Fenster ohne Kitt - Renovierung alter Fenster

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Nils Bräunig
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Fenster ohne Kitt - Renovierung alter Fenster

Beitrag von Nils Bräunig »

Hallo!

Nach einigen ruhigeren Tagen geht es bei uns nun an die Fenster:

Wir werden die hässlichen und größtenteils maroden Fenster aus den 80er Jahren ausbauen und die vollständig erhalten und auf dem Speicher eingelagerten Originalfenster aus den 30er Jahren aufarbeiten und wieder einbauen.

Inzwischen sind wir uns über den Oberflächenaufbau (Leinöl), die Vorbehandlung (Entfernung der alten Farbe mit Speedheater plus leichtes Schleifen) und den Umbau der Fenster zu Kastenfenster einig.

Eine Frage treibt uns jedoch noch um:
Die Scheiben wurden nicht eingekittet, sondern sind "nur" in eine entsprechende Nut eingelassen. Das bedeutet, dass für den Scheibenein- und natürlich auch ausbau der mit Holzdübeln verbundene Rahmen auseinandergebaut werden muss.
Ich denke , wir kommen nicht darum, alle auseinander zu bauen, die Scheiben zu reinigen, das Holz aufzuarbeiten und dann alles wieder zusammen zu bauen. Wie ist Eure Meinung dazu?

Bild

Edit: Die Rahmen snd natürlich nicht zweiteilig... Sind ja keine Verbundfenster oder sowas.
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Renovierung eines Bauernhauses in Franken von 1807 mit Aufstockung von 1939.
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Ulrike Nolte
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Re: Fenster ohne Kitt - Renovierung alter Fenster

Beitrag von Ulrike Nolte »

Hallo Nils,

ich glaube nicht, dass Du zum Entglasen den ganzen Rahmen auseinander nehmen musst. Auf dem Bild sind Glasleisten erkennbar, die die Scheiben halten. Ich würde versuchen, diese Leisten zu entfernen. Dann lassen sich die Scheiben einfach nur heraus nehmen.

Herzliche Grüße
Ulrike
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Nils Bräunig
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Re: Fenster ohne Kitt - Renovierung alter Fenster

Beitrag von Nils Bräunig »

Hallo Ulrike,

vielen Dank für die schnelle Antwort.
Ich kann da (leider) keine Glasleisten entdecken. Hab nochmal ein paar Bilder gemacht und bin immer noch der Meinung, dass wie auch bei unseren Stallfenstern der Rahmen z.T. auseinandergebaut werden muss, um eine Scheibe ein- oder auszubauen.
Hat jemand ähnliche Fenster und Tipps dazu?
Oder übersehe ich da was?

Holzdübel:

Bild

Innenseite (Mitte) des oberen Kippflügels - der Wetterschenkel(?) ist ein Stück bis direkt ans Glas:

Bild

Außenseite (Mitte) des oberen Kippflügels:

Bild
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re: Fenster ohne Kitt - Renovierung alter Fenster

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Hallo Nils,
kannst du das Fenster mal von der anderen Seite fotografieren und dann ein Bild einstellen?
Hier fällt mir jetzt noch nicht wirklich was ein ....
FG
Ralf
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Nils Bräunig
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Re: Fenster ohne Kitt - Renovierung alter Fenster

Beitrag von Nils Bräunig »

Hallo Ralf,

hier mal die Gesamtansicht eines der Fenster. Kannst Du mir beschreiben, was Du für ein besseres Verständnis an Bildern brauchst?

Grüße

Nils

Bild
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Gerhard
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Re: Fenster ohne Kitt - Renovierung alter Fenster

Beitrag von Gerhard »

Hallo Nils,

wir haben in unserer Mühle die gleichen Fenster; ohne Kittfalz und ohne Glashalteleisten waren sie früher in Oberfranken üblich, siehe unsere HP: http://wassermuellerin.hps4u.net/
(Kapitel "es geht weiter")
Warum sollen die Scheiben, die scheinbar in Ordnung sind, aus- und wieder eingebaut werden? Das geht meistens nicht ohne Schäden an Glas und Holz.
Warum soll die alte Farbe (komplett?) entfernt werden?
Wie werden die Fenster zu Kastenfenstern umgebaut? Das heisst doch, es werden für eine Fensteröffnung jeweils zwei Rahmen, Flügel etc. benötigt.

Grüsse, Gerhard
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Nils Bräunig
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Re: Fenster ohne Kitt - Renovierung alter Fenster

Beitrag von Nils Bräunig »

Gerhard hat geschrieben:[...]
Warum sollen die Scheiben, die scheinbar in Ordnung sind, aus- und wieder eingebaut werden? Das geht meistens nicht ohne Schäden an Glas und Holz.
Warum soll die alte Farbe (komplett?) entfernt werden?
Wie werden die Fenster zu Kastenfenstern umgebaut? Das heisst doch, es werden für eine Fensteröffnung jeweils zwei Rahmen, Flügel etc. benötigt.

Grüsse, Gerhard
Hallo Gerhard,

schön, ein oberfränkisches Projekt nicht weit von uns.
Haben uns eben die Homepage angeschaut: Alle Achtung!

Zu unseren Fenster:

Die alte Farbe muss nur dann runter, wenn sie sich nicht mit dem vorgesehenen Leinölanstrich "verträgt", also irgend ein Industriefarbenanstrich ist. Das haben wir noch nicht nähers untersucht. (Hat hierzu jemand einen Tipp, wie wir das feststellen können?)
Ausglasen werden wir nur die Fenster, bei denen Scheiben kaputt sind. Für die neuen Scheiben muss ja dann der Rahmen geöffnet werden. Das haben wir jedenfalls gestern so beschlossen. (Bei uns ändert sich laufend was, die Baustelle ist halt dynamisch...)

Die Fenster ergänzen wir nach innen hin um einen Kasten. Nach dem Streichen bauen wir dann das alte (äußere) Fenster samt Kasten ein, dämmen den Zwischenraum mit Hanf und ergänzen den Lehmputz (innen) und bringen den Fein-Lehmputz auf. So können wir die Wandoberfläche exakt an die Kästen anpassen.
Dann erst kommt das neu erstellte, innere Fenster auf den Kasten.

So ist der Plan...

Grüße aus der Nähe von Hollfeld

Nils
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Andreas Milling
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Re: Fenster ohne Kitt - Renovierung alter Fenster

Beitrag von Andreas Milling »

Die hier in diesem Beitrag
aufgeworfene Frage kann ich nur als ein Gast beantworten. -- Die Fensterflügel sind verleimt
und die Eckverbindung der Flügel sind mit einem verbohrten Holznagel gesichert.

Im Jahre 1930 gab es schon lange keine unverleimten Fensterflügel mehr.
-
Nur im waagerechten Flügelunterstück gibt es eine Nut zur Aufnahme der Glasscheibe.
Die 2 aufrechten Flügelschenkel und das obere waagerechte Flügelrahmenstück
sind mit verkitteten Glasfälzen versehen.
-
Bei den abgebildeten Fensterflügeln gab es NIEMALS eine Glashalteleiste.
Die Scheiben wurden stets mit Leinölkitt verkittet.
-
Andreas Milling
Andreas Milling
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Re: Fenster ohne Kitt - Renovierung alter Fenster

Beitrag von Andreas Milling »

Lieber Nils,
leider muß ich Deine Vermutung widerlegen, die aussagt, daß Deine Fensterflügel zerlegbar sind.
-
Es ist ganz sicher, daß die Glasscheiben verkittet sind !
-
Bitte schlage Dir den Gedanken aus dem Kopf, Deine Flügel auseinandernehmen zu können.
Du hast auch nicht die geringste Chance, auch nur eine Glasscheibe heil aus dem Kittbett zu retten !

Dazu ist der Kitt einfach zu hart und das Glas zu spröde.

Entferne die alten Anstriche so weit wie möglich und schleife die Flächen sauber an
und bring einen Neuanstrich auf.
-
Nun habe ich ein Foto von Dir verwandt, um zu verdeutlichen, was ich meine.
-
Mit gutgemeinten Grüßen aus Nordsachsen, Andreas Milling
Verkittete Glasscheiben.jpg
Verkittete Glasscheiben.jpg (16.14 KiB) 16854 mal betrachtet
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Nils Bräunig
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Re: Fenster ohne Kitt - Renovierung alter Fenster

Beitrag von Nils Bräunig »

Hallo Andreas,

vielen Dank, dass Du Dir das Ganze mal aus der Ferne angeschaut hast und etwas dazu schreibst.
Inzwischen haben wir mal an einem Fensterflügel den Lack etwas abgekrazt: Auf Innen- und Außenseite, oben, links, rechts und unten ist ausschließlich Holz! Es könnte sein, dass die Scheiben beim Einbau in eine mit Kitt gefüllte Nut eingeführt wurden - jedenfalls ist auf der Außenseite etwas Kitt zu finden. (etwa 1mm dick)

Wir werden jedenfalls mal an einem Flügel die Farbe vorsichtig entfernen und Euch auf dem Laufenden halten.

Sowohl mein Schreiner als auch ein befreundeter Restaurator (der im Nachbarort seine alte Mühle restauriert hat) haben mir bestätigt, dass diese Bauweise hier in der Gegend typisch ist/war. Unsere Stallfenster von 1958 sind auch so gebaut und sogar ganz ohne Kitt (hier haben wir schon Scheiben ersetzt).

Eine weitere Frage: Wie erkennen wir, um welche Art Anstrich es sich auf den Fenstern handelt? Oder anders herum: Für den Neuanstrich mit Leinöl: Wie weit muss die alte Farbe runter?

Grüße aus Franken (mit nem Rest Schneee)

Nils
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Andreas Milling
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Re: Fenster ohne Kitt - Renovierung alter Fenster

Beitrag von Andreas Milling »

Hallo Nils,

Ein Trugschluss von Dir ! - Deine Fensterfotos und Deine Fragen dazu habe ich mir ganz dicht dran angeschaut !!-- Nämlich am Monitor.
Dein Schreiner, Dein Restaurator und Du gehen nämlich völlig fehl in der Annahme, daß Deine
Fenster eine regionaltypische Bauart darstellen. Weit gefehlt ! --
-
Diese Bauart gibt es nicht nur in ganz Deutschland - sondern teilweise auch europaweit.
-
Der verkittete Glasfalz kam auf, als man Glasscheiben in großen Formaten industriemäßig
herstellen konnte. -- ca. ab 1880
-
Die zerlegbaren , genuteten Flügel verloren durch die größeren Scheibenformate nach und nach ihre Daseinsberechtigung, weil man in einem genuteten, zerlegbaren Flügelrahmen die großen
Scheiben nicht verklotzen konnte (und auch nicht kann).
-
Als "Beweis" meiner festen Überzeugung, daß Deine Fensterflügel ganz sicher verkittet
sind, füge ich noch einen Scan an, welcher ein Kastenfenster darstellt, wie sie
um 1930 DEUTSCHLANDWEIT von jedem Schreiner / Tischler und auch schon industriemäßig
hergestellt wurden.
-
Grüße aus Nordsachsen, Andreas Milling, Tischlermeister

Tut mir leid, musste gerade feststellen, daß man so winzige ( pixelbegrenzte ) Dateien
hier zwar anfügen aber nicht erkennen kann.
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