Umgebungsschutz

Kommunen, Bauamt, Denkmalschutz, Finanzamt
Michael Maye
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Umgebungsschutz

Beitrag von Michael Maye »

Hallo IGB-Gemeinde,

ich bin neu zu Euch gestoßen und freue mich schon auf regen Austausch!

Ich befinde mich gerade in Kaufverhandlungen für einen Resthof im Aller-Leine Tal.
Der Hof besteht aus einem Wohngebäude mit angebauter Scheune, sowie zwei
einzellnen Scheunen, von der eine unter Denkmalschutz steht. Das Haupthaus stand
auch unter Schutz, dieser wurde aber nach einem ungenehmigten Umbau aufgehoben.

Da sich eine Scheune unter Denkmalschutz befindet habe ich frühzeitig den
Kontakt mit der Denkmalschutzbehörde gesucht und eine Vorabbesichtigung
durchgeführt. Ansich verlief das Gespräch ausgesprochen positiv und mir wurden viele
Zugeständnisse gemacht und ich fühle mich eigentlich gut verstanden. Da die Fenster
im Haupthaus erneuert werden müßen wird im Rahmen des Umgebungsschutzes
der Einbau von Holzfenstern verlangt. Diese sind aber ungleich teurer und ich finde
es gibt schon sehr gute Nachbildungen aus Kunstoff die auch wesentlich günstiger
sind und ich würde das ersparte Geld lieber in eine fachgerechte Sanierung stecken.

Wer kann mir sagen was man eigentlich unter Umgebungsschutz versteht? Mir kam es
ja fast wie Denkmalschutz ohne Förderung o.ä. vor. Unverständlich finde ich auch, dass
am angrenzenden Grundstück eine Scheune in neuer Bauweise genehmigt wurde aber meine
Fenster, die vom Denkmal aus nicht zu sehen sind, aus Holz sein sollen..

Lieben Gruß
Michael
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Ulrike Nolte
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Re: Umgebungsschutz

Beitrag von Ulrike Nolte »

Hallo Michael,

und herzlich Willkommen im Forum (vielleicht auch als neues Mitglied?).

Zum Thema denkmalrechtlicher Umgebungsschutz findest Du Einiges im Inet, einfach mal mit den beiden Stichworten bei Tante goo*** suchen. Ich verstehe das so, dass die Gesamtansicht des Ensembles nicht gestört werden darf/soll, was im Grunde verständlich ist. Seit wir die olle Garage aus den 1960igern vor unserem ehemaligen Backhaus (freiwillig) abgerissen haben, sieht sogar die unfertige Baustelle schon viel besser aus.

Zum Fensterthema gäbe es viel zu sagen. Zunächst mal das: Neue Holzfenster müssen kein Vermögen kosten wenn man selbst Hand anlegt. Einglasen (von Einfachscheiben) und Streichen kann man lernen und ist auch nicht schwer. Damit spart man einiges. Bei modernem Isoglas wird es schon schwieriger, das muss fachgerecht eingesetzt werden. Aber Streichen kann man dann immer noch selbst. Das kann sogar Spaß machen. Zusätzlich kann man beim Einbau selbst Hand anlegen. Wir haben hier alle Abdichtungsarbeiten übernommen, die auch Geld fressen wenn das ein Handwerker macht. Außerdem würde ich mich zuerst mit der Frage beschäftigen, ob alle Fenster gleichzeitig ausgetauscht werden müssen, oder ob man das nicht nach und nach machen kann.

Für mich sehen Kunststofffenster an einem alten Haus immer schrecklich aus. Man sieht das schon von Weitem, die Profile sind längst nicht so schlank wie bei Holzfenstern, auch die Fensteröffnungen sehen falsch aus, weil die Kunststofffenster in den seltensten Fällen in die vorhandenen Öffnungen passen. Da muss immer angeglichen werden, auch das kostet zusätzliches Geld - und sieht (Entschuldigung) schei... aus. Wenn man wirklich passende Fenster haben will, wird es auch wieder teuer, weil die ja nicht in Serie hergestellt werden.

Und dann wären da noch die Überlegungen, wie sich Kunststoff mit Holz oder den alten Ziegelsteine "vertragen". Im Gegensatz zu Holzfenster (wenn sie handwerklich anständig angefertigt wurden), sind Kunststofffenster starr, sie machen die Bewegungen der Fachwerkkonstruktionen nicht mit. Irgendwann sind die Anschlüsse hinüber und entsprechende Schäden treten auf. Eine Sanierung dieser Schäden kostet auch wieder Geld. Lohnt sich das? Zuerst sparen, und dann doch wieder zubuttern? Aus Erfahrung kann ich Dir sagen, dass sich das nicht lohnt. (Wir haben hier auch so manchen Euro sparen wollen, um jetzt so an die 5/6.000 € nochmal zusätzlich auf den Tisch zu legen. Das betrifft aber nicht die Fenster.)

Außerdem sind die Anschlüsse ja grundsätzlich der Knackpunkt. Anfallende Feuchtigkeit wird von einem Holzfenster aufgenommen und abgegeben. Das kann Kunststoff nicht. In Verbindung mit den richtigen Einbaumaterialien und der Farbbeschichtung sind Holzfenster immer die bessere Wahl, auch wenn es ein wenig mehr kostet. Die Lebenszeit dieser Fenster ist (bei fachgerechtem Einbau) ungleich höher, also sind sie im Endeffekt günstiger.

Im Übrigen dünstet Kunststoff immer irgendwelche ungesunden Stoffe aus, angefangen vom Weichmacher. Warum also will man sich eine ansonsten fachgerechte Sanierung mit solchen Stoffen versauen? Ich achte doch nicht auf eine gesunde Bauweise mit Holz, Lehm und Kalk, um mir dann über die Fenster wieder die Giftstoffe ins Haus zu holen. Für mich ist das ziemlich widersinnig.

Herzliche Grüße
Ulrike



Und das Haus sieht mit Holzfenstern wesentlich authentischer aus
"Wenn du wirklich etwas willst, werden alle Märchen wahr." (Theodor Herzl)
Mehr über meine wahr gewordenen Märchen ist hier nachzulesen
Michael Maye
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Re: Umgebungsschutz

Beitrag von Michael Maye »

Hallo,

vielen Dank für die echt umfangreiche Antwort. Gerade zum Theme Fenster hast Du mir doch einige neue Blickwilnkel eröffnet.
Ich habe heute noch einige Besichtigungstermine mit Firmen. Da werde ich das mal mit den Fensterbauern mal durchsprechen..

Lieben Gruß
Michael
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Ulrike Nolte
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Re: Umgebungsschutz

Beitrag von Ulrike Nolte »

Hallo Michael,

das freut Frau doch :D
Schau mal in Dein Postfach ...

Herzliche Grüße
Ulrike
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Mehr über meine wahr gewordenen Märchen ist hier nachzulesen
Jens Paulsen
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Re: Umgebungsschutz

Beitrag von Jens Paulsen »

Hallo Michael,
wir haben vor einigen Jahren auch alle unsere Fenster erneuern lassen. Es waren selstverständlich wieder Holzfenster aus Lärche. Das geht heute dank computergesteuerter Fertigung problemlos nach Mass, d.h. man braucht nur das Lichtprofilmass (die Lochgrösse in der Wand), ob das Fenster links oder rechts aufgehen soll, und ob es Kippbeschläge sein sollen.
Mach eine Liste mit diesen Angaben, als Offertgrundlage für die Unternehmer.
Ein Problem war die Wahl der Beschläge, da gibt es eine Unzahl von pseudo-antiken Fenstergriffen, die man ungern benutzt, weil sie beim Gebrauch die Hände beleidigen. Ich würde hier wieder "je schlichter desto besser" nehmen.
Mit den Lieferterminen vor Winter kann es schon eng werden, wenn Du erst jetzt Offerten einholst. Die meisten Fensterbaufirmen bestellen die Isolierscheiben auch wieder bei Spezialfirmen.
Lass den Fensterbauer oder Lieferanten am Bau nachmessen (sonst ist es dein Problem, wenn etwas nicht passt), und sorge für Pläne des Hauses mit eindeutiger Bezeichnung der Fenster, wenn es viele sind. Einbauen würde ich sie selber; die meisten Handwerker kennen nur noch Bauschaum und Schnellbauschrauben.
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