Vorgeschichtlicher Rekonstruktionsbau

Konstruktionen, Befunde, alte Farbanstriche usw.
Thomas Lingl
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Vorgeschichtlicher Rekonstruktionsbau

Beitrag von Thomas Lingl »

Hab ich heute im Straubinger Tierpark (!) fotografiert ! Leider waren die Batterien dann tot,ärgere mich immer noch,sonst hätt ich 20 Bilder mehr davon gemacht!
Der Bau ist 30 Meter lang und steht auf mehr als 100 Eichenstämmen ! Im Inneren laufen von vorn nach hinten 3 Reihen Eichenstämme,manche Baumdick,wie in einem Säulengang ! Absolut irre! Außenwände komplett mit Lehm verputzt, im Innenbereich sind die Außenwandstämme nur in den Rundungen mit Lehm verschmiert! So wie die Giebelwand von außen. Das Schilf stammt vom Neusiedler See,der Boden ist aus Lehm,das Raumklima angenehm kühl !
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Straubing 002.jpg
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Andreas Milling
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Re: Vorgeschichtlicher Rekonstruktionsbau

Beitrag von Andreas Milling »

Au ja, Thomas, ---

--- Auf diesem Foto kann man genau erkennen, wo der Fachbegriff " Abbund " der Zimmerersprache herstammt Super Foto ! Als man noch keine Holzverbindungen kannte, wurden die einzelnen Hölzer untereinander z.B. mittels Tiersehnen und / oder Seilen " abgebunden" . Später wurden dann diese " Bindungen " noch sehr lange im Gerüstbau verwandt. - Es wäre sehr schön, wenn hier jemand noch Genaueres zu diesem Thema erläutern könnte. - wissbegierig - A. Milling
Dietrich Maschmeyer
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Re: Vorgeschichtlicher Rekonstruktionsbau

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Hübsch gemacht, aber da kommen doch gleich ein paar Bedenken:
Vorne aufwendig mit Seilen gebunden entspricht mit sicherheit nicht der Realität. Wo sollten die die denn damals hergehabt haben? Mit Flachs und Hanf hatten die was besseres vor! Gebunden wurde mit Ruten oder mit weichgedrehten Jungbäumchen, und die erfordern, da kürzer, völlig ander Bindetechniken.

Beim zweiten Sparren hat man dann auf diese ostentative Technik auch verzichtet. Man mekrt die Attrappe und ist verstimmt: Keine Bindung weit und breit heisst: Diese Funktion übernimmt hier der beim Zimmermann gern so genannte Jesusnagel. nicht unbedingt glaubwürdig für die Steinzeit! Mal ganz abgesehen vom Reetdach, für dessen Rohstoff man wohl eine gute (Eisen-)Sense benötigt hätte.

Wirkliche experimentelle Archäologie stellt diese Fragen vorher, damit das Ganze auch realistisch ist und nicht nur durch versteckte Techniken der Gegenwart hält.

Das Klima im inneren dürfte freilich ziemlich der historischen Realität entsprechen...
Thomas Lingl
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Re: Vorgeschichtlicher Rekonstruktionsbau

Beitrag von Thomas Lingl »

Gut das sie sich mit sowas auskennen Herr Maschmeyer! Haben sie nicht irgendwo Bilder von solchen Bauten die der damaligen Bauweise noch näher kommen? Fasziniert mich total! Über die Seile hab ich mir auch schon Gedanken gemacht! Ich denke mal ,das man dieses Haus nicht bis ins letzte Detail Originalgetreu erbauen wollte! Ist ein einzelner Bau im Tierparkgelände,und nicht in einer rekonstruierten Frühzeitsiedlung! Dient wahrscheinlich nur für eine grobe Vorstellung! Und die Seile,die Ausführenden dachten sich wahrscheinlich das ist sicherer als Ruten! Bestimmt sind an den inneren Sparren von oben Nägel eingeschlagen,das Haus ,besser die "Säulenhalle" ist ja ein wunderschönes Kinderparadies,zum verstecken und fangen spielen geradezu einladend! Sicherheit geht vor!
Wie gesagt,freu mich über Bilder die das alles näherbringen!

Herzlichen Gruß-

Thomas Lingl
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Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
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Re: Vorgeschichtlicher Rekonstruktionsbau

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

Hallo Thomas,

die Bindetechnik ist noch heute in Asien für das Errichten von Fassadengerüsten an Hochhäusern gebräuchlich. Freilich kommen dort, nach unserem statischen Empfinden, etwas spillerig wirkende Bambusstäbe für das eigentliche Gerüst zu Einsatz. Für jeden BauBG´ler vermutlich eine Infarkt auslösende Vorstellung, dass auf einem ausschließlich gebundenen Fassadengerüst Arbeiter in 100 Meter höhe herumturnen (zumal man sich in Asien nicht selten gerne die "Matratze" spart und einfach auf den Längsholmen entlang läuft!). Es ist schon erstaunlich was ein Baustoff wie der Bambus zu leisten vermag...

Gruß, Sven.
Teske + Schwiede Architekten
Sachverständige für Schäden an Gebäuden

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Thomas Lingl
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Re: Vorgeschichtlicher Rekonstruktionsbau

Beitrag von Thomas Lingl »

Hallo Sven,

ich kenne schwindelerregend hohe Bambusgerüste nur aus Fernsehberichten.Und da denk ich mir immer,der helle Wahnsinn was die Jungs da aufbauen und leisten! Mulmig wär mir da schon,andererseits bin ich auch bei uns schon auf Gerüsten rumgestiegen,wo mir ehrlich gesagt so ein dickes Bambusrohr als Laufsteg 1000mal lieber gewesen wär! Denn Bambus muss man erst mal brechen! Schon mal versucht?

Gruß aus der Oberpfalz-

Thomas
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