Denkmalschutz vs. Solarenergie

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Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
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Re: Denkmalschutz vs. Solarenergie

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

Ahoi zusammen,

also doch nochmal inhaltlich.
Selbst wenn ein Denkmal nicht öffentlich zugänglich ist, hat es doch einen Zeugniswert - von außen. Und genau da befindet sich dann das Dach mit den Solarpaneelen. Spätestens wenn die Sonne draufknallt, ist es unübersehbar weil es unendlich spiegelt. "Kleinkram" ist das nicht.
Warum Zeitzeugen (alte Häuser, Denkmäler) nur in Museen ihren Zweck erfüllen können/sollen, ist mir unverständlich. Soweit ich bisher Denkmalbesitzer kennengelernt habe, zeigen die ganz gerne vor was sie haben, bzw. daraus gemacht haben. Ich will gar nicht verleugnen, dass ich (wir) auch dazu gehören.
Das ein Denkmal automatisch einen auf der Außenhaut ablesbaren ZeugnisWERT besitzt, stelle ich grundsätzlich in Frage, da sich nicht selten die denkmalwürdigen Baulichkeiten in den ""Innereien" eines Gebäudes befinden. Aber völlig unabhängig hiervon kann man doch konstatieren, dass ein öffentlicher ungehinderter Zugang anders zu bewerten ist, als jener, der voraussetzt das der Haus- und / oder Grundstücksbesitzer einen mal einen Blick nach innen machen läßt. Es ist beileibe nicht selbstverständlich das privat genutze Denkmäler öffentlich zugänglich gemacht werden - auch wenn Du das (vorbild gebend) für Dich in Anspruch nimmst.
Und wer fordert "dogmatisch" historisch korrekte Sanierungen? Uns hat niemand gezwungen, wir haben alles freiwillig, bewußt und aus Überzeugung gemacht. Übrigens konnten auch wir uns keine Bilderbuchsanierung leisten, dazu war schlichtweg das Geld zu knapp. Ich denke, so geht es den allermeisten Besitzern. Man tut was man kann. Ich möchte den Denkmalschützer und den IGB'ler sehen, der mehr fordert.
Na das ist doch nur die halbe Wahrheit. Natürlich habt ihr offensichtlich eine "Bilderbuchsanierung" in Eurem Haus durchgeführt. Das ging aber auch nur, weil Du nicht berufstätig bist und Dich mit deiner ganzen Energie (und schwäbischen Dickköpfigkeit) eurem Projekt widmen konntest. Hättest Du das alles durch eine Firma ausführen lassen müssen, wäre sicher vieles von dem was ihr gemacht habt garnicht möglich gewesen. Aber diese Zeit kann ein berufstätiges Paar (womöglich noch mit Kindern) garnicht aufbringen und daher taugt Dein Engagement kaum als Maßstab. Es gibt natürlich immer wieder Idealisten, die sogar soweit gehen, dass sie ihre Frau dazu "überreden" 3 Jahre (geschätzt) in einem Bauwagen auf der Baustelle zu Leben. Das ist eine herausragende Leistung (insbesondere der EHELEUTE - da ich Trauzeuge des Ehemanns war, war ich oft in Sorge..... ;)) aber keinesfalls ein Maßstab an dem sich irgentwas messen lassen muß. Und selbstverständlich gibt es sie, die Dogmatiker in der Behörde. Wie bereits erwähnt, ist man sogar bereit eine erstrittene Abrissverfügung für ein Baudenkmal hinzunehmen, um keinen Zentimeter von seinen Maximalforderungen abrücken zu müssen. Es gibt auch eine erklägliche Anzahl von Denkmälern die vor allem deshalb keinen Käufer finden, weil man den Investoren im Zuge eines Vorbescheidsverfahrens signalisiert hat, das man nutzungsbedingte Veränderungen nicht genehmigen wird. Ergebnis : die Objekte stehen leer und werden dem Vandalismus überlassen - 10 bis 15 Jahre später reden wir dann nur noch über den Abriss.

Und wenn Du danach fragst, wer solche Sanierungen denn wohl fordern würde, beantwortest Du diese Frage doch selber hinreichend genau, wenn auch nicht erschöpfend :
Denn bei dieser Festlegung haben die Denkmalschutzbehörden ein nicht unerhebliches Wörtchen mitzureden. In einigen Fällen sogar ein unerbittliches Wörtchen
Allerdings, auch das muß gesagt werden, ist diese Haltung in den Denkmalbehörden ist immer seltener anzutreffen - und mit vielen Sachbearbeitern kann man inzwischen ganz gute einvernehmliche Lösungen finden.
Wenn heute Dörfer entvölkert werden, dann liegt das doch am ehesten daran, dass die Menschen in vertretbaren Entfernungen keine Arbeit mehr finden können. Warum finden sie die nicht? Weil die _Politik_ das verhindert? Die Politik schon, aber die der Arbeitgeber - und die Politiker sind zu abhängig um dagegen zu steuern. Wo keine (nicht genügend) Menschen mit entsprechenden Bedürfnissen, da keine vernünftige Infrastruktur. Diesen Teufelskreis (und wer ihn steuert) muss man nicht mehr erklären.
Auch da möchte ich Dir widersprechen. Der ländliche Raum ist in einem Umbruch. Die Landwirtschaft alleine kann heute die Menschen nicht mehr in Lohn und Brot bringen. Was fehlt, sind Rahmenbedingungen für neue Betätigungsfelder auf dem Lande - und die werden in erster Linie durch die Politik gemacht. Ich mache die Erfahrung gerade selber mit meinem Gewerbe und dem von Investoren - hautnah. Versuche doch mal eine breitbandige Kommunikationsanbindung zu bekommen. Mit der wäre unendlich viel möglich, auf dem Lande. Es gibt sie aber nicht. Und damit entfallen eine ganze Reihe von Möglichkeiten für Beschäftigung, der Vermeidung von Fahrwegen, der Existenzgründung, der Heimarbeit, von Bildungsangeboten usw. auf dem Lande. Es gibt andere Flächenländer, wie z.B. Schweden, Finnland, Australien oder Kanada in denen man dem Entvölkerungsprozeß u.a. damit entgegen gewirkt hat, dass man überall einen Zugang zu schnellen Kommunikationmedien bekommen kann (meines Wissens in Skandinavien sogar einen Rechtsanspruch darauf hat !). Aber diese Gestaltungsmöglichkeit hat unsere Politik dem "shareholder value" geopfert. Und letztlich ist das nur eine Möglichkeit zur Stützung und Entwicklung des ländlichen Raumes.

Und natürlich gibt es Menschen mit "entsprechenden" Bedürfnissen. Nur werden die BEWUSST nicht bedient, weil man sich auf die "Wachstumskerne" konzentriert, und die Fläche sich selbst überläßt. Zum Teil wird die Entvölkerung sogar explizit (finanziell) gefördert. Letztlich kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Strukturentwicklung für den ländlichen Raum defacto in der Fläche nicht mehr stattfindet. Da nützen auch keine LEADER-projekte etwas, solange die Verfahrensdurchführung nicht nach dem "bottom-up Prinzip" durchgesetzt wird und die Mittelvergabe weiterhin derart intransparent ist wie bisher.

Aber zurück zum Silicium auf dem Dach. Ralf, Du verengst die Diskussion immer sehr auf die Denkmäler. Die Fragestellung habe ich aber offengestanden garnicht so fokussiert verstanden. Insoweit würde mich schon interessieren, ob Du deine Argumentation auch sinngemäß auf nicht Baudenkmäler anzuwenden ist. Solange wir tatsächlich ausschließlich über Denkmäler reden, ist vermutlich eine Diskussion über "blaue, spiegelnde Dächer" entbehrlich. Auch wenn es, wie am Beispiel Altwriezen wunderbar exemplarisch zu sehen, durchaus Schnittmengen gibt die mir diskutabel erscheinen.

polarisierend grüßt Euch, Sven.
Teske + Schwiede Architekten
Sachverständige für Schäden an Gebäuden

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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re: Denkmalschutz vs. Solarenergie

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Sven Teske hat geschrieben:
Aber zurück zum Silicium auf dem Dach. Ralf, Du verengst die Diskussion immer sehr auf die Denkmäler. Die Fragestellung habe ich aber offengestanden garnicht so fokussiert verstanden. Insoweit würde mich schon interessieren, ob Du deine Argumentation auch sinngemäß auf nicht Baudenkmäler anzuwenden ist.
Bezüglich von Silizium und Co spreche ich ausschließlich von Baudenkmälern. Diese sind genauso, wie sie vor den EnEV geschützt wurden, vor Hardcore ÖKs zu schützen, die in Ihrer erneuerbaren Wut vor nichts zurückschrecken. Schließlich dürfen in Landschaftsschutzgebieten auch keine Windräder aufgestellt werden. Diskutiert auch keiner drüber.
Ansonsten  finde ich Silizium als gestalterisches Element in Dächern oder Fassaden sogar ziemlich reizvoll, neben diversen anderen Sachen, die unter energetischen und ökologischen Gründen sinnvoll sein könnten.
Allerdings lässt sich bei vielen Projekten, zumindest zurzeit eine Wirtschaftlichkeit nicht wirklich in einem vernünftigen Zeitraum (Bis 10 Jahre) darstellen.
FG
Ralf
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Dietrich Maschmeyer
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Re: Denkmalschutz vs. Solarenergie

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Bravo, Ralf Femmer. Das bringt eigentlich alles auf den Punkt.

@ Sven Teske: Bei dem geschilderten Konflikt geht es einzig um Solarzellen auf Denkmalen.
martinbau
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Re: Denkmalschutz vs. Solarenergie

Beitrag von martinbau »

Hallo miteinander, mit großem Interresse verfolge ich diese Diskussion. Ich versuche bei allem was ich tue ganzheitlich zu Denken. Und da bleiben bei den Beiträgen für mich einige offene Fragen. Sicherlich nimmt eine Solaranlage auf einem Denkmal einen großen Einfluss auf die Optik der Gebäudehülle aber verendert sie wirklich den Carakter des Hauses ?  Kann mann ducrch die Anlage wirklich die Zeugnisse der Zeit hinsichtlich der Erbauung des Gebäudes nicht mehr erkenne ? Immerhin reden wir von einem Bauteil (Dachhaut) das egal mit welchem Material ursprünglich Erbaut immer wieder Erneuert werden muß. Und eine Inndachsolaranlage ist nichts anderes als eine Dachhaut, nur im Vergleich zu Ziegel mit wesentlich höherem Wirkungsgrad (Strom- und oder Energieerzeugung). Oder kennt jemand 400 oder gar 500 Jahre alte Ziegel. Mit absoluter Sicherheit sollte jedes Denkmal so originalgetreu wie nur irgend möglich Restauriert werden. Nur werden wir für Denkmäler keine Interessen wecken wenn dadurch eine Neunutzung für Familien oder Gewerbebetriebe unmöglich wird. Sicherlich benötige ich für ein Neunutzungskonzept nicht zwingend eine Solaranlage, nur wer über die wirtschaftlichkeit einer solchen Anlage Diskutiert oder sie gar in Frage stellt sollte sich lieber erst mal genau Informieren. Sicherlich dauert es 10 - 12 Jahre bis sich die Anschaffungskosten armotisieren nur muß dann die Anlage längst nicht erneuert werden. Gute Zellen arbeiten zuverlässig 25 - 30 Jahre. Und Energieeinsparung, Klimawandel usw. geht uns alle an. Was nützt es uns wenn wir jetzt die schönsten Einzeldenkmäler erhalten manchmal soger so etwas ähnliches wie Gebäudekomplexe erhalten oder in ganz wenigen Ausnahmen ganze Kleinstadtbilder  erhalten wenn wir unseren Kindern keine Umwelt hinterlassen in der es noch Zukunftsmöglichkeiten gibt. Ich höre immer wieder das mann ein Denkmal nur in aufwendiger Eigenleistung sanieren kann, aber das ist ein, ganz Bewußt von der Industrie aufrechterhaltenes Trugbild, dem auch wir uns leider viel zu gerne Anschließen. Ich habe nun Bereits mehrere Denkmäler herrichten dürfen und habe die Gesamtbaukosten lediglich um 10 - 15 % vergleichbar mit Neubauten überschritten. Geht aber leider nur wenn kein Architekt das Konzept erstellt. Und wenn wir in dieser Richtung eine Lobby aufbauen würden würde es unserem ländlichen Erscheinungsbild mit Sicherheit besser tun als wenn wir über etwas Diskutieren das einem Denkmal weder Schadet noch ohne dem nicht Auskommen kann. Über den Nutzen muß eh jeder selbst entscheiden. Aber meine Meinung ist, das es ein Wahnsinn ist in der heutigen Zeit sein warmes Wasser im Sommer mit Strom, Öl oder Gas zu erhitzen. Ob mann es mit Sonnenenergie Erdwärme BHKWs oder anderen sinvolleren Heizquellen tut sollte jedem selber überlassen werden. Allerdings steht in der heutigen Zeit jeder in der Pflicht sich an der CO2 verringerung aktiv zu Beteiligen. Und ich gehe sogar soweit das jeder die Pflicht hat, den Strom den er benötigt selbst herzustellen. Denn die Möglichkeiten haben wir mitlerweile. Im Anhang ein Bild eines Denkmals in Ohren beil Limburg. Es handelt sich dabei um einen Brandschaden bei dem wir leider erst nach langem Drängen vom Bauherrn dazugerufen wurden, weshalb einige Kosten höher als Notwendig waren und trotzdem haben wir die Baukosten nur um 15 % von den kalkulierten Kosten überschritten. Und bei diesem Denkmal hat der Bauherr keinerlei Eigenleistung erbracht. Heizugskonzept Solaranlage Kachelofen mit WWT und Erdwärme. Bitte auch mal in diese Richtung Denken. Lehmige Grüsse Martin
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Ulrike Nolte
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Re: Denkmalschutz vs. Solarenergie

Beitrag von Ulrike Nolte »

Hallo zusammen,

@Martin,
ganzheitlich zu denken ist ein guter Ansatz, ein sehr guter sogar! Ich bin sehr dafür, den nachfolgenden Generationen einen lebendigen Planeten zu hinterlassen, obwohl ich selbst keine Kinder haben durfte.

Dann fangen wir doch alle mal damit an, über unsere Verhaltensweisen nachzudenken:
Was für ein Auto fahre ich? Ein modernes mit Kat und wenig Verbrauch - oder eine alte Dreckschleuder?
Wie oft benutze ich das Auto für vermeidbare (und eigentlich planbare) Fahrten?
Nutze ich nach Möglichkeit auch mal die öffentlichen Verkehrsmittel - oder helfe ich mit, als Alleinfahrer die Straßen zu verstopfen?
Wie gehe ich mit dem Stromverbrauch in meinem Haushalt um? Schalte ich die heimlichen Stromfresser ab - oder ist mir der Standby-Modus wichtig?
Sind meine Großverbraucher wie Herd, Kühlschrank, Waschmaschine, Gefriertruhe auf dem Stand der Technik - oder nutze ich total veraltete Geräte?
Brauche ich in meinem Haushalt überhaupt sämtliche Elektrokleingeräte, die der Markt inzwischen her gibt?
Muss in jedem Raum ein Fernseher und eine Stereoanlage stehen?
Wie gehe ich mit dem eigenen Wärmebedarf um? Heize ich bei jedem kühlen Wetterchen sofort ein - oder nutze ich für ein paar kühlere Tage auch mal Pullover, Strickjacke und warme Socken?
Ist die Heizung auf dem Stand der Technik - oder steht im Heizraum ein veralteter Kessel?
Womit heize ich - mit Strom, Gas, Kohle, oder doch lieber mit Holz?
Muss ich unbedingt zu jeder Jahreszeit sämtliche Nahrungsmittel, selbst aus den entferntesten Ländern, haben? Oder tun's nicht auch die regionalen und saisonalen Produkte?
Muss ich jährlich 2-3 mal in Urlaub fahren oder sogar fliegen? Muss ich unbedingt die entferntesten Länder kennenlernen und keine Ahnung haben, wo sich die schönsten Ferienparadiese im eigenen Land befinden? Ja nicht mal richtig wissen, wo einzelne Orte auf der Landkarte zu finden sind?
Diese Liste ließe sich ganz sicher noch um einige Punkte ergänzen ...

Die Antwort mag sich jeder selbst geben. Beim bewußten Umgang mit den Möglichkeiten läßt sich für den Einzelnen schon sehr viel machen in Bezug auf Vermeidung von Verbrauch. Bei einigen Punkten können sogar die Nichthäuslesbesitzer und die vielen Armen in unserer schönen Republik helfen, den CO?-Ausstoß zu reduzieren. Und das, ohne auch nur einen einzigen Cent zu investieren.

Ich bin absolut dagegen, das CO?-Thema auf dem Rücken der Verbraucher auszutragen. Warum geht man nicht endlich an die, die täglich so viel Dreck in die Luft blasen, wie ein normaler Haushalt nicht mal in einem Jahr schafft? Aber mit der Industrie wird ein Kuhhandel nach dem anderen ausgehandelt. In unserem schönen Lande wächst allein die Blechlawine der LKW's beinahe täglich. Große Brummis verirren sich nicht selten, auf der Suche nach Abkürzungen, in kleine Dörfer und haben dann auf den engen Straßen große Probleme. Vor ein paar Monaten riss uns so ein Brummi beinahe unser Hauseck und den Zaun des gegenüber wohnenden Nachbars ein, beim Versuch um die enge Kurve zu kommen. Weil ein Durchkommen nicht möglich war und ein Wenden natürlich auch nicht, musste der Fahrer seinen Boliden im Rückwärtsgang! den Weg zurück steuern. Ein Einzelfall? Mitnichten!

Dazu kommt noch, dass andere, sehr große Länder, sich einen feuchten Kehricht um das Thema kümmern. Nur weil die Verbraucher (nicht die Industrie) in wenigen westlichen Industrienationen bereit sind, etwas gegen den CO?-Ausstoß zu tun, wird sich an dem Problem an sich nicht sehr viel ändern, solange nicht auf der ganzen Welt etwas dagegen getan wird. Das heißt selbstverständlich nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen sollen. Aber der erwünschte Erfolg wird sich dadurch nicht einstellen.

Bei diesen Überlegungen ist es m.E. völlig überflüssig darüber nachzudenken, sich über Jahre hinaus zu verschulden. Und das nur deshalb, um ein Deckmäntelchen auszubreiten über diesen ganzen Dreck.

Und die Frage, ob eine Solaranlage/Photovoltaikanlage auf dem Dach eines denkmalgeschützten Hauses das Aussehen desselben verändert oder nicht, soll sich bei einer (CO?-ausstoßenden und vermeidbaren) Spazierfahrt durch die Gegenden auch jeder selbst beantworten. M.E. nach ja! Wir machen uns stark für den Erhalt sämtlicher Äußerlich- und Innerlichkeiten, nehmen als Denkmalbesitzer ein paar energetische Nachteile in Kauf. Viele reparieren sogar das alte Dach weil es (wie die Fenster) ganz entscheidend ist für das Aussehen des alten Kastens - und dann reden wir über Spiegelflächen auf dem Dach?

Sorry, aber da passt eins nicht zum anderen.

Nachdenkliche Grüße
Ulrike
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Mehr über meine wahr gewordenen Märchen ist hier nachzulesen
ulanehm
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Re: Denkmalschutz vs. Solarenergie

Beitrag von ulanehm »

Hallo zusammen,
ich verfolge die Diskussion mit großem Interesse. Ich stehe gerade auch vor diesem Problemkreis, wobei meine Entscheidung gegen Solarzellen hier ja nicht zur Diskussion steht und wohl auch einige Sonderumstände enthält.
Dennoch: Ich denke, bei der Beurteilung, ob eine Solaranlage auf ein denkmalgeschützes Gebäude darf (nicht muss) sollte man sich auch Gedanken zur Reversibilität dieses "Anbaus" Gedanken machen. Die Entsorgung der alten Fenster und der Einbau von neuen Konstruktionen ist irreversibel. Insofern verändere ich das Denkmal unwiderruflich. Bei Aufsetzen vob Solarzellen oder thermischen Anlagen kann ich diese wieder entfernen, ohne dadurch die vorhandene Substanz zu schädigen. Ähnliches gilt ja auch bei Türen oder alten Putzen. Wenn ich ein neues System aufbringe ohne den Bestand tasächlich zu schädigen, warum sollte das nicht verträglich mit dem Denkmalwert sein? Ja, die Optik und der Gebrauchswert des Denkmals ist verändert, aber die Substanz ist erhalten, dennoch nach heutigen Gesichtspunkten auch wieder nutzbar gemacht. Oder müssen wir in einem Denkmal grundsätzlich auf eine Zentralheizung , Elektroherd und elektrisches Licht verzichten, weil ja in der Erbauungszeit nur Kachelöfen, offene Herdstellen und Kerzenlicht vorhanden waren? Derartige Denkmäler (die ich persönlich sehr schätze wegen des Informationsgehaltes über die Erbauungszeit) sind tatsächlich im Freilichtmuseum am besten zu zeigen und wohl auch nur da zu erwarten. Hier würde ich Solarzellen oder ähnliches ablehnen. Da möchte ich tatsächlichen den alten Zustand in allen möglichen Details sehen.
Grüße
Ulrich
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Ulrike Nolte
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Re: Denkmalschutz vs. Solarenergie

Beitrag von Ulrike Nolte »

Ich weiß nicht, Ulrich, ob sich auf die alten Dächer und Dachziegel so eine Anlage überhaupt installieren läßt - technisch gesehen - oder ob da nicht auch ein neues Dach inkl. Unterdach fällig wird.

Wir wollen die Denkmäler doch in ihrem natürlichen Umfeld erhalten, also sind neue Nutzungskonzepte vonnöten. Die beinhalten nun mal den Einbau von Badezimmer, einer Küche nach heutigem Stand und einer halbwegs modernen Heizung, eine anständige Elektroinstallation inbegriffen (alles andere wäre grob fahrlässig). Das würde aber auch bedeuten, dass wir, streng genommen, die alten Fenster rauswerfen und neue Isolierglasfenster einbauen, dass wir das Haus rundum isolieren auf Teufel komm raus - ganz nach Stand der Technik. Aber genau das tun wir eben nicht. Bei allem Bedürfniss nach einer halbwegs adäquaten Ausstattung nehmen wir (Denkmalbesitzer) Einiges in Kauf über das Neuhausbesitzer die Köpfe schütteln und wofür wir oft genug mitleidig belächelt werden. Stört uns das etwa? Nein, wir sind Überzeugungstäter. Vielleicht nicht zu 100 %, aber doch ein Großteil von uns.

Also ersparen wir uns doch den Anblick der verspiegelten Dachflächen auf diesen liebenswerten alten Kästen und versuchen wir das nicht wegzudiskutierende Problem anderweitig zu lösen.

Im Übrigen ist mir persönlich jetzt etwas klarer, warum eine Solaranlage auf's Dach sollte - weil es dann mehr Geld für die Einspeisung gibt, das Ganze also rentabler wird. Für eine "Bodenanlage" gibt es nicht ganz so viel für das eingespeiste KW zurück. Diese Infos sind hier nachzulesen. Und noch eine Frage tauchte bei mir während der Lektüre der Seite auf: Warum soll denn der einzelne Verbraucher für die "Herstellung" der vielen benötigten KW's sorgen? Hier werden doch wieder einmal die Lasten umverteilt - auf die Schultern der Kleinen. Die Großen haben einen sehr großen Vorteil damit gewonnen - sie müssen nichts tun, außer den Gewinn dafür einstreichen. Glaubt denn irgend jemand, dass der Strompreis gesenkt wird, nur weil wir uns Solaranlagen auf das Dach packen? Oder etwa daran, dass der kollektive Verbrauch nach unten geht? Das Gegenteil wird der Fall sein - wer seinen eigenen Strom produziert, muss keine Rücksicht auf seine Verbraucher im Haus nehmen. Der braucht nicht zu kleckern, der kann klotzen.

Grüße
Ulrike
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Mehr über meine wahr gewordenen Märchen ist hier nachzulesen
martinbau
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Re: Denkmalschutz vs. Solarenergie

Beitrag von martinbau »

Hallo Ulrike, erst mal bin ich absolut deiner Meinung, wenn der Aufbau der Solaranlage die Veränderung des Dachstuhls bedeutet darf mann keine Aufbauen, ohne wenn und aber und auch ohne Ausnahmen. Ausserdem ist eine Solaranlage ein Anlage die im Denkmal nicht unbedingt eingesetzt werden muuß um Strom zu erzeugen, (allerdings Wiegen modernen Dünnschichtkollegtoren nur 10 kg/m? was gegenüber einer Ziegeleindeckung eine erhebliche Gewichtseinsparung bedeutet) Da haben wir auch noch andere Möglichkeiten. Und Denkmalbesitzer die alte Kastenfenster haben, liegen im energieverlust der Fenster eh besser weil bessere Dämmung, auch wenns keiner glauben will. Bei meinem Hof wird eine Anlage aufgebaud, allerding ausschließlich auf die Nebengebäude und auf die Scheune. Ob mann eine Anlage wirklich auf ein Wohnhaus bringen muß, darüber kann mann in der Tat noch mal eine eigene Diskussion entfachen. Und wie du es schon ausführlich geschrieben hast, wir stehen alle in der Pflicht etwas zu tun, den nur bei sich selber kann mann anfangen, allerdungs kann ich im Verbraucherverhalten mindestens so viel zur CO2 einsparung beitragen wie jemand der Solarenergie einspeißt und dafür die Brötchen einzeln mit dem Auto beim Becker holt. Ich denke nur das Solaranlagen heute oft wichtiger Bestandteil von sinnvollen Energiekonzepten sind, die auch durchaus rentabel sind. Und deshalb sollte mann sie auch nicht kategorisch auf Denkmälern ausschließen. Lehmige Grüsse Martin
salinodg
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Re: Denkmalschutz vs. Solarenergie

Beitrag von salinodg »

Auf dem Dach einer Scheune, die unter Denkmalschutz steht, dürfen keine Geräte zum Gewinnen von Sonnenenergie installiert werden.

Einen entsprechenden Genehmigungs-Antrag wies das Verwaltungsgericht Neustadt ab, wie der ?Anwalt-Sucherservice? berichtete (Az 5 K 1498/05.NW). Bei dem strittigen Objekt handele es sich um eine Scheune, die seit 1981 unter Denkmalschutz steht. Sie ist Teil einer Hofanlage mit einem Fachwerkhaus, das im Kern aus dem 16. Jahrhundert stammt.

Die Klägerin plante, auf dem Scheunendach eine Solaranlage mit 34 Quadratmetern Fläche zu installieren. Die Kreisverwaltung hatte den Antrag auf Baugenehmigung abgelehnt, worauf die Eigentümerin vor Gericht zog. Die Richter bestätigten das Verbot der Kreisverwaltung. Nach ihrer Auffassung würde die Photovoltaik-Anlage das Erscheinungsbild des Gebäudes massiv beeinflussen.

Gegenüber den Belangen des Denkmalschutzes seien die Eigentümerinteressen nachrangig.
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re: Denkmalschutz vs. Solarenergie

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Sicherlich wird man viele Gründe finden, die für oder gegen eine Anlage zur Nutzung von Sonnenenergie sprechen.
Ich persönlich halte eine solche Anlage, egal welcher Art auf einen denkmalgeschützten Gebäude für absolut unangebracht (wusste gar nicht, das ich so nett formulieren kann  :D).
Vor allem, weil wir in diesem speziellen Fall über einen Gebäudebestand sprechen, der in der BRD lediglich ca. 1% der gesamten Hauslandschaft ausmacht. Aber das hatte ich ja schon an ähnlicher Stelle erwähnt.
Ein Irrglaube ist es allerdings, das sich eine solche Anlage wirtschaftlich darstellen lässt. I. d. R. amortisiert sich eine Investition erst nach ca. 15 Jahren. Das würde ich nicht als Rentabel bezeichnen.
Richtig ist allerdings, das im Rahmen der Erstellung von Energieausweisen eine solare Trinkwassererwärmung sehr zu einer Reduzierung des Jahresprimärenergiebedarfes beiträgt. Das ist politisch so gewollt und trifft im Übrigen auf die Nutzung aller regenerativen Energien zu.
FG
Ralf Femmer
Äußerungen im Forum sind lediglich allgemeine Betrachtungen und daher reine Meinungsäußerungen. Bei Rechtsfragen wird in jedem Fall eine Beratung durch einen Rechtsanwalt empfohlen, bei Sanierungsproblemen eine Einzelberatung durch einen Sachkundigen vor Ort.
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