wie alt ist der Vierständerbau?

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Maho
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wie alt ist der Vierständerbau?

Beitrag von Maho »

Hi,
im Museumsführer Cloppenburg steht ,die ältesten vorhandenen Vierständerbauten stammen von frühem 16.Jhd. . was war denn vorher hier in in Norddeutschland(incl. NRW) gang und gebe?
gibt es nur die engen Abstände in der Fassade(wehlburg)-da kann man ja nicht mal vernünfitge Fenster (mein ja nicht mal heutige Formate)reinsetzen? :'(
die ältesten Fachwerke Süddeutschlands (Kreis Ansbach,Heilsbronn,Oberschwaben)stammen von Mitte 13.Jhd.  8) !
wo stehen heute die ältesten Bauernhäuser in Schleswig-Holstein?im Holznagel(DC-Edition) fand ich nichts.

ist schon beschämend,was wir alles abreissen in unserer Zeit-schlimmer wie bauernkrieg und weltkriege zusammen !?
Gruß
Dietrich Maschmeyer
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Re: wie alt ist der Vierständerbau?

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Das älteste datierte Vierständerbauernhaus, um dessen Erhalt wir gerade mit Zähnen und Klauen gegen den Eigentümer (die BRD!) kämpfe, ist von 1517 und steht in Lüdinghausen. Es gibt aber ohnehin kaum Gebäude, die älter sind, daher kann man nicht wirklich sagen, wann er genau entstanden ist.

Deutliche Gefüge des niederdeutschen Hallenhauses gehen bis in die Zeit vor 1400 zurück. Leider stammen sie aus Regionen, wo man in den folgenden Jahrhunderten aussschliesslich Zweiständerbauten errichtet hat, niemals Vierständerbauten. Dazu gehört auch Schlewig-Holstein. Das älteste Haus dort ist wohl das Haus Lorenzen in Ostenfeld von etwa 1480.

Ich hoffe, Ihr habt einen neueren Katalog aus Cloppenburg in die Hand genommen - die älteren sind forschungsmässig keineswegs auf dem neuesten Stand. In ihnen finden sich, wie auch leider in vieler Sekundärliteratur, viele Aussagen über die Entwicklung der Hausgefüge, die nach neueren Erkenntnissen keineswegs richtig sind, bisweilen sogar mittlerweile als völlig falsch erkannt wurden. So etwas passiert recht häufig, wenn Autoren zu viel aus der Literatur abschreiben - und dann bisweilen Meinungen wiedergeben, von denen der ursprüngliche Urhber schon wieder abgerückt ist. Ich würde Euch dazu gern ein IGB-Buch empfehlen - aber das ist leider vergriffen.

Ein exzellentes Buch zu alten Hausgefügen in Schleswig-Holstein (ein weiteres gibt es ohnehin nicht) ist:
Konrad Bedal
Ländliche Ständerbauten des 15. bis 17. Jahrhunderts in Holstein und im südlichen Schleswig
Wachholtz, Neumünster 1977
ISBN 3 529 02450 3

Es ist derart gut, dass es nahezu jeden (antiquarischen?) Preis rechtfertigt! Möglicherweise ist es sogar noch lieferbar - Wachholtz hält solche Bücher sehr lange vor.

Was die Abbrüche betrifft: DAs Abräumen auch derart alter Gebäude stimmt auch mich sehr traurig. Die ältesten Bauernhäuser , die wir überhaupt besitzen, sollten uns als einmlaige Quellen schon deutlich mehr wert sein als Serienbauten späterer Zeit. Als Illustration dazu ein Bild von einem Haus aus der Zeit um 1500- 1550 (?) aus dem Emsland, das ich mir letzte Woche angesehen habe - und bei dem ich überlege, ob und wie man das Gefüge noch retten kann.
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Maho
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Re: wie alt ist der Vierständerbau?

Beitrag von Maho »

hallo,Dieter
auf www.bildindex.de fand ich was zu ostenfeld  8)
das besagte Buch war nicht aufzutreiben bei Amazon od zvab
gib da in der IGB so ein Fundus an alten Schmökern(sammelstelle)?wollte nicht gleiche etliche hundert Euros ausgeben
für mich sind momentan 20 ? obergrenze :'( und doch findet man Interessantes ;)
werd Mittwoch mal nach Syke und Umgebung fahren.
Gruß
Dietrich Maschmeyer
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Re: wie alt ist der Vierständerbau?

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Was ich vergass: Wir haben bei der IGB ja noch unser Buch "Gerdard Eitzen...." Eitzen hat viele derartige Häuser in SH als erster beschrieben, hat sie aber nur typologisch datieren können (andere Verfahren gab es damals nicht)  und daher immer sehr vorsichtig, in der Regel 50-100 Jahre zu spät datiert.

Meine Empfehlung: Sofort bestellen und nachlesen (allerdings kostet es auch mehr als 20 Euro.... - ist sein Geld aber auch mehr als wert.) Weile es ein Zusammendruck vieler einzelner Artikel ist, ist die Lektüre zwar etwas mühsam, aber mehr als lohnend. Den Druck dieses Buches haben wir mitfinanziert, haben daher noch genug auf Lager und wären froh, wenn sie da nicht mehr allzulange rumliegen......

Ostenfeld galt einmal als besonders sehenswerter Ort, in dem es noch besonders viele Hallenhäuser gab. Eines davon wurde nach Husum umgesetzt, ein anderes nach Lyngby bei Kopenhagen. Das genannte älteste soll sehr verbaut sein und ist daher wohl nie richtig fotografiert worden.
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