Frage zur Erneuerung der hofseitigen Fachwerkschwelle

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Marcel_74
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Frage zur Erneuerung der hofseitigen Fachwerkschwelle

Beitrag von Marcel_74 »

Hallo zusammen,

bevor ich meine Frage stelle, hier erstmal was zu meinem Haus:
Das Haus ist eine Fachwerkhofreite von ca. 1680.
Anfang des letzten Jahrhunderts wurde die alte Kellerdecke durch eine Betondecke mit Stahlträgern ersetzt.
Der Keller des Hauses ist strassenseitig komplett oberirdisch und hofseitig (Hanglage) zur Hälfte unter der Erde.
Das Haus steht auf einem Bruchsteinmauerwerk, welches 1875 mit einer Vorsatzschale aus Natursteinplatten verkleidet wurde.
Die Vorbesitzer haben damals das hofseitige Niveau bis zur Fachwerkschwelle angehoben und diese in dem Zuge gleich herausgenommen und durch viel Beton und Zieglsteine ersetzt. D.h. die Ständer standen auf den Steinen/Beton >:(
Mittlerweile habe ich das ursprüngliche Niveau hofseitig wieder hergestellt, die Ziegel-Beton-Schwelle entfernt, so das nächste Woche eine neue Eichenschwelle eingezogen werden kann.
Nun meine Frage:
Wenn die Fachwerkschwelle auf dem Natursteinsockel zu liegen kommt, entsteht dahinter ein Hohlraum (siehe angehängtes Bild) zum Keller hin. Soll ich diesen Hohlraum mit Lehm etc. verfüllen?

Viele Grüße,
Marcel
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Schwelle.JPG
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re: Frage zur Erneuerung der hofseitigen Fachwerkschwelle

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Hallo Marcel,
Grundsätzlich würde ich die Schwelle mit Lehm hinterfüllen, allerdings hängt das von der komplexen Einbausituation ab. Wenn ich das auf dem Foto richtig erkenne, sind vonn der Innenseite sogenannte Sauerkohlplatten gegengesetzt worden.
Eventuell ist das nicht unbedingt das beste Material an dieser Stelle für die Außenwand.
dann sieht es so aus, als ob eine Dämmplatte in den Fußboden eingabut worden ist, also liegt ddie Schwelle unterhalb des Innenfußbodens. Eventuell musst du hier mit einem Feuchteausfall aus dem Keller rechnen.
Ich würde die Situation auf jedenfall von jemanden vor Ort ansehen lassen, bevor du irgendetwas unternimmst.
FG
Ralf
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Marcel_74
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Re: Frage zur Erneuerung der hofseitigen Fachwerkschwelle

Beitrag von Marcel_74 »

Hallo Ralph,
danke schonmal für Deine Antwort.
Die Sauerkohlplatte ist nur dort angebracht wo die Heizung sitzt, ansonsten sind im ganzen Haus Rigipsplatten oder Sperrholzplatten an der Wand. Es ist die erste Sanierungsmaßnahme seit ich die Hofreite letztes Jahr erworben habe.
Im Zuge dieser Sanierung und aller weiteren, fliegen die Dinger eh raus und werden durch Lehmbaustoffe ersetzt.
Ganz außen sieht man die Vorsatzschale aus Natursteinplatten und dahinter noch etwas höher die alte Bruchsteinmauer. Dadrüber beginnt dann der alte Betonfußboden, der wohl auch schon gut 100Jahre alt ist.
Falls mein Fachwerkrestaurator nicht bescheid weiß, werde ich morgen dann doch lieber nochmal das für meinen Kreis zuständige IGB Mitglied anrufen.
Viele Grüße,
Marcel
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Marcel_74
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Re: Frage zur Erneuerung der hofseitigen Fachwerkschwelle

Beitrag von Marcel_74 »

Da das IGB Mitglied für meinen Kreis leider im Urlaub war, habe ich mich an meine zuständige Denkmalpflegerin gewannt und nach Rat gefragt. Sie konnte mir ebenfalls einen kompetenten Architekten bennen der nebenbei auch im Denkmalbeirat tätig ist. Falls weitere IGB Mitglieder nun vor dem gleichen Problem stehen sollten wie ich, hier nun die Empfehlung des Architekten:
Die Schwelle nicht mit Lehm hinterfüllen, sondern hinterlüftet lassen, so das sie nicht mit der Betondecke in Kontakt kommt.
Das Problem bei der Hinterfüllung mit Lehm ist wohl die Weitergabe der Feuchtigkeit vom Beton an den Lehm und somit auch an die Schwelle. Jetzt kommt die Schwelle nur mit dem Natursteinsockel in Kontakt.

Viele Grüße,
Marcel
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Stefan Haar
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Re: Frage zur Erneuerung der hofseitigen Fachwerkschwelle

Beitrag von Stefan Haar »

Sofern der Lehm die Chance erhält, anfallende Feuchtigkeit nach oben los zu werden, würde ich eindeutig für eine Hinterfüllung mit Lehm plädieren, da Lehm eine niedrigere Gleichgewichtsfeuchte als Holz hat. Dadurch erklärt sich die konservierende Wirkung des Lehms für Holz.

Ansonsten wünsche ich viel Freude mit der neuen Mäuserennbahn, eventuellen Windundichtigkeiten oder auch unkontrollierbaren Hohlräumen, in denen sich bei Bedarf auch gerne holzzerstörende Pilze sehr wohl fühlen.

Gruß

Stefan
AG-Bautechnik der IGB
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forenadmin
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Re: Frage zur Erneuerung der hofseitigen Fachwerkschwelle

Beitrag von forenadmin »

Stefan Haar hat geschrieben:... Ansonsten wünsche ich viel Freude mit der neuen Mäuserennbahn, eventuellen Windundichtigkeiten oder auch unkontrollierbaren Hohlräumen, in denen sich bei Bedarf auch gerne holzzerstörende Pilze sehr wohl fühlen.
Was bist Du ungewohnt sarkastisch lieber Stefan ... ;D
Stefan Haar hat geschrieben:... Sie konnte mir ebenfalls einen kompetenten Architekten nennen der nebenbei auch im Denkmalbeirat tätig ist. Falls weitere IGB Mitglieder nun vor dem gleichen Problem stehen sollten wie ich, hier nun die Empfehlung des Architekten...
Da könnte man(n) glatt auf die Idee kommen, Du bist anderer Meinung als Dein "kompetenter" und werter Herr Kollege ... immerhin ist er doch obendrein noch Denkmalbeitrag tätig ... ::) ;D

Allen einen angenehmen, sonnigen Sonntag und einen lehrreichen Tag des offenen Denkmals wünscht Euch

Thomas
Gruß
Thomas Schomburg
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Stefan Haar
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Re: Frage zur Erneuerung der hofseitigen Fachwerkschwelle

Beitrag von Stefan Haar »

;D - Grundsätzlich ist es ja richtig, wenn gefordert wird, Schwellen möglichst allseitig belüftet zu lassen. Aber jede Wette - bei der dargestellten Höhenlage des Fußbodens wäre die Schwelle mit Sicherheit nicht frei belüftet, sondern die Schmale Lücke ruckzuck mit Wollmäusen und anderem Unrat "verfüllt", wenn sie zum Raum hin offen bliebe. Im Falle einer Abdeckung mit Bodenbelag und/oder Fußleiste hätten wir dann alternativ eine mehr oder weniger stehende Luftschicht. Luftzirkulation wäre hier aber sehr wichtig ...

... im übrigen ist es mir dann auch ziemlich Wumpe, welchen Posten jemand bekleidet. ;)

Ich baue im Zweifelsfall immer auf meinen "hoffentlich" gesunden Menschenverstand :D

Aber vielleicht gibt es ja auch noch eine verständliche Erklärung der "Gegenseite".
In Sachfragen lasse ich mich durchaus auch überzeugen, wenn die Argumentationskette in sich schlüssig ist :D
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re: Frage zur Erneuerung der hofseitigen Fachwerkschwelle

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

... und selbst wenn diese Hinterlüftung funktionieren würde, ist m. A. n. davon auszugehen, dass bei dieser Einbausituation mit nach ganz anderen Problemen zu rechnen ist, wenn die Räume an unsere heutigen Wohnraumbedürfnisse angepasst werden. Neben subjektiven Zugempfinden aus dem Schwellenbereich schwebt mir da unter Anderem Feuchtigkeit im Sockelbereich einhergehende mit abfallenden Putz und/ oder Schimmelbildung vor.
FG
Ralf
@ Stefan
Interessiert mich übrigens auch nicht, welche Position oder Würden jemand hat. Wichtig ist, was er zu sagen hat, oder?
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Marcel_74
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Re: Frage zur Erneuerung der hofseitigen Fachwerkschwelle

Beitrag von Marcel_74 »

Schonmal vielen Dank für die Verwirrung... :D ???
Ich für meinen Teil komme beruflich gesehen aus der elektotechnischen Branche und habe mir zwar schon einiges an Wissen angelesen (weinger in Sachen Bauphysik), aber wie in so einem Fall wendet man sich dann doch lieber an Fachleute.
Was aber wenn bereits vier Fachleute unterschiedlicher Meinung sind...
Mittlerweile tendiere ich auch mehr zur Hinterfüllung mit Lehm (war auch damals mein erster Gedanke und dieser ist meist der Beste), alleine schon wegen dem von Ralf genannten Zugempfinden.
Würdet ihr den kompletten Raum dann mit Lehm hinterfüllen, d.h. bis zur Schwellenoberkante? oder sogar bis zur Deckenoberkante (von Schwellenoberkante bis Deckenoberkante sinds dann nochmal ca. 4-5cm)?
Von der Innenseite möchte ich nämlich später eine Vorsatzschale anbringen und mit Hanfleichtlehm, Schilfrohrmatten dämmen.
Die Schwelle kommt diese Woche noch rein, dann werde ich nochmal zwei Bilder einstellen wie es genau ausschaut (von innen und außen gesehen).
VG,
Marcel
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re: Frage zur Erneuerung der hofseitigen Fachwerkschwelle

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Hallo Marcel,
wenn du sowieso mit einer Innenschale arbeiten willst, würde ich in jedem Fall versuchen, diese auch über das komplette Bauteil (also die Wand von ganz unten bis ganz oben) zu ziehen. Am besten sogar ohne Unterbrechungen im Bereich der Decken.
Ob dann die Variante mit den Schilfrohrmatten die günstigste ist, oder eher eine Leichtlehminnenschale oder vorgemauerte Leichtlehmsteine od. äh. sollte vielleicht mal zu einem anderen Zeitpunkt diskutiert werden. Dazu kannst du aber auch sehr viel in diesem Forum finden.
Ein wenig würde ich das auch von dem gewählten System der Beheizung (Flächenheizung, Radiatoren, Grundofen etc.) abhängig machen.
FG
Ralf
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Re: Frage zur Erneuerung der hofseitigen Fachwerkschwelle

Beitrag von Marcel_74 »

Ich werde das ganze jetzt mit Strohlehm hinterfüllen und zwar bis zur Höhe des Fußbodens.
Die Gefache werden dann mit Holzlehmsteinen ausgemauert und in ca. 4-6 Wochen kommt wieder das erste Sprossenfenster hofseitig hinein... :)
Dann ist für dieses Jahr erst mal Schluß, es zieht nicht mehr wie Hechtsuppe (ist nämlich schon verdammt kalt beu uns) und im Frühjahr gehts dann weiter...

Vielen Dank nochmal für Eure schnellen Antworten!!!
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re: Frage zur Erneuerung der hofseitigen Fachwerkschwelle

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

...... immer gerne.
und viel Erfolg.
FG
Ralf
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