Lehmschüttung als Hinterfüllung/Dämmung von Fachwerk-Neubau

Fachgerechte Arbeiten, Materialien und Verfahren
Neo
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Lehmschüttung als Hinterfüllung/Dämmung von Fachwerk-Neubau

Beitrag von Neo »

Guten Abend zusammen,

da unsere nächsten Etappen bei unserem Neubau anstehen, kommen auch noch ein paar Fragen auf.

Als Grundgedanke/viel Recherche war unser Außenwandaufbau wie folgd geplant:
- Eichenständerfachwerk mit Ziegeln ausgemauert <= erledigt.
- verlorene Schalung mit ca. 10 cm Dämmlehm hinterfüllt.
- Holzweichfaserplatte 5-6 cm.
- Wandheizung/Lehm- oder Kalkputz

Der Grundgedanke liegt darin, möglichst natürliche Baustoffe zu verwenden und was liegt da näher als Lehm.
Aber durch Gespräche mit einem Handwerker/Baustoffhändler  sind ein paar Zweifel bzgl. der Lehmschüttung und der Schalung aufgekommen.

Wobei ja Schüttlehm mit Zusatzstoffen wie Schaumglas, Perlit, Blähton, Holz oder Stroh ist recht "günstig" im Vergleich zu Lehmsteinen oder Platten und man(n) kann die gröbste Arbeit in Eigenleistung vollbringen.

Meine Frage:
Normalerweise findet diese Methode Anwendung in der Sanierung um z.B. schiefe Wände auszugleichen.
Mir aber gefällt das Prinzip und die Wohnqualität die dahintersteht.

Mich interessiert Euer fundiertes Fachwissen/Erfahrungen, da durch die Schalung ja sowas wie "Kammern" zurückbleiben.
Wie wirkt sich das auf die Diffusionseigenschaften aus, Wasser(dampf) müsste in diesem kleinen Bereich der Schalung, die ja zum trockenen des Lehms freigelassen wird, seinen Zustand in flüssig ändern und dann wieder/evtl. in gasförmig oder ist es einfach egal oder zu vernachlässigen?

Ein Fachbetrieb verweist auch auf eine diffundierende Folie/Pappe die unbedingt in den Wandaufbau gehört "Sonst blässt der Wind die Kerze auffem Tisch aus". Der Gedanke, in einer "Plastiktüte" zu Leben widerstrebt sich mir voll, ich denke unterm Dach ist schon genug davon.

Und gibt es Unterschiede bei den "Dämm"lehmarten oder sind alle Zuschlagstoffe gleich zu empfehlen?

Sollte ich mit einigen Gedanken/Vorhaben vollständig daneben liegen kann ich es auch verkraften (:

Vielen Dank schonmal und einen schönen Abend noch.

Gruß
Neo
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Stefan Haar
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Re: Lehmschüttung als Hinterfüllung/Dämmung von Fachwerk-Neubau

Beitrag von Stefan Haar »

Sorry, dies ist jetzt keine komplette Antwort, aber je komplexer die Fragestellung, desto aufwändiger ist es eine brauchbare Antwort zu formulieren  ;)

Bei Deinem Aufbau sind mir derzeit noch die verlorene Schalung und die Holzweichfaserplatten ein Dorn im Auge. Die Diffusionsfähigkeit der Wand wird dadurch unnötig gleich 2x unterbrochen. Die "diffundierende" Folie ist lustig  ;D aber völlig fehl am Platz, wenn man durchgängig mit kapillar leitfähigen Baustoffen arbeitet.

Sympatischer wäre mir Eine Innenschale aus Hanf-Leichtlehmsteinen - lagenweise mit Leichtlehm hinterfüllt, eine Innenschale mit Cellco-Wärmedämmlehm oder eine "konventionelle" Leichtlehm-Innenschale aus Holz-Stroh-Häcksel-Stampflehm. Jede Variante hat Ihre Vor- und Nachteile. Die für Dich sinnvollste Variante musst Du Dir aussuchen.

Für eine ausführlichere Stellungnahme reicht meine Zeit momentan leider nicht.

Gruß    Stefan
AG-Bautechnik der IGB
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Neo
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Re: Lehmschüttung als Hinterfüllung/Dämmung von Fachwerk-Neubau

Beitrag von Neo »

Guten Abend,

im Prinzip ist deine Antwort ok,
aber Stampflehm muss doch auch einen "halt" haben. Und wie funktioniert das ohne Schalung?

Die Holzweichfaserplatte würde zusätzlich als Dämmung und Putzträger sowie für die Wandheizung dienen.

Gruß
Neo
Thoralf Nothnagel | KS Suhl
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Re: Lehmschüttung als Hinterfüllung/Dämmung von Fachwerk-Neubau

Beitrag von Thoralf Nothnagel | KS Suhl »

Stefan hat Recht. Mit der Holzweichfaserplatte unterbrichst Du nur Deine Kapilarwirkung. Sie ist total überflüssig. Ich habs so gemacht: 1. Ständerwerk als Halt für den Stampflehm 2. Einbringen des Stampflehms mit Gleitschalung
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Thoralf Nothnagel | KS Suhl
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Re: Lehmschüttung als Hinterfüllung/Dämmung von Fachwerk-Neubau

Beitrag von Thoralf Nothnagel | KS Suhl »

3. Wandheizung einbauen und auf den Ständern befestigen
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Re: Lehmschüttung als Hinterfüllung/Dämmung von Fachwerk-Neubau

Beitrag von Thoralf Nothnagel | KS Suhl »

4. mit Lehmputz verputzen und sofort mit hoher Vorlauftemperatur trockenheizen
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Neo
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Re: Lehmschüttung als Hinterfüllung/Dämmung von Fachwerk-Neubau

Beitrag von Neo »

Guten Abend,

danke für die Informationen und die bildliche Darstellung, so ähnlich stelle ich mir das vor.

Aber Lehm hat leider nicht die Wärmedämmung (WDL von Haacke z.B. 0,08) wie z.B. eine Holzweichfaserplatte (um die 0,04) und im Bereich der Ständer ist die Dämmung dann noch schlechter bzw. gegen "Null". Da wir ein Kfw 60 anstreben, auch wegen der Förderung, würde das Probleme geben und ein gewisses Maß an Dämmung, ohne die Wandstärke zu verdoppeln, muss zu machen sein.

Wieso könnte man nicht auf die Ständer die Holzfaserplatte anbringen, zumal man dann auch besseren Halt für Steckdosen und Schalter hätte?
Eine Kapilare Wirkung wäre doch auch gegeben wenn man die Platten dicht, mit etwas Lehm, an die Ständer anbringt?

Gruß
Neo
Dietrich Maschmeyer
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Re: Lehmschüttung als Hinterfüllung/Dämmung von Fachwerk-Neubau

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Auch ich sehe in den Holzweichfaserplatten ein Problem. Sie enthalten offene Lufträume - und sind genau deshalb nicht kapillarleitend. An der falschen Stelle positioniert, können sie irgendwann Ärger machen. Kapillarleitend sind hingegen Lehmbaustoffe mit geschlossenporigen Zuschlägen (z.B. Perlit). Wandheizungen (von denen es auch andere Auführungsformen gibt) sind extrem empfehlenswert, denn sie schaffen es, diejenigen Kaltluftsträhnen zuverlässig zu vermeiden, derentwegen die Raumtemperatur oft höher eingestellt wird, als es nötig wäre. Das Parados ist oft - trotz wärmerer Wand - ein geringerer Heizenergieaufwand.

By the way: Für monolithische Wandaufbauten dieser Art ist sehr guter Schlagregenschutz unabdingbar!

Das Thema "Baudenkmale als Niedrigenergiehäuser?" wird uns noch intensiv beschäftigen. Nicht immer ist es sinnvoll, hier höchste rechnerische Dämmwerte (die ohnehin zu einen erheblichen Anteil formalen Charakter haben) erzielen zu wollen. Gesetzlich dazu verpflichtet ist man ohnehin nicht - und an den KFW-Förderrichtlinien müsste dringend etwas zugunsten von Denkmalen geändert werden. Dass das nicht passiert, ist mal wieder dem Föderalismus geschuldet: alle Länder müssten sich auf einen Vorstoss beim Bauministerium einigen und einheitlich vorgehen. Dass das nicht passieren wird, dürfte leider ziemlich sicher sein...........
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Re: Lehmschüttung als Hinterfüllung/Dämmung von Fachwerk-Neubau

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Da das jetzt in ein anderes Thema eingreift, habe ich eine Antwort unter Energie-Aspekte http://forum.igbauernhaus.de/index.php?topic=976.0 eingestellt.
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Thoralf Nothnagel | KS Suhl
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Re: Lehmschüttung als Hinterfüllung/Dämmung von Fachwerk-Neubau

Beitrag von Thoralf Nothnagel | KS Suhl »

Bei Fachwerkwänden sollte man nach Möglichkeit beim allgemeinen Wärmedämmwahnsinn nicht mitmachen. Bei Fachwerkwänden ist die Schlagregenbelastung das größte Problem. Bei zu großen Dämmstärken und zu guten Dämmwerten kommt keine Wärme mehr außen am Fachwerk an. Das bedeutet auch, daß es nicht mehr so schnell trocknet und so stärker gefährdet ist, von Holzschädlingen befallen zu werden. Im Umkehrschluß bedeutet das allerdings nicht, daß man mit einem niedrigeren rechnerischen u-Wert automatisch seine Umgebung heizt. Eine durchfeuchtete Außenwand wird niemals den errechneten u-Wert erreichen. Weniger ist manchmal mehr. In den Arbeitsblättern des ZHD Johannesberg wurde vor einigen Jahren empfohlen den u-Wert von 1,00 W/m?.K für eine Fachwerkwand mit sichtbarem Fachwerk nicht zu unterschreiten. Will man diesen Wert trotzdem unterschreiten sollte man unbedingt darauf achten, daß der Wandaufbau absolut kapillar durchgängig und die Wand weitgehend schlagregengeschützt ist. Eine Wandheizung ist zu empfehlen.
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