Lehmputz ohne Stroh?

Fachgerechte Arbeiten, Materialien und Verfahren
Benutzeravatar
Stefan Haar
Globaler Moderator
Globaler Moderator
Beiträge: 888
Registriert: Sa 15. Feb 2003, 23:59
Wohnort: Wolfenbüttel
Kontaktdaten:

Re:Lehmputz ohne Stroh?

Beitrag von Stefan Haar »

... bislang habe ich immer mit TALIS-Material gearbeitet, weil ich damit begonnen und es zu schätzen gelernt habe. Außerdem sind hier auch Strohhäcksel mit drin, die ich als "Bewehrung" für sinnvoll halte.

Der Holzhäcksellehm von Conluto oder Claytech sol aber auch problemlos gehen.

Problematisch wird's nur, wenn das Material zu nass oder zu trocken angeliefert wird.

Entscheidend könnten die Transportkosten sein.

Meines Wissens wird das Material auf Bestellung angemischt. Dauert - lagermäßig vorhandene Zutaten vorausgesetzt - eine knappe Woche bis das Material auf der Baustelle ist.

Gruß Stefan
AG-Bautechnik der IGB
Dipl.-Ing. Architekt

Beiträge im Forum können lediglich allgemeine Betrachtungen und daher reine Meinungsäußerungen sein. Bei konkreten Sanierungsproblemen ist eine Einzelberatung durch einen Sachkundigen vor Ort zwingend erforderlich.
Benutzeravatar
Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
Senior Member
Senior Member
Beiträge: 502
Registriert: Fr 29. Apr 2005, 11:10
Wohnort: Berlin / Münchehofe (Brandenburg LDS)
Kontaktdaten:

Re:Lehmputz ohne Stroh?

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

@stefan

deshalb auch Konvektion, konvektion......

Gruss Sven.
Teske + Schwiede Architekten
Sachverständige für Schäden an Gebäuden

Alle Beiträge im Forum sind ausschließlich allgemeine Betrachtungen und keinesfalls konkrete Sanierungsanleitungen oder Rechtsberatungen. Hierfür sind immer Einzelfallberatungen durch einen Sachkundigen vor Ort erforderlich.
Benutzeravatar
Arne Luetkens
Full Member
Full Member
Beiträge: 116
Registriert: Mo 28. Feb 2005, 09:47
Wohnort: Hamburg und S-H
Kontaktdaten:

Re:Lehmputz ohne Stroh?

Beitrag von Arne Luetkens »

Mir wurde seinerzeit bei meinem Baustoffhändler erzählt das der Hozleichtlehm bei Claytec alle 6 Wochen angemischt und ausgeliefert wird. War es nicht so das Holzleichtlehm auch innerhalb von 6 Wochen verarbeitet werden mußte? Ich bin mir nicht mehr so ganz sicher. Jedenfalls war es so das in den Halbarkeitsintervallen auch angemischt wurde.

Gruß
Arne
Benutzeravatar
Stefan Haar
Globaler Moderator
Globaler Moderator
Beiträge: 888
Registriert: Sa 15. Feb 2003, 23:59
Wohnort: Wolfenbüttel
Kontaktdaten:

Re:Lehmputz ohne Stroh?

Beitrag von Stefan Haar »

... bei TALIS wird das Material auf Bestellung frisch gemischt. Laut Empfehlung sollte das Material dann innerhalb von 3-4 Wochen verarbeitet werden ...

Bis zu 6 Wochen Lagerzeit vor dem Einbau halte ich nicht für sehr hilfreich ...

Gruß Stefan
AG-Bautechnik der IGB
Dipl.-Ing. Architekt

Beiträge im Forum können lediglich allgemeine Betrachtungen und daher reine Meinungsäußerungen sein. Bei konkreten Sanierungsproblemen ist eine Einzelberatung durch einen Sachkundigen vor Ort zwingend erforderlich.
Benutzeravatar
Arne Luetkens
Full Member
Full Member
Beiträge: 116
Registriert: Mo 28. Feb 2005, 09:47
Wohnort: Hamburg und S-H
Kontaktdaten:

Re:Lehmputz ohne Stroh?

Beitrag von Arne Luetkens »

Dann hab ich das tatsächlich falsch in Erinnerung gehabt. Dann war es vermutlich so, das alle 3 Wochen angemischt un geliefert wurde. (zumindest bei Claytec)
Benutzeravatar
Arne Luetkens
Full Member
Full Member
Beiträge: 116
Registriert: Mo 28. Feb 2005, 09:47
Wohnort: Hamburg und S-H
Kontaktdaten:

Re:Lehmputz ohne Stroh?

Beitrag von Arne Luetkens »

Ich muß kurz berichten!

Ich habe gestern das erste Mal "mit Lehm geworfen" :) Was mir zunächst auffiel ist, daß das von Claytec angegebene Mischungsverhältnis nicht so wiklich stimmen kann. Bei 25% Wasser hat der Lehm mehr die Eigenschaften des Wassers als die des Lehms. Bei der Mischung bleibt der nichtmal auf der Kelle.
Dann ist mir aufgefallen das der Lehm viel viel weniger Strohanteil hat als ich es mir vorgestellt hätte. Ich frage mich worauf die angegebene Mindestauftragsstärke von 15mm bei Lehmunterputz basiert, denn technisch ist eine viel dünnere Schnicht gar kein Problem.
Als letztes hab ich für mich die Entdeckung gemacht, daß es viel praktikabler und sauberer ist den Lehm aufzuziehen als ihn anzuwerfen. Aber das mag noch an der fehlenden Routine liegen. Da werde ich berichten wenn ich meine ersten 10 Tonnen weg habe ;)
Benutzeravatar
Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
Senior Member
Senior Member
Beiträge: 502
Registriert: Fr 29. Apr 2005, 11:10
Wohnort: Berlin / Münchehofe (Brandenburg LDS)
Kontaktdaten:

Re:Lehmputz ohne Stroh?

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

Hallo Arne,

ich habe zwar noch nicht selbst mit Lehm geputzt, aber wenigstens dabei zugesehen. Eigene Erfahrungen habe ich nur mit Kalk- und Kalkzementputzen gemacht. Die Konsistenz von Putzen ist grundsätzlich immer sehr flüssig. Deshalb braucht man etwas Übung für den richtigen "Kellenschwung" (und sieht am Anfang aus wie eine wandelnde Wanderdüne...).

Aufziehen wird, wie bei anderen Putzarten (von dünnschichtigen Kunstharzputzen abgesehen), nicht funktionieren. Nur durch das anwerfen des Putzes entsteht ein weitestgehenst hohlraumfreier Putz. Durch seine flüssige Konsistenz ermöglicht der Putz dem Untergrund einen kapilaren Wasserentzug, der die Haftung des Putzes auf dem Untergrund deutlich verbessert.

- Durch Eure Beschreibungen / Erfahrungen mit dem Baustoff Lehm, kriege ich richtig Lust Lehm selbst auch vermehrt einzusetzen. Leider bin ich bei meinem eigenen Haus mit dem Putzen fast vollständig durch....

Viele Grüße, Sven Teske
Teske + Schwiede Architekten
Sachverständige für Schäden an Gebäuden

Alle Beiträge im Forum sind ausschließlich allgemeine Betrachtungen und keinesfalls konkrete Sanierungsanleitungen oder Rechtsberatungen. Hierfür sind immer Einzelfallberatungen durch einen Sachkundigen vor Ort erforderlich.
Benutzeravatar
Arne Luetkens
Full Member
Full Member
Beiträge: 116
Registriert: Mo 28. Feb 2005, 09:47
Wohnort: Hamburg und S-H
Kontaktdaten:

Re:Lehmputz ohne Stroh?

Beitrag von Arne Luetkens »

Hallo Sven,
das Lehm wirklich ein toller Baustoff ist kann ich schon nach dem ersten Abend bestätigen, und ich hätte in nicht gedacht, daß das so viel Spaß macht. Meine bisherigen Arbeiten waren immer unheimlich aufwändig und langwierig (speziell das Ausmauern der Gefache). Da verliert man irgendwann die Motivation. Bei Putzen hab ich ja jetzt richtig schnelle Erfolgserlebnisse und das Gefühl auch irgendwann mal fertig zu werden.

Die Konsistenz des Lehms bei dem von Claytec angegebenen Mischungsverhältnis war auch bei sehr gutem Willen nicht verwendbar. Der Lehm floß von der Kelle. Stell Dir vor Du schmeißt wasser an die Wand (naja zugegeben, etwas übertrieben)
Ich werde da aber noch ´n bißchen probieren bis ich die richtige Konsistenz gefunden habe.

Gruß
Arne
Benutzeravatar
Stefan Haar
Globaler Moderator
Globaler Moderator
Beiträge: 888
Registriert: Sa 15. Feb 2003, 23:59
Wohnort: Wolfenbüttel
Kontaktdaten:

Re:Lehmputz ohne Stroh?

Beitrag von Stefan Haar »

So, bin vom Herbsttreffen der Außen- und Kontaktstellen in Wernigerode zurück ... also kurz ein kleiner Tipp aus der Praxis:

Macht den Lehmputz nicht zu flüssig ... aus meiner Sicht lässt er sich in "Kuchenteigkonsistenz" am vielfältigsten verwenden. Jedenfalls sollte er nicht von der Kelle pladdern ;)

Mann kann den Lehmputz anwerfen, ohne hinterher auszusehen, wie eine Lehmfigur ... denkt einfach an die Vor- oder Rückhand beim Tischtennisspielen. Zur Beruhigung: bei meinen ersten Versuchen sah ich auch aus, wie ein Ferkel ;D- aber man lernt es ganz schnell.

Wer mit Tischtennis nichts am Hut hat, kann den Lehm auch gut mit einer Zahnkelle (4er oder 6er Zahnung) aufziehen. Grundsätzlich hilfreich ist zur Vorbereitung eine Wasserspritze (z.B. Gloria) zum Einnebeln der zu putzenden Oberfläche.

Lehmfeinputz wird in der Regel sowieso mit einer zahnlosen Glättkelle aufgezogen und nicht angeworfen.

Der Rest lässt sich besser in der Praxis erläutern, aber vielleicht hilft es Euch ja schon ein wenig weiter.

Herzliche Grüße

Stefan
AG-Bautechnik der IGB
Dipl.-Ing. Architekt

Beiträge im Forum können lediglich allgemeine Betrachtungen und daher reine Meinungsäußerungen sein. Bei konkreten Sanierungsproblemen ist eine Einzelberatung durch einen Sachkundigen vor Ort zwingend erforderlich.
Benutzeravatar
Arne Luetkens
Full Member
Full Member
Beiträge: 116
Registriert: Mo 28. Feb 2005, 09:47
Wohnort: Hamburg und S-H
Kontaktdaten:

Re:Lehmputz ohne Stroh?

Beitrag von Arne Luetkens »

Nach dem ersten Wochenende bin ich nun erstmal platt. Ich hab zwar gut einen Bigbag verarbeitet, aber das geht doch an die Substanz. Mehr als 9 Stunden am Tag sind da kaum ´drin.
Ich habe für mich festgestellt das es am schnellsten geht den Lehm aufzuziehen. Wie Stefan es schon geschrieben hat ist es am angenehmsten mit der festeren Mischung zu arbeiten. Dabei bewegt man sich allerdings immer an der Grenze dessen, was der Freifallmischer noch mischen kann. Etwas weniger Wasser und der Lehm dreht sich einfach mit. Da muß man sich erstmal herantasten. Ich wunder mich immernoch über die Angaben von Claytec....
Mit dem Anwerfen halte ich mich momentan noch zurück. Das geht meines Erachtens besser wenn man große Flächen ohne Fenster hat. Das kommt irgendwann auch noch...
Jetzt bin ich erstmal gespannt wie lange ich das körperlich aushalte. Ich werde bestimmt berichten.

Gruß
Arne
Benutzeravatar
Stefan Haar
Globaler Moderator
Globaler Moderator
Beiträge: 888
Registriert: Sa 15. Feb 2003, 23:59
Wohnort: Wolfenbüttel
Kontaktdaten:

Re:Lehmputz ohne Stroh?

Beitrag von Stefan Haar »

... sofern die Tastatur lehmfrei bleibt und die Finger die Tasten noch finden ... ;D ;D
AG-Bautechnik der IGB
Dipl.-Ing. Architekt

Beiträge im Forum können lediglich allgemeine Betrachtungen und daher reine Meinungsäußerungen sein. Bei konkreten Sanierungsproblemen ist eine Einzelberatung durch einen Sachkundigen vor Ort zwingend erforderlich.
Benutzeravatar
Arne Luetkens
Full Member
Full Member
Beiträge: 116
Registriert: Mo 28. Feb 2005, 09:47
Wohnort: Hamburg und S-H
Kontaktdaten:

Re:Lehmputz ohne Stroh?

Beitrag von Arne Luetkens »

Die fragen gehen weiter.....

Es wird ja nun immer geschrieben und gesagt, daß der verputzte Lehm rechtzeitig vor der kalten Jahreszeit verarbeitet werden muß. Aufgrund meiner sehr knappen Zeit muß ich mir jetzt überlegen bis wann ich denn den Lehm verputzen kann. Heizen ist dabei unrealistisch, da weder Decken, Wände noch Fußböden biesher gedämmt sind. Über den Einsatz von Kondensattrockner denke ich allerdings nach.

Was passiert denn wenn der bereits verarbeitete Lehm friert. Klar! Wasser dehnt sich aus, und in den Bereichen verliert er dann möglicherweise seine Haftwirkung. Ist das ´ne Befürchtung, oder hat das jemand beobachtet? Wann wird´s denn wirklich Kritisch. Im tiefsten Winter, wenn auch tagsüber die Temperaturen nicht über den Gefrierpunkt steigen, oder reicht´s wenns die Nacht über durchfriert. Achja, vielleicht nicht unwichtig zu werwähnen das es sich um ´ne 5cm starke Lehmschicht auf ´ner 11,5er Ziegelwand handelt.

In der Befürchtung das alle (wie ich selber ja auch) nur nach Gefühl handel hoffe ich auf jemanden der´s genau weiß ;) (.... zmindest genauer)


Gruß
Arne

P.S.: Wenn man weiterdenkt könnte man ja auch befürchten das die Ziegel nun auch sehr viel Feuchtigkeit aufgesaugt haben, und diese nun kaputtfrieren. Das wäre dann der Supergau.
Benutzeravatar
Stefan Haar
Globaler Moderator
Globaler Moderator
Beiträge: 888
Registriert: Sa 15. Feb 2003, 23:59
Wohnort: Wolfenbüttel
Kontaktdaten:

Re:Lehmputz ohne Stroh?

Beitrag von Stefan Haar »

Die Ziegel sehe ich eigentlich nicht in Gefahr, den Lehmputz frostfrei zu halten wäre schon gut. Die feuchteste Stelle dürfte die Kontaktzone mit dem Ziegel darstellen. Wenn hier Eiskristalle wachsen, könnte sich der Putz partiell von der Wand lösen. Wenn der Lehm schon trocken genug ist, sind auch genug Hohlräume da und Schäden können nahezu ausgeschlossen werden.

Zu lange Trocknungszeiten erhöhen aber auch die Gefahr für die organischen Bestandteile (Strohhäcksel etc.) im Lehm. Irgendwann beginnt der Kompostierungsprozess >:(

Solange Du Deine Hütte nicht heizen kannst, bringt Dir der Kondenstrockner auch nichts. Den besten Wirkungsgrad haben die Teile bei ca. 35´° Raumlufttemperatur ::) - Bei 20´° funktionieren sie natürlich auch, aber bei 10´° sind sie einfach nicht mehr effektiv genug.
AG-Bautechnik der IGB
Dipl.-Ing. Architekt

Beiträge im Forum können lediglich allgemeine Betrachtungen und daher reine Meinungsäußerungen sein. Bei konkreten Sanierungsproblemen ist eine Einzelberatung durch einen Sachkundigen vor Ort zwingend erforderlich.
Antworten