Welcher Trasskalk für Sichtfachwerk?

Fachgerechte Arbeiten, Materialien und Verfahren
Neo
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Welcher Trasskalk für Sichtfachwerk?

Beitrag von Neo »

Einen schönen guten Abend in die Runde,

ich habe eine brennende Frage, wo es nicht leicht ist, kompetente Antworten oder Tipps zu finden.

Meine Frau und ich "bauen" mit viel Eigenleistung und Regie ein Eichständerfachwerkhaus ganz im klassischen Stil und möglichst unter Verwendung von natürlichen Materialien.

Das Gefache wird mit einem klassischen Handschlagziegel; ca. 30N/mm?, ca. 12% Wasseraufnahme, Ausblühungsfrei
von der Firma Heylen Bricks ausgemauert.
Die Steine sind schon vorhanden.

Nun meine Frage:
Durch viel Recherche und Rumfragerei sowie Empfehlungen sollte es ein Trasskalkmörtel sein.
Wir Wissen leider nur nicht, woher wir einen natürlichen, in der Zusammensetzung schon fertigen, ausblühfreien Trasskalkmörtel beziehen können, der zu dem Stein passt.

Viele Restauratoren und "Altmauerer" scheinen Ihr "Gemisch" selbst herzustellen und hüten das Rezept wie ein goldenes Kind.
Da wir "nur"" eine einfache Klinker Firma haben, die am liebsten Zement und Fugendichtband nehmen würde, wüsste ich gerne, woher ich ein geeignetes Produkt beziehen kann. Bis auf Tubag habe ich im Netz keinen geeigneten Anbieter gefunden bzw. wie dieser aussehen/zusamengesetzt sein könnte.

Vielleicht könnt Ihr mir helfen, für ein autentisches Werk ein weiteres Puzzelteil zusammen zufügen. Schön wäre auch eine etwaige Mengenangabe, es handelt sich um ca. 70 m? Sichtmauerwerk.

Anbei auch ein paar Bilder wie es ist, und wie es mal aussehen sollte (ist der genannte Stein in einem Gefache von der selben Zimmerei).

Vielen Dank schonmal im voraus.

MfG
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Dietrich Maschmeyer
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Re: Welcher Trasskalk für Sichtfachwerk?

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Trasskalk ist ein hydraulischer Mörtel (bindet auch unter Wasser ab). Für die Ausfachung ist Kalkmörtel Mörtelgruppe 1 nicht nur völlig ausreichend, sondern eigentlich Pflicht. Man kann verwenden Luftkalk oder hydraulischen Kalk, ich empfehle aus persönlicher Erfahrung Luftkalk, allenfalls (bei sträkerer Beanspruchung) einen mittelmässig hydraulischen Kalk, der sich auch durch Mischen von hochhydraulischem (1 Teil) und Luftkalk (2 Teile)herstellen lässt. Fachwerk ist aber grundsätzlich vor Dauerdurchfeuchtung zu schützen - da muss der Mörtel nichtmehr aushalten als das Holze selbst. Verwenden kann man dafür handelsübliche Kalke. Wichtig: Stark saugende Steine müssen im gut nassen Zustand vermauert werden, damit der Mörtel gut bindet, nicht zu schnell stockt und die Fuge dünn werden kann. Danach unbedingt  einige Tage vor Sonnenstrahlung und zu starkem Austrocknen schützen.

Die Ausfachungen auf dem unteren Bild sind nicht sachgemäss. Die Fuge zwischen Stein und Holz soll an allen 4 Seiten so schmal wie möglich sein, damit der Stein praktisch in das Gefach eingeklemmt ist und mit seiner hohen Porosität und inneren Oberfläche auch das Holz trockenhält. Auf dem Bild bestehen die Fugen erkennbar aus nicht genügend porösem Zementmörtel (gar nicht gut - schon gar nicht am Holz) - und sind zu breit. In jedes Gefach wäre locker ein Stein mehr hineingegangen. Und dann ist sie auch noch am Holz ausgekratzt. Wahrscheinlich ist unter der Fuge eine der ominösen Dreikantleisten. Bei deren Verwendung hätte man aber die Steine kerben müssen. Das ist natürlich eine tierische Arbeit. Also ist die Mörtelfurche (an den senkrechten Hölzern) der bessere Weg.

Der schönste Stein nützt nichts, wenn er falsch verarbeitet wird. so auch hier. Der Stein selbst scheint mir prinzipiell ok.
Thoralf Nothnagel | KS Suhl
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Re: Welcher Trasskalk für Sichtfachwerk?

Beitrag von Thoralf Nothnagel | KS Suhl »

Ich kann mich hier Dietrich nur anschließen. Luftkalkmörtel - eventuell mit leicht hydraulischen Anteilen - ist vollkommen ausreichend. Ein reiner Traßkalk wäre zu hart. Die Gefahr der Rißbildung durch das Arbeiten der Fachwerkhölzer ist größer je Härter der Mörtel ist. Es reicht den Mörtel mit Sand und Weißkalkhydrat anzumischen. Es gibt auch geeignete Fertigprodukte wie z.B. Solubel. Diese sind meines Erachtens aber viel zu teuer.
Neo
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Re: Welcher Trasskalk für Sichtfachwerk?

Beitrag von Neo »

Hallo zusammen,

vielen dank erstmal für Eure Antworten.

Das Bild mit den ausgemauerten Gefachen wurde, meines Wissens nach, mit einem Kalkmörtel gemauert. Über die Fugenbreite kann ich natürlich nichts sagen. Die Auskratzung der Fugen soll über ca. 2 Jahre offen bleiben, um entstandene Risse zwischen Holz und Gefache wieder schliessen zu können. So war halt die Aussage von dem Maurer der bei diesen Leuten das Gefache ausgemauert hat.
Eine Dreikantleiste wurde nicht verwendet.

Das Gefache von der Zimmerei ist standardmäßitg mit eine Kerbe im Gefachrahmen vorgesehen (für die Verkrallung).
Der Rat mit einem Luftkalk bzw. mit hydraulischem Kalk-Anteil zu arbeiten hört sich gut. Wie sehen da die Mischungsverhältnisse aus und kann man diesen Problemlos mit einer Mischmaschine anrühren?

Für die Anregung, die Steine sehr Dicht an das Gefache zu platzieren; Wäre es auch möglich, die Steine direkt trocken an das Gefache zu mauern oder sollte eine dünne Fuge vorgesehen werden, zumal das Eichenholz eine Restfeuchte von 30% besitzt.
Wie sieht es dann aus wenn das Holz arbeitet und Fugen von ein paar Millimeter entstehen, diese wären dann doch sehr schwer zu füllen?

Danke für Eure Mithilfe und einen schönen Abend noch.

PS: Sollte sich jemand anbieten, mir vielleicht schon gemischten Kalkmörtel verkaufen zu können, wäre ich über eine Information dankbar. Die Lieferadresse wäre somit in Meinerzhagen (58540)

MfG
Dietrich Maschmeyer
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Re: Welcher Trasskalk für Sichtfachwerk?

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Üblicherweise ist das Mischungsverhältnis etwa 1:3 (Volumen). Je dünner die Fuge, desto fetter kann und sollte man es machen.

Die Steine kalt ans Fachwerk zu setzen macht dann wenig Sinn, wenn man die Füllungen in den Stielen "verkrallen" will (mit Hilfe der Nut, die auf Niederdeutsch Mörtelgrube heisst (von Gruve = Nut)). Viel Mörtel braucht man da aber nicht.

Das beste ist immer, das Fachwerk nach dem Richten einen Winter zum Trocknen stehenzulassen. Das hat man früher immer gemacht, wenn man es sich erlauben konnte. Danach ist erfahrungsgemäss der Restschwund so gering, dass man nicht mehr nacharbeiten muss - und das ist immer viel Arbeit. Weiterhin ist es sinnvoll, die Gefache bei längerem sehr trockenem Wetter auszumauern, dann ist der Schwund noch geringer (aber danach Feuchthalten nicht vergessen). Aber wer hat heute schon die Zeit, ein Wohngebäude ein halbes Jahr stehenzulassen....

Vor zu schnellem Ausmauern muss ich aber dringend warnen. Holz ist ein Natruwerkstoff, der einem vorschreibt, wie und wann man ihn am besten bearbeitet. Wer sich daran nicht halten will, zahlt Lehrgeld in Form von viel Mehr- und Nacharbeit.
salinodg
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Re: Welcher Trasskalk für Sichtfachwerk?

Beitrag von salinodg »

Hallo Neo,

ferti gemischter Luftkalkmörtel ist in den meisten Fällen rausgemischenes Geld.
Man nehme:

- ca. 4 Teile Sand (3,5 - 4,5), gewaschen, Sieblinie 0 - 2 mm. Kann man sich vom örtlichen Kieswerk liefern lassen
- 1 Teil Weißkalkhydrat (Calciumhydroxid) in der Qualität CL90. Gibt's im Baustoffhandel oder manchmal auch in Baumärkten (25 kg Sack liegt bei ca. EUR 6,-).

Alles in Volumenangaben

Dann alles mit Wasser in den Mischer. Man hat die richtige Konsistenz, wenn beim Abstechen mit der Kelle nichts mehr nachrutscht. Generell gilt: So weing Wasser wie möglich. Die Steine aber immer vornässen, damit dem Mörtel nicht so viel Wasser entzogen wird.

Zur Fugenbreite/-höhe: Hier gibt es zwar DIN's u.ä., die versagen aber in der Regel bei Altbauten und nicht gebräuchlichen Formaten. Normalerweise: Lagerfuge - 1,2 cm, Stoßfuge - 1 cm. Man sollte aber vorher ausrechnen, wieviel Reihen in ein Gefach passen - daraus errechnet sich dann die Höhe der Lagerfuge.

Beim Berechnen des Mörtelbedarfs nur den Sand kalkulieren. Der feingemahlene Kalk verschwindet in den Hohlräumen zwischen den Sandkörnern.

Gutes Gelingen.

Bernd
Neo
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Re: Welcher Trasskalk für Sichtfachwerk?

Beitrag von Neo »

Guten Morgen zusammen,

danke für die Tipps und die wertvollen Informationen.

Eine Frage dazu beschäftigt mich noch:

Wie sieht es mit Ausblühungen bei Luftkalkmörtel aus?
Muss man da etwas beachten, oder gibt es sonstige Unterschiede?

Der Stein ansich wird als Ausblühungsfrei deklariert.

MfG
Neo
salinodg
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Re: Welcher Trasskalk für Sichtfachwerk?

Beitrag von salinodg »

Hallo,

hinter dem landläufigen Begriff "Ausblühungen" verbergen sich mehrere Symptome. Normalerweise gibt es keine Ausblühungen - es sei denn, es kommen irgendwelche Schadensquellen hinzu. I.d.R. ist aber nicht der Mörtel die Schadensquelle, sondern externe Einflüsse. Das können sein. Gelöste Salze durch Feuchtetransport aus dem Erdreich sein oder auch Nitrate bei ehemaligen Stallungen. Eine weitere Möglichkeit ist ggf. "saurer Regen". Dadurch könnte das Bindemittel "Kalk" im Mörtel" oder "freier Kalk" in Ziegeln gelöst und ausgeschwemmt werden.

Wenn man diese Schadensquellen ausschließen kann, sollte es keine Probleme geben.

Gruß

Bernd
Dietrich Maschmeyer
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Re: Welcher Trasskalk für Sichtfachwerk?

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Na, so ganz ist das nicht richtig, dass es normalerweise keine Ausblühungen gibt. Ursache von Ausblühungen, die nicht aus dem Boden etc. kommen sind meist Sulfate, die in praktisch jedem Ziegel vorhanden sind (aus dem Lehm, aus dem Brennstoff und später auch aus der Luft).  Wenn das Mauerwerk feucht wird, geraten sie in Bewegung, nehmen dann noch einige Minerale mit und kristallisieren an der Oberfläche wieder aus - meist als Silikatsulfate etc. Bei Verwendung von Zementmörtel können ais auch aus dem stammen, bekanntlich spilen sie ja beim Abbinden von Zement eine Rolle. Typisch sind die Ausblühungen an der Unterseite von (auch trocken verlegten) Dachziegeln, deren Sulfatanteil nur aus Ziegeln oder Luft kommen kann. Stark können sie auch ausfallen bei Verarbeitung von dichtgesintertem Klinker mit Zementmörtel. In diesem Falle stammen sie aus dem Mörtel und werden aus den Fugen ausgewaschen. Regenwasser ist eigentlich immer dazu nötig, dass es Ausblühungen gibt.

Manche Ziegeleien setzen dem Lehm Bariumcarbonat zu, umd die Sulfate zu binden, die man nicht beim Brand austreiben kann. Andere hydrophobieren die Steine an den Sichtflächen. Ich denke, beides kann man sich bei vernünftigem Umgang mit dem Stein sparen. Zumal da es auch nicht immer funktioniert.

Bei porösen Steinen und Luftkalkmörtel kommt es nur bei extremer Dauerdurchfeuchtung zu Ausblühungen, z.B. an Gartenmauern. Dann ist es meist Kalziumcarbonat, dass sich wie in einer Tropfsteinhöhle durch Bildung von Hydrogencarbonat in Bewegung setzt und anderswo wieder ausscheidet. (Es ist dann mit Säure leicht entfernbar). Wenn es dann gleichmässig erfolgt, ändert sich die Steinfarbe, aber sonst nicht viel. Bei Fachwerk wäre diese Art von Durchfeuchtung eher kontraproduktiv......
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