Alaun und Speisesalz im Anstrich

Konstruktionen, Befunde, alte Farbanstriche usw.
salinodg
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Re:Aulan und Speisesalz im Anstrich

Beitrag von salinodg »

Stefan Haar hat geschrieben: ... denke mal, statt "Aulan" müsste es "Alaun" heissen. Zumindest gab es das früher in Drogerien zu kaufen. Welchen Zweck es erfüllen könnte? - Keine Ahnung! - Chemie war nie so mein Ding ;D
[/quote

Stefan,

den Alaunstift hat man früher auch verwendet, wenn morgens das Rasiermesser mal wieder zu scharf war ;)]
christianosterer
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Re:Aulan und Speisesalz im Anstrich

Beitrag von christianosterer »

[Ich habe gehört, dass man durch das Beimischen von Leinölfirnis das Abkreiden verhindern bzw reduzieren kann. Stimmt das?
Soll ich einfach im Farbengeschäft Leinölfirnis (zB. Adler) kaufen, oder Kreidezeit Leinölfirnis bestellen?
Kasein will ich eher nicht verwenden, da das meines Wissens in Bezug auf Schimmelbildung nicht so günstig ist. In einigen Zimmern habe ich Teile des Verputzes wegen Schimmelbefalls entfernt. Ich will auf jeden Fall vermeiden, dass der Schimmer wieder kommt.
Ich habe ein Fass 30 jährigen Sumpfkalk bei ebay ersteigert, also super günstig.
Ich will mit einer Kalkschlämme streichen. Dazu habe ich vor den Sumpfkalk mit Quarzmehl bzw Quarzsand zu vermischen.
Welche Körnung soll ich beim Quarzmehl bzw Quarzsand verwenden?
Worauf soll man bei Kauf den Quarzsandes achten?
Ist das mit der Kalkschlämme eingentlich sinnvoll?
Vielen Dank im Voraus für die Beantwortung meine Fragen.
Dietmar Fröhlich
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Re:Alaun und Speisesalz im Anstrich

Beitrag von Dietmar Fröhlich »

Hallo Christian,
Leinölfirnis verbessert tatsächlich den Abrieb eines Kalkanstrichs. Aber eine Flasche (1 L ?) Firnis ist auf ein Kalkfaß viel zu viel.! Da reicht ein Eßlöffel voll. Gutes Verrühren ist nötig. Das darf man faßt als Kulthandlung ansehen.
Auch ein Eigelb verquirlt oder eine Flasche Milch hinzugegeben fördern durch Dispersionseigenschaften die anfängliche Haltbarkeit. Weniger ist dabei mehr. Zwingend nötig ist es aber nicht.
Guter Sumpfkalk härtet von allein gut, bleibt stabil und er wird im Laufe der Zeit immer fester.! Er wirkt auch desinfizierend, war also auch gut für die Ställe früher. Die noch nicht verhunzten mittelalterlichen Bauwerke beweisen es, daß Kalk im "Einklang mit dem Klima" gut zurecht kommt über Jahrhunderte hinweg. Die Versinterung ist ein fortsschreitender Prozeß.
Hauptsächlich für außen: Gekalkt soll bei kühlerem, feuchten Wetter. Je langsamer der Kalkanstrich trocknet, desto stabiler wird er. Ist es zu heiß und trocken, empfiehlt es sich, gleich nach dem Auftrag eine Folie direkt davor zu hängen. Viel Wind fördert auch die zu schnelle Trocknung.

Ein Kalkanstrich soll wie die meisten Anstriche mehrmals dünn wiederholt werden. Das ist besser als ein massiver, deckender Anstrich mit breiähnlicher, dicker Schlämme.

Vom Bau verstehe ich aber vielleicht doch nicht genug.(?) Warum soll bei einem reinen Kalkanstrich Quarzmehl hinzugegeben werden ? Es hat keine deckenden Eigenschaften, die Farbwirkung zu verbessern. Und schadet hoffentlich der Versinterung nicht. Ich fürchte aber, das wirkt als Trocknungsbeschleuniger, weil es Wasser anzieht.
Deshalb würde ich es ablehnen. - Freilich kommt es auch immer auf den Untergrund an.
Ein reiner Kalkanstrich verlangt einiges an Erfahrung und Kenntnissen. Man sollte nicht die Physik und Chemie überlisten wollen.

Die Alaun-Eigenschaften hat weiter unten Stefan u.a. schon ausführlich zusammengetragen. - @ Danke, Stefan.!
salinodg
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Re:Alaun und Speisesalz im Anstrich

Beitrag von salinodg »

Hallo Christian,

jetzt wird's kompliziert. Bei Deinem E-Bay-Faß solltest Du aufpassen. Es ist schon mehrfach passiert, daß Fässer zu Spottpreisen angeboten wurden, weil der Kalk durch unsachgemäße Lagerung - ungenügender Luftabschluss nicht mehr ganz in Ordnung ist (tw. carbonatisiert). Wollen wir es aber nicht hoffen, daß hier zu Lasten des Käufers entsorgt wurde ;-) Mach am besten irgendwo einen Probeanstrich.

Zum Firniss: Ich würde den von Kreidezeit kaufen - der ist auf jeden Fall vernünftig sikkativiert. Als Daumenregel: Ca. 1 % als Zugabe = halbes Schnapsglas pro Liter. Damit verbesserst Du beim ersten Anstrich die Haftung und mit dem letzten die Wischfestigkeit.

Bei einer Kalk-Kasein-Farbe mußt Du keine Angst vor Schimmelbildung haben, weil die Alkalität der Farbe hoch genug ist. Das Kasein wurde ja durch den alkalischen Kalk aufgeschlossen. Aber wenn Du meinst, mit einer Kalkschlämme auszukommen - nun ja, Deine Entscheidung.

Zum Quarzsand/ -mehl: Grundsätzlich ist das natürlich möglich, um bestimmte Strukturen in den Anstrich zu bringen (Quarz zieht auch kein Wasser an). Die Wahl der Feinheit hängt natürlich vom Geschmack ab - welche Effekte willst Du erzielen? Insofern kann man hier keine allgemeingültigen Vorschläge machen.

Ich sehe aber doch ein Problem: Die Kalkfarbe muss sehr dünn - fast wässrig - verarbeitet werden. Quarzsand wird sich aber sehr schnell absetzen. Insofern besteht die Gefahr, daß der Anstrich durch eine unregelmäßige Aufbringung einen streifigen Charakter bekommt.

Das läßt sich wiederum abmildern, indem Du etwas Leim/Kleister zugibst. Dadurch wird der Quarz besser in der Schwebe gehalten. Aber bitte nur kalkechten Methylzellulose-Kleister verwenden.

Von der Zugabe von Ei und Milch würde ich abraten. Dadurch schiebst Du das ganze dann wieder in Richtung Kaseinfarbe / Kaseintempera. Das scheinst Du aber nicht zu wollen.

Ich gehe mal davon aus, daß Du einen Weißton streichen willst. Je nachdem wie der Ton des Kalks ausfällt, kannst Du beim Schlußanstrich einen Teil des Kalks durch Kreide ersetzen. Das erhöht ggf. den Weißgrad.

Gutes Gelingen
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Stefan Haar
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Re:Alaun und Speisesalz im Anstrich

Beitrag von Stefan Haar »

... das Stichwort hieß "Kalkschlämme" ! - ergo ein Zwischending zwischen Kalkputz und Kalkanstrich ... ;D
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salinodg
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Re:Alaun und Speisesalz im Anstrich

Beitrag von salinodg »

Stefan,

Dein Hinweis auf das Mittelding ist schon richtig.
Kalk wird ja auch manchmal "zickig" genannt, weil er nicht alles mitmacht - schon garnicht irgendwelche Mittelwege ;D

Was aber soll nun eine Kalkschlämme sein?

Wird mit einem ungenügenden Kalk/Sand-Verhältnis gearbeitet ( 1 : 1 - 1 :2) und wenig Wasser ist der Bindemittelanteil zu hoch, der Auftrag wird zu dick und das ganze reißt beim Trocknen an der Oberfläche, während der untere Bereich ungenügend carbonatisiert.

Also Putz oder Farbe. Eine ideale Auftragsstärke liegt bei Farbe im Bereich von ca. 1/10 - 2/10 mm. Das aber würde im vorliegenden Fall bedeuten, daß man eine Sieblinie von 0 bis max 0,05 mm verwendet. Dann wären wir auch nicht mehr im Sandbereich, daß wäre schon Quarzmehl, mit kaum noch wahrnehmbaren Strukturen im Anstrich.

Hier sollte sich aber ggf. Christian noch mal zur geplanten Optik äußern, damit das hier kein Ratespiel wird.

Gruß
christianosterer
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Re:Alaun und Speisesalz im Anstrich

Beitrag von christianosterer »

Hallo!

Bezüglich der geplanten Optik bin ich für Alles offen. Ich habe alle Innenwände mit einer hartmetallbestückten Scheibe abgeschliffen. Dabei ist die Oberfläche recht unterschiedlich geworden, teilweise recht glatt teilweise rau.

In einem restaurierten Bauernhaus haben ich recht glatte Wände gesehen. Wäre das durch eine Kalkschlämme zu erreichen, etwa durch Zugaben von Quarzmehl bzw Marmormehl. Wenn das zu aufwendig ist bin ich auch mit einer rauheren Oberfläche zufrieden. Ich würde dann einfach über die Wand die Kalkfarbe bzw Kalkkaseinfarbe steichen.

Noch eine Frage zur Kalkkaseinfarben. Kann ich eine soche Farbe herstellen, indem ich einfach dem Sumpfkalk Magertopfen oder Molke dazumische und soll ich dann noch Leinölfirnis dazugeben?

Vielen Dank für die Beantwortung im Voraus.

Lg aus Osttirol
salinodg
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Re:Alaun und Speisesalz im Anstrich

Beitrag von salinodg »

Hallo Christian,

wenn der Untergrund unterschiedlich ist, würde ich Dir empfehlen, zuerst zu spachteln (Basis Methylzellulose) oder einen dünnen Fein-Putz (ca. 1,5 mm) aufzubringen; Kalkhydrat : Sand = 1 : 3 (3,5). Beim Sand eine Siebline von ca. 0 - max. 0,5 mm wählen.

So erhälst Du zumindest eine einheitliche Optik. Ein dünner Kalkanstrich würde Dir ansonsten alle Fehler des Untergrundes auch abbilden.

Ein Kalkanstrich wird immer glatt. Über die Probleme der Beimischung von Quarzmehl hatten wir bereits gesprochen.

Basisrezept für eine Kalk-Kaseinfarbe:

10 kg Weißkalkhydrat
1,25 kg Magerquark (Topfen)
25 ml Distelöl (aus Supermarkt - nicht das teure Safloröl)

Wasser dazugeben und alles gut verrühren. Mischung ca. 20 - 30 min stehen lassen, damit das Kasein aufgeschlossen wird. Dann auf Streichfähigkeit (wässrig) verdünnen.

Rechne ca. 50 - 60 gr Kalkhydrat pro m? pro Anstrich

Diese Mischung kannst Du auch noch farbig pigmentieren.

Viel Erfolg
christianosterer
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Re:Alaun und Speisesalz im Anstrich

Beitrag von christianosterer »

hallo!
Kann ich statt dem Kalkhydrat auch Sumpfkalk verwenden?
Viele Grüße
christian
salinodg
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Re:Alaun und Speisesalz im Anstrich

Beitrag von salinodg »

Sumpfkalk ist Kalkhydrat. Der Unterschied ist folgender:

Das Kalkhydrat in Säcken wird nach dem Löschen getrocknet und gemahlen und hat eine "igelige" Kristallstruktur.

Sumpfkalk wird nach dem Löschen unter Wasserüberschuss gelagert. Dadurch passiert zweierlei: Die Kristallstruktur ändert sich zu einer Plättchenstruktur. Dadurch ist der Putz / Mörtel im Verband elastischer. Sand etc. setzen sich mit der Zeit am Boden ab. => Sumpfkalk ist reiner - und alle Teile sind gelöscht - es kann keine Spatzen mehr geben.
christianosterer
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Re: Alaun und Speisesalz im Anstrich

Beitrag von christianosterer »

Das mit der Kalk-Kasein Farbe hat super funktioniert. Nochmals vielen Dank :)
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Re:Alaun und Speisesalz im Anstrich

Beitrag von forenadmin »

salinodg hat geschrieben: ... Sand etc. setzen sich mit der Zeit am Boden ab. => Sumpfkalk ist reiner - und alle Teile sind gelöscht - es kann keine Spatzen mehr geben.
Moin miteinander,

ich wüsste nur zu gerne, was in diesem Zusammenhang mit "Spatzen" gemeint ist.

Wer kann es vom Dach pfeifen?´  :D

Herzliche Grüße

Thomas
Gruß
Thomas Schomburg
salinodg
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Re: Alaun und Speisesalz im Anstrich

Beitrag von salinodg »

*pfiff"

Wenn sich in einer Kalkfarbe (oder Mörtel) noch ungelöschter Kalk (Branntkalk) befindet, werden diese Teile über kurz oder lang Wasser aufnehmen. Dadurch kommt es zu einer Volumenvergrößerung und dadurch dann zu einer Absprengung. Das sind die sog. Spatzen.
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Re: Alaun und Speisesalz im Anstrich

Beitrag von forenadmin »

... wieder etwas gelernt!´  :)

Danke Bernd
Gruß
Thomas Schomburg
Dietrich Maschmeyer
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Re: Alaun und Speisesalz im Anstrich

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Hier wieder ein Beitrag der wissenschaftlich theoretischen Fachberatung als Hintergundinformation!

Wenn man nur Alaun sagt, ist das Kalium-Aluminiumsulfat-Hydrat gemeint, das bei etwa 50 °C im eigenen  Kristallwasser aufschmilzt Bildet eindrucksvolle aoktedrische Kristalle, beliebtes Experiment in Chemiebaukästen. Andere Alaune müsse durch genauere Angabe der Kationen spezifiziert werden.

Zuerst: Finger weg von sulfathaltigen Zusätzen bei zementhaltigem Putz! Richtig gefährlich wird zwar nur bei Feuchtebelastung, aber die Regel sollte man beherzigen. Hintergrund: Reaktion mit den Zementmineralien zu den sogenannten Ettringiten (nach dem Vorkommen in Ettringer Basaltlava), auch Treibmineralien genannt, die - wie gesagt bei Feuchte - den Zement langsam aber sicher zerstören. Sulfat wird dem Zement technisch in richtigen Dosierungen als Abbindebeschleuniger und Treibmittel (im sogenannten Quellmörtel, den jeder kennt, der mal was kraftschlüssig unterfüttern musste) zugesetzt, aber s.oben!

Ich habe selber im Keller eine nachträglich auf das Ziegelpflaster zur Geräteaufstellung aufgebrachte Zementplatte, die durch aufsteigendes Bodensulfat nach und nach zerstört wird. Zum Lachen ist das nicht! Effekte der Treibmineralbildung neben Salzkristallisation sind in der Regel auch in Sockelzonen mit Feuchtebelastung zu beobachten - der so komisch abblätternde Putz z.B. - der wird nämlich schlicht und ergreifend grösser und setzt sich so von der Wand ab.

Alaunzusatz bei reinem Kalkmörtel führt zu partieller Umsetzung desselben zu Gips, der ja in Hand von Fachleuten unter den richtigen Bedingungen - und nur dann! - ein durchaus hilfreiches Additiv ist. Bekanntermassen für Feuchträume ungeeignet - auch wenn ich letztens wieder einen gesehen haben, der seinen Keller mit Rotband-Idiotenputz verschmierte. Viel Spass in einigen Jahren!

Bekannt ist auch der Zusatz von Alaun zu Gips: Macht Gips unglaublich hart, z.B. bei Gipsabgüssen von Figuren etc. Vor der Erfindung von Weisszement auch als Fugenmörtel gebraucht, aber problematisch.
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