Leinöl und Leinölfirnis

Fachgerechte Arbeiten, Materialien und Verfahren
Dietmar Fröhlich
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Leinöl und Leinölfirnis

Beitrag von Dietmar Fröhlich »

In einem Beitrag bei Fachwerk.de schrieb ich zur Erneuerung eines Tores:
... es gibt ein paar einfache Dinge, die sich seit Jahrhunderten bewährt haben. Auch in diesem Falle würde ich ganz traditionell Leinöl-Halböl empfehlen. Ein Gemisch aus Leinölfirnis und rektifiziertem Terpentin (kein Terpentinersatz !) mehrmals auftragen,
zuerst Firnis : Terpentin = 1 : 3, beim nächsten Mal etwas fetter 1 : 2.
Damit die Lösung porentiefer eindringt kann, sie vorsichtig erwärmt werden in einem Wasserbad. Alle paar Jahre sollte man es dann wiederholen. In den Firnisanstrich kann man auch Pigmente hinzusetzen. Doch erst würde ich mal vorölen.
Das wurde seit Jahrhunderten im Außenbereich so gemacht, hat nur den Nachteil, daß sich die Farbe des Holzes verändert, sprich es vergilbt. Aber ein Holztor ist ja kein Gemälde...
Die geölte Oberfläche bewirkt, daß Regenwassertropfen besser abperlen. Und es ist trotzdem keine fette, massive Schicht als Überzug, die auch bald Probleme machen würde.
Mit Restauratorengrüßen
D.

Die Antwort von J.W. war:
Bewegtes Holz wird ungern von Holz zerstörenden Insekten befallen, aber was machen denn die Pilze bei direkter Bewitterung? Die interessiert nur der Feuchtegehalt, und bei Toranlagen gibt es konstruktionsbedingt Fugen, in denen sich Wasser sammelt. Hier keimen Pilze. Nicht umsonst werden in der einschlägigen Literatur gerade bei harzarmen Nadelhölzern spezielle Vorarbeiten angegeben. Was für den Maler als gesetzliche Grundlage gilt, sollte auch für den Selbermacher ein Maßstab sein.
Bei Fichtenholz funtionieren die Anstrichmittel nach RAL nicht richtig, besser ist hier tief imprägniertes Holz.
J.W.

Welche Erfahrungen könnt Ihr dazu beisteuern ?

Freundliche Grüße
Dietmar
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re:Leinöl und Leinölfirnis

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Hallo Dietmar
Ich muss gestehen, das mich persönlich so etwas wie eine gesetzliche Grundlage (damit dürfte ja die DIN, VOB etc. gemeint sein) nicht maßgeblich für die Auswahl eines Applikationsverfahrens ist. Das wesentlichste ist meiner Auffassung nach eine vernünftige konstruktive Ausbildung eines Tores. Dabei ist es erst einmal egal, ob es sich um ein Scheunen-, Deelen- oder Gartentor handelt. D. h. ich muss an den entsprechenden Stellen Wasser- und Tropfnasen vorsehen. Waagerecht liegende Bauteile wie Riegel z. B. sollten oben und unten abgeschrägt sein. Das Hauptproblem sind immer die ernahen Bereiche, da hier durch die höhere Feuchtigkeitsbelastung auch als erstes ein Zersetzungsprozess beginnt. So ich denn überhaupt eine farbliche Gestaltung meiner Tore oder anderer Außenbauteile wünsche, greife ich inzwischen grundsätzlich auf reine Ölfarben zurück. Zwar bei diesen der Abbindezeitraum länger, aber bei der späteren Pflege habe ich ein Menge zeitliche Ersparnis. So muss bei einem späteren Neuaufbau der Untergrund lediglich mit Seifenlauge gereinigt werden und ein neuer Anstrichaufbau kann erfolgen. Ölfarbe blättert nicht, sondern wittert gleichmäßig ab.
Wenn ich eine "Holzoptik" im Außenbereich wünsche, neige ich dazu, gar keinen Anstrich vorzunehmen. Leinenölanstriche sehen, meiner Auffassung nach, nach entsprechender Zeit immer schäbig aus. D. h. wenn diese nicht regelmäßig überstrichen werden. Ich denke auch nicht, das wirklich ein entsprechender Nutzen vorhanden ist. Mir persönlich gefällt es wesentlich besser, wenn z. B. bei einem Tor oder Zaun aus Kiefer im laufe der Jahre diese typisch dunkelbraune Einfärbung zu Tage tritt und die Maserung des Holzes durch die Witterungseinflüsse dem Tor erst ein wirklich würdiges aussehen verleit. Sicherlich gilt dies nicht für aufwendige Ziertore und Eingänge, aber da würde ich, wie bereits erwähnt, immer auf Ölfarben, die natürlich beliebig pigmentiert werden können, zurückgreifen.
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Stefan Haar
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Re:Leinöl und Leinölfirnis

Beitrag von Stefan Haar »

... da gibt's nix zu meckern ... prima Vorarbeit!

Kleine Ergänzung meinerseits: Ich habe Leinölfirnis in letzter Zeit immer *ih pfui* in der Mikrowelle erhitzt. Geht schnell, problemlos wiederholbar und ist nicht so aufwendig. Bisher habe ich keine Nachteile feststellen können.
AG-Bautechnik der IGB
Dipl.-Ing. Architekt

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