Bruchsteingefache im Innenbereich

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Guido Oster
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Bruchsteingefache im Innenbereich

Beitrag von Guido Oster »

Hallo,

wir haben mit der Sanierung eines alten Sandsteinhauses begonnen. Unter Unmengen von Putz und Farbschichten konnten wir wunderschönes Eichenfachwerk freilegen. Die Gefache sind mit allerlei kleinen Sand- und Muschelkalksteinen ausgefüllt, also das, was scheinbar beim Erstellen der Aussenfassade an Kleinkram übrigbeblieben ist. Die einzelnen Steine sind mit sehr sandigem Mörtel verfugt, der nur wenig Stabilität bietet und leicht bröselt. Die meisten dieser Felder wollen wir mit Lehmputz eines Tages wieder schließen, aber bei einigen möchten wir gerne den Aufbau sichtbar lassen. Nun stellt sich die Frage, wie stabilisiert man das sehr sandige Innenleben dieser Ausmauerungen und wie verhindert man langfristig ein Herausrieseln der Füllung?
Danke für jede Antwort

Guido
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Stefan Haar
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Re:Bruchsteingefache im Innenbereich

Beitrag von Stefan Haar »

Hallo Guido,

ich würde versuchen, die Oberfläche satt und gleichmäßig mit einer verdünnten Wasserglaslösung einzusprühen. Eine Gartenspritze kann hier gute Dienste leisten - aber unbedingt gleich anschließend gut durchspülen, es sei denn, Du wolltest Dir anschließend sowieso eine Neue kaufen ... :D

Herzliche Grüße Stefan
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Dietmar Fröhlich
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Re:Bruchsteingefache im Innenbereich

Beitrag von Dietmar Fröhlich »

Hallo Guido,
es gibt Steinverfestiger auf Kieselsäureester-Basis in unterschiedlicher Konsistenz, die man auf porösem Material verwitterter Natursteinmauern auftragen kann. Sie werden auch zur Tränkung von Steinskulpturen angewendet. Doch das ist eine Wissenschaft für sich... Diese Tränkungsmittel sind allerdings auch nicht ganz billig. Ich habe es selbst noch nicht probiert, ob und wie diese (ölhaltigen) Tränkungsmittel auch auf bzw. in den Mörtelfugen reagieren. Doch sie dürften dort den gleichen Effekt erzielen.
Wenn es um Euren Innenbereich geht, dann ist die Fehlergefahr für Euch Laien (sorry !!) nicht allzu gravierend.

Noch ein paar Verarbeitungshinweise:
Der Untergrund muß absolut trocken sein. Bei Wasser entsteht sofort ein milchiger Schleier, der bleibt. Mit einem weichen Pinsel gibt man dosiert die Tränkungssubstanz an die absandende Oberfläche, aber so daß man nicht streichen muß. Der Untergrund selbst muß das Tränkungsmittel einfach nur aufsaugen, so lange bis das weiche Material gesättigt ist und nichts mehr aufnimmt. Tränkt man zu viel, hat man Laufspuren. Und bleibt es an der Oberfläche stehen, dann trocknet es dort glasig auf, (was man beim Kunstgut keinesfalls haben will). Vorsicht auch bei den Tropfnasen. Am Besten, Ihr schützt die Balken und den Fußboden vorher durch Abkleben saugender Materialien (Papier).
Solche Tränkungsmittel kann man nicht auflösen, nicht putzen wegwischen etc. Es gibt immer Flecken, die man nicht mehr wegbekommt. Selbst die Pinsel kann man kaum reinigen. Mir fällt zumindest nichts ein womit. Nach dem Tränken muß man die Fläche einfach in Ruhe abbinden lassen. Danach wird nichts mehr absanden.
Es ist sicher logisch, daß nur sehr poröse Sandsteine das Tränkungsmittel aufnehmen.

Große Frage zum Schluß: Ist es wirklich Sandstein ??
Kalksteine kann man durch diese Art der Verkieselung nämlich nicht tränken.

Restauratorengrüße sendet
Dietmar

PS.
Stefan war mit seiner Antwort plötzlich schneller.
Die heutigen Verkieselungstränkungsmittel wurden sicher ehemals aus Wasserglas heraus entwickelt. Dieses wird aber sehr hart und spröde und bekommt starke Oberflächenspannungen. Wasserglas bleibt an der Oberfläche stehen. Ich fürchte, es könnte dann flächige Abplatzungen der getränkten Schollen geben, wenn darunterliegendes weich bleibt.
"Modernere" Mittel wandern richtig in die Tiefe hinein und behalten mehr Elastizität. Im Grunde wird damit die verlorengegengene Kieselstruktur wieder aufgebaut.
Dietmar Fröhlich
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Re:Bruchsteingefache im Innenbereich

Beitrag von Dietmar Fröhlich »

@ Hallo Stefan,
hielf mir mal weiter: Wie verdünnt man Wasserglas ?
Fragende Grüße
Dietmar
salinodg
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Re:Bruchsteingefache im Innenbereich

Beitrag von salinodg »

@Dietmar
Ganz einfach mit Wasser. Wasserglas verkieselt dann mit dem Untergrund.
Aber unbedingt darauf achten, Kalium-Wasserglas zu nehmen - und kein Natrium-Wasserglas.
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Stefan Haar
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Re:Bruchsteingefache im Innenbereich

Beitrag von Stefan Haar »

@Dietmar

... da es sich hier um eine Innenanwendung handelt und nur das Abrieseln gestoppt werden soll, halte ich die Wasserglasmethode hier für die praktikabelste.

Die Verdünnung mit Wasser ermöglicht ein tieferes Eindringen in die Oberfläche.

Bisher (9-10 Jahre) habe ich mit meinem Wasserglasanstrich auf Lehmputz im Außenbereich gute Erfahrungen gemacht. in der Fläche funktioniert das prima - Probleme gibt es bei stärker bewitterten Gefachen dann aber nach einiger Zeit an den Kanten und hier insbesondere unterhalb der Fenster.

Für den Innenbereich sollte es m.E. keine Probleme geben.
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Dietmar Fröhlich
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Re:Bruchsteingefache im Innenbereich

Beitrag von Dietmar Fröhlich »

Ja, man lernt nie aus.! Danke Euch, Salinodg & Stefan, für die Hinweise. In Innenräumen ist die Anfälligkeit natürlich geringer. Und auch kostengünstiger. Ich hab selbst noch nie ausprobiert, Wasserglas zu verdünnen. Bisher dachte ich, es geht garnicht.

Nächtliche Grüße
Dietmar
Guido Oster
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Re:Bruchsteingefache im Innenbereich

Beitrag von Guido Oster »

Hallo zusammen,


vielen Dank für die Hinweise.


kann mir jemand einen Produktnamen, Hersteller und ggf Verarbeitungshinweise nennen?

Vielen Dank


Guido
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Stefan Haar
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Re:Bruchsteingefache im Innenbereich

Beitrag von Stefan Haar »

... für Wasserglas (reine Silikatfarbe) fällt mir spontan die Firma Kreidezeit (www.kreidezeit.de) ein ... sicher gibt es aber auch weitere Hersteller. Zu beziehen in der Regel über den ökologischen Baustoffhandel - bestimmt aber auch direkt.

Hinsichtlich der Verarbeitung sollte man sich - der Sicherheit wegen - immer an den produktbezogenen Verarbeitungshinweisen orientieren - als pdf-Datei bei www.kreidezeit.de zu finden.

Viel Erfolg ... und ... eine Rückmeldung wäre natürlich prima :)

Herzliche Grüße nach Unterfranken

Stefan
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salinodg
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Re:Bruchsteingefache im Innenbereich

Beitrag von salinodg »

Weiterer Lieferant:
www.kremer-pigmente.de

Ein Preisvergleich ist schlecht möglich, da die Konzentrationen bei den Herstellern / Anbietern unterschiedlich sein können.

Faustformel zum Mengenverbrauch bei Grundierung: 1 Liter für ca. 15 m?

Kosten: ca. 5 EUR (+ ggf. Versand)

Das Datenblatt von Kreidezeit gibt sehr gute Verarbeitungshinweise (Download)
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