Schadensbild auf Kalkputz

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salinodg
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Schadensbild auf Kalkputz

Beitrag von salinodg »

Hallo,

mir wurden einige Bilder von Schäden auf einem frischen Kalkputz zugestellt.

Zum Hintergrund:
- Bruchstein-Mauerwerk ohne Horizontalsperre
- Putz / Anstrich wurde im Herbst 2006 mit Solubel-Produkten ausgeführt.

Die ersten Schäden zeigten sich bereits wenige Tage nach Fertigstellung; seitdem ist eine deutliche Zunahme zu beobachten.

Anhand der Fotos gehe ich im Moment von einer Verursachung durch Mikroorganismen aus. Theoretisch müßte das aber durch die hohe Alkalität des "Kalks" verhindert werden - es sei denn, Putz / Anstrich werden durch weitere Einflüsse zerstört und die Alkalität ist nicht mehr gegeben.

Mögliche Einflüsse wären:

- Saurer Regen als regionales Problem oder Heizquellen in unmittelbarer Nachbarschaft, in denen stark schwefelhaltige Stoffe (Koks, Kohle, Öl) verbrannt werden.

- Salzbelastungen: entweder aus den verwendeten Baustoffen direkt oder durch Erdberührung des Mauerwerks.

Die Schadensbilder treten verstärkt im erdnahen Bereich auf (Gips-/ Sulfat-Horizont). Insofern kann nicht ausgeschlossen werden, daß hier durch einen Sulfat-Eintrag eine Umwandlung des Calciumcarbonats in Gips stattgefunden hat. Auf Gips können sich dann natürlich herrlich diverse Mikroorganismen ansiedeln.

Allerdings treten die gleichen Schadensbilder auch in höheren Regionen des Giebels auf.

Kennt jemand ähnliche Schadensbilder und ggf. auch die Ursachen?
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Dietrich Maschmeyer
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Re: Schadensbild auf Kalkputz

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Wenn die Flecken so kurze Zeit nach dem Aufbringen auftreten, kann eigentlich nur etwas aus der Wand in den Putz gewandert sein. Mikroorganismen kann man nach so kurzer Zeit eigentlich mit an sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausschliessen. Welcher Art ist der Bruchstein? War vorher irgendeine andere Art von Oberflächenschicht aufgebracht, die möglicherweise nicht vollständig entfernt wurde (Z.B. oxidierte Teerfarben oder ähnliches)?
Thomas Lingl
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Re: Schadensbild auf Kalkputz

Beitrag von Thomas Lingl »

Stark Schwefelhaltiges ist auszuschließen,ebenso oxidierte Teerfarben. Der Bruchstein ist Oberpfälzer Granit und Feldsteine. Stärkster Befall auf der westlichen Giebelseite,kleinere Spuren um die Ecke des Giebels rum auf der Südseite! Alter Kalkputz wurde auf Erdgeschoßhöhe fast komplett abgeschlagen,bis auf 2-3 kleinere Stellen zementhaltiges,die hätte man mit Dynamit sprengen müssen!
Dietrich Maschmeyer
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Re: Schadensbild auf Kalkputz

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Ich habe mir gerade mal die Fotos in Vergösserung angesehen - was ich schon früher hätte tun sollen. An den vorstehenden Stellen der Oberfläche ist Abrieb erkennbar. Der dadurch freilgelegte Untergrund ist völlig weiss. Das Zeug sitzt also rein äusserlich drauf. Die "blumenkohlartigen" Ränder deuten auf eine Ausbreitung von einem zentralen "Infektionspunkt aus . Enthält dies Solubel (irgenein Kalkprodukt, wenn ich das richtig erinnere) irgendwelche Zuschlagstoffe organischer Art, die womöglich doch biologisch abbaubar sind und gleichzeitig die Alkalität abpuffern? Ist eine "Infektion" durch Anflug (z.B. von umstehenden Bäumen) denkbar?
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Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
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Re: Schadensbild auf Kalkputz

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

ein bischen irritierend ist die Tatsdache, dass es sich um die West- und die Südseite handelt. Mithin können wir davon ausgehen, dass eine Feuchteanreicherung in der oberflächennahen Schicht eher unwahrscheinlich ist (oder steht einer Besonnung irgendwas im Weg - vielleicht der von Dietrich Maschmeyer erwähnte Baum?). Ich recherchiere auch mal ein wenig....

Gruß, Sven.
Teske + Schwiede Architekten
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salinodg
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Re: Schadensbild auf Kalkputz

Beitrag von salinodg »

Dietrich Maschmeyer hat geschrieben: Enthält dies Solubel (irgenein Kalkprodukt, wenn ich das richtig erinnere) irgendwelche Zuschlagstoffe organischer Art, die womöglich doch biologisch abbaubar sind und gleichzeitig die Alkalität abpuffern? Ist eine "Infektion" durch Anflug (z.B. von umstehenden Bäumen) denkbar?

Moin Dietrich, ich hatte nebenbei auch bereits in diese Richtung gedacht. Die Solubel Standardrezeptur enthält Weißkalkhydrat (Calciumhydroxid) und neben Sanden, Feinton, und Ziegelmehl folgende Zusätze unter 1 % in der Standardrezeptur:

Borax, Essigsaure Tonerde, Fruchtsäure, Natron, Naturharz, Pottasche, Proteine, Talkum, Zucker, Dextrin; s.a unter http://www.solubel.de/ beim Navigationspunkt Solubel.

Gruß

Bernd
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Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
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Re: Schadensbild auf Kalkputz

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

Ahoi,

Firma Auro weist auf seinen Seiten darauf hin, dass auch metallische Rückstände zu Verfärbungen in weißkalkhydrathaltigen Wandfarben führen können. Vielleicht ist der Eisenanteil / Kupferanteil im Anmachwasser des Putzes zu hoch ? Eigener Brunnen ?

Gruß, Sven.
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Mladen Klepac
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Re: Schadensbild auf Kalkputz

Beitrag von Mladen Klepac »

Hallo,
Industriell hergestelltes Kalkhydrat soll anscheinend mit zu hohen Temperaturen gebrannt sein ca 1300 °C (ist nicht von mir ; kann es also nichts bestätigen , Ihr vieleicht  auch nicht (die Brandtemperatur trägt ihren Anteil an der Qualität des Kalkes bei) ;ausserdem gewinnt das Abfallprodukt Tierfett immer mehr  an Bedeutung in der.Ich möchte mich nocheinmal von dieser Aussage differenzieren solange alles unsicher ist ....ist`ne verückte Welt.
Grundsätzlich führen wir sämtliche  Arbeiten auf Naturstein,wie Ausfugen und Verputzen nur im Frühjahr-Sommer aus,aber eben nur mit eigenen Putzen.Vielleicht ist die Verputzerarbeit zu spät ausgeführt worden und der Untergrund war zu wenig sauber.

Grüße Mladen
Thomas Lingl
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Re: Schadensbild auf Kalkputz

Beitrag von Thomas Lingl »

Danke für die rege Beteiligung!
Auf der Süd- und Westseite im Garten Obstbäume ,außerhalb des Gartenzauns im Norden Osten Süden ringsherum der Oberpfälzer Wald! Die westliche Seite bietet Ausblick auf Wiesen,Äcker und einen Bauernhof (ca 400m )!
Kein eigener Brunnen,öffentliche Wasserversorgung ,Wasser entsäuert(?)
Südseite ab ca 10.00 Sonne,Westseite ab ca 14.00
Thomas Lingl
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Re: Schadensbild auf Kalkputz

Beitrag von Thomas Lingl »

Jetztiger Stand der Dinge:
Laut Putzhersteller handelt es sich nach in Augenscheinnahme um Moosbefall !Der Putz konnte im Herbst nicht mehr richtig austrocknen und wurde somit schnell zum Befallsopfer! Als weitere Vorgehensweise wurde ein abwaschen der befallenen Flächen mit Heißwasser empfohlen,dann stehen lassen bis September,um alles richtig durchtocknen zu lassen! Dann ein Anstrich mit Holzkohlezusatz,darauf kann/soll sich kein Moos ansiedeln können!
Mladen Klepac
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Re: Schadensbild auf Kalkputz

Beitrag von Mladen Klepac »

moin,

die einen siedeln auf kalkigem, die anderen anderswo.
Angenommen es handele sich um Moos.
Also dann würde ich den Sommer abwarten,das Moos müsste von alleine verschwinden,können aber wieder kommen - bei längerer beregnung - auch im Sommer,und wieder verschwinden  wie von Zauberhand.Das Abwaschen  sehe ich also als Überflüssig an, und wozu noch mehr Wasser hineinbringen in den Putz.
Moos sehe ich nicht als eine Katastrophe, allerdings sollte man beobachten was passiert und sich darauf einstellen den Putz in Kürzeren Abständen zu kalken.Und da empfehle ich einen holzgebrannten Sumpfkalk.
Also es würde mich schon interessieren welches Korn da verarbeitet wurde....
Thomas Lingl
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Re: Schadensbild auf Kalkputz

Beitrag von Thomas Lingl »

Hallo Mladen,
danke für deinen Beitrag !
Spritzbewurf 4-6 mm Korn,
Unterputz  4-6 mm Korn, mit der Zahnkelle abgezogen,
Oberputz  1 mm  Korn, mit der Glättkelle aufgezogen,
3-maliger Kalk-Kaseinanstrich
Mladen Klepac
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Re: Schadensbild auf Kalkputz

Beitrag von Mladen Klepac »

Hallo Thomas,
danke gleichfalls

Unsere Technik sieht etwas anders aus.
Wann würde ich Kasein in Erwägung ziehen?...wenn viel Pigmente für kräftige Töne beigemischt werden sollen,oder wäre es der zu bemalende Untergrung...?
Aussen kalken wir vier mal ohne Kasein- wobei dieser versuchte Vergleich irgendwie nicht weiter hilft,-oder?.Sind wir jetzt wieder bei den Vorausgegangenen Beiträgen über"die Zusammensetzung" gelandet?

Gruß
Mladen
Thomas Lingl
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Re: Schadensbild auf Kalkputz

Beitrag von Thomas Lingl »

Hallo Mladen,
naja,das mir der versuchte Vergleich nicht weiter hift will ich nicht sagen !
Er gibt mir auf alle Fälle den Denkanstoß es beim nächsten mal Zuschlagsfrei ,d.h. ohne Kasein, zu versuchen !
Irgendetwas muß die Alkalität ja  abgepuffert haben, ansonsten wär doch kein Bewuchs möglich oder?

Gruß
Thomas
Mladen Klepac
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Re: Schadensbild auf Kalkputz

Beitrag von Mladen Klepac »

Hallo Thomas,

entschuldige,- ein zwei Fragen.
Wie ist den das.Wenn ich die Trockenmischung mit Wasser anmache gel,..wann ist der Mörtel zu verarbeiten?Und; wie lange kann man den angemachten Mörtel aufbewahren?
Habe darüber nichts gefunden, darum die Frage.

Servus
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