende Nässe

Beitrag von serafin »

1.) Das Bild macht auf mich den Eindruck, als ob das Mauerwerk zum Erdreich hin nicht gesperrt wäre. Wenn Ihr lehmigen Boden habt, setzt sich die Feuchtigkeit auch über mehrere Meter hinweg in das Hausinnere fort und "wandert" durch Ziegel und Mörtelschichten. Vermutlich solltet Ihr die Fundamente bis an die Basis freilegen und mit einem kapilarbrechendem Material (Schotter) umgeben.
Es könnte auch sein, daß das Fußbodenniveau in der Bauzeit des Hauses tiefer lag und eine wie auch immer geartete Sperre im Mauerwerk jetzt von Erde überbrückt wird.
2.) Gibt es noch Wasser und Abwasserleitungen innerhalb des Hauses (auch im Boden) die Undicht sein könnten?

Viel Erfolg! Solche Rätsel können auch Spaß machen und das Verständmis für die Materie am Ende fördern.

Florian Profitlich
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Stefan Haar
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Re: Aufsteigende Nässe

Beitrag von Stefan Haar »

Ich hatte schon einmal ein ähnliches Rätsel bei einem zweigeschossigen Gebäude zu lösen. Bei dem betroffenen Objekt gab es mitten im Haus regelmäßig nach Niederschlägen rund um den Schornsteinfuß herum immer aufsteigende Feuchtigkeit, während es zu den Außenwänden kontinuierlich trockener wurde.

Ursache war hier letzlich eine Undichtigkeit in der Kehle zwischen Dachfläche und Schornstein. Von dort lief es in dem Hohlraum zwischen Schornstein und Innenwand an der Schornsteinaußenseite bis zum Erdgeschoß durch, ohne in den Zwischenebenen sichtbare Wirkung zu zeigen.

Vielleicht hilft es ja bei Eurer Suche weiter auch mal kritisch nach oben zu schauen, obwohl das Über eher von unten zu kommen scheint.

Gruß

Stefan
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Petra Karrasch | KS Leipzig
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Re: Aufsteigende Nässe

Beitrag von Petra Karrasch | KS Leipzig »

Danke für die zahlreichen Hinweise, die wir alle prüfen und im Auge behalten. Vielleicht braucht es einfach noch ein wenig Zeit, um die (Trocknungs-)Effekte sehen zu können.

Seit Juli ist ein neues Dach mit neuen Kehlen, Schornsteinen usw. auf dem Haus. Also dicht von oben.

Seit wenigen Wochen ist der Fußboden ausgegraben, mit kapillarbrechender Schotterschicht und Unterbeton versehen. Noch zu leisten bleibt, die auf gestampften Lehm liegenden und zu Erde verrotteten Balken, die die Innenwände tragen, herauszuholen und neu zu untermauern. Das wird noch Zeit brauchen, ein Arbeiten in kleinen Schritten also, weil die Statik gefährdet ist.

Unergründliches Wasser im Untergrund wäre noch eine Möglichkeit, da historisches Sumpf- und Überschwemmungsland und Urstromtal. Aber wie klären!?

Ein interessantes Indiz ist, dass nicht nur die Nebenflächen des markanten Nässebildes abrupt und völlig trocken sind, sondern auch die Putzschicht. Feucht ist die dicke Schicht der
Kalkfarben, die in vielen Schichten aufgetragen wurde. Einen Zusammenhang mit feuchtem Wetter(Regen, Nebel, Schwüle)sehen wir außerdem.

Grüße von Petra
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Stefan Haar
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Re: Aufsteigende Nässe

Beitrag von Stefan Haar »

Der zuletzt genannte Aspekt könnte auch ein Hinweis auf eine Versalzung und infolgedessen erhöhter Hygroskopizität sein.
Stellt sich dann die Frage, ob sich eine Ursache für die partielle Versalzung ausfindig machen lässt.
AG-Bautechnik der IGB
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Petra Karrasch | KS Leipzig
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Re: Aufsteigende Nässe

Beitrag von Petra Karrasch | KS Leipzig »

Danke auch für diesen Hinweis! Den habe ich einfach an den Bauingenieur weitergegeben. Wir prüfen weiter in alle Richtungen. In ein paar Monaten nach Auftragen von neuem Putz und neuem Heizsystem werde ich berichten, ob das Problem dauerhaft aus der Welt ist.

Herbstgrüße von Petra
mhaede
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Re: Aufsteigende Nässe

Beitrag von mhaede »

Hallo Petra,
ich habe gerade Deine Problembeschreibung gelesen.
Du schreibst, daß das Haus noch keine Fenster hat.
Das könnte eine Ursache für das Problem sein.
Bei großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht führt eine "Dauerlüftung" zu einem Kondensateintrag im Bereich des massiv gemauerten Kamins in der Mittagszeit. Je nach Material kann es sein, daß die niedergeschlagene Feutigkeit in Putzschichten oder Boden fließt und den Rest des Tages nicht komplett verdunstet.
Aus dem Grund gibt es auch meist Probleme, wenn ein Keller im Sommer den ganzen Tag gelüftet wird. Abhilfe schafft hier nur, die Fenster zur Mittagszeit zu schließen.
In Deinem Fall würde der Kamin austrocknen, wenn er zu Zeiten hoher Außentemperaturen verschlossen werden kann.
Gruß,
Michael
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