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"Versteckter Schatz"

Verfasst: Mi 10. Aug 2005, 05:15
von Ulrike Nolte
Hallo zusammen,

bei unserem Termin am vergangenen Montag vor Ort kam wieder einmal die Frage auf, wie denn der Dielenfußboden im Klassenraum am besten erneuert wird, was da alles zu tun wäre. Am Nachmittag kamen wir auf die Idee, doch mal zu schauen, was sich unter den Dielen befindet. Wir brachen eine Diele auf.

Zum Vorschein kam zunächst eine Lage aus sehr feinem Sand? und darunter schönstes Eichenholz. Zuerst dachte ich an ein Lager, aber die sichtbare Maserung läuft quer zu den Deckenbalken im darunter liegenden Teilkeller. Es scheint, als ob das alte Dielen sind. Jetzt vermuten wir, dass man irgendwann, aus welchen Gründen auch immer, die Eichedielen mit einem neuen Fußboden abdecken musste. Vielleicht gibt es irgendwo starke Abnutzungsspuren.

Aber nun hoffen wir sehr, dass wir diesen alten Boden einfach nur freilegen und abzuschleifen brauchen, schon hätten wir den schönsten Fußboden ...

Wenn das so ist, womit könnten wir das Eichenholz denn pflegend behandeln?

Wir werden nach diesem Fund auch noch versuchen herauszubekommen, ob sich unter den übrigen Böden vielleicht auch noch ein älterer Belag befindet.

In diesem Zusammenhang dann auch gleich noch die Frage, wie man denn die Fußleisten am besten entfernt, ohne sie zu zerstören. Unser Architekt sagte uns nämlich, dass wir die zumindest an den Außenwänden verlieren würden wenn da jetzt eine Dämmung mit Strohmatten aufgebracht wird. Natürlich wären wir nicht glücklich darüber ...

Das gleiche gilt für die Verbretterung im DG, die wir gerne erhalten wollen. Auch wenn die vermutlich nicht sehr viel mit dem ursprünglichen Aussehen zu tun hat.

Gegenüber gibt es eine senkrechte Trennwand (Abteilung zur Dachschräge) aus Holz mit sehr viel breiteren Brettern. Wäre es sinnvoll, diese offensichtlich ältere Variante aufzugreifen und die neuere Variante damit zu ersetzen?

Übrigens haben wir nun die fachmännische Bestätigung, dass das gesamte Fachwerk im Haupthaus, inkl. Gebälk aus Eiche besteht und bis auf ganz wenige Ausnahmen hervorragend erhalten ist. Auch das Fachwerk des Anbaus besteht überwiegend aus Eiche. Nur das Gebälk ist dort aus Nadelholz.

Im ganzen gesehen haben wir da wohl tatsächlich für wenig Geld einen Schatz gekauft :-)

Morgendliche Grüße
Ulrike

Re:"Versteckter Schatz"

Verfasst: Mi 10. Aug 2005, 12:31
von Ralf Femmer | KS Freiberg
Hallo Ullrike,
es ist nicht ungewöhnlich, dass auf älteren Böden einfach ein neues Lager auf einem vorhandenen Fußboden errichtet und darauf dann ein neuen Belag verlegt wurde. Neben starker Abnutzung können die Gründe dafür auch in einem Stellenweisen Absinken der Konstruktion oder einer Veränderung des Geschmacks z. B. durch Besitzerwechsel oder veränderte Raumnutzung oder äh. liegen.
Bei einem alten Boden, vor allem in einer Schule, würde ich davon ausgehen, dass der Eichenbelag bisher immer gewachst oder gelaugt wurde. Wachsen kannten unsere Mütter noch und nannten es Bohnern. Laugen ist eigentlich nichts anderes als das Wischen des Fußbodens mit einer Seifenlauge. Z. b. Kernseife. Je nach dem, was Ihr da vorfindet, würde ich die Überlegungen, wie der Boden zu behandeln ist, darauf abstimmen. Im günstigsten Fall könnt Ihr einfach so weiter pflegen (das entspricht allerdings nicht unbedingt den Bequemlichkeitsvorstellungen des 21. Jahrhunderts). Mit etwas Glück habt Ihr ja auch einen ganz besonderen Boden, der seine Geschichte durch seine Abnutzungen preisgibt. Dann würde ich eventuell auch auf übermäßiges abziehen mit modernen Schleifmaschinen verzichten.
Zum entfernen der Scheuerleisten. Zu aller erst solltet Ihr rausbekommen, wie selbige befestigt sind. Wenn sie an der Wand durch Nägel angebracht wurden, dürfte das entfernen relativ einfach sein. Dann braucht Ihr nur mit einem kleinen Nageleisen hinter die Leiste gehen und diese dann lösen. Ist die Scheuerleiste in die Dielung genagelt, solltet Ihr versuchen, die Befestigungspunkte zu finden um dann, an diesen Punkten mit einem Stechbeitel und einem Nageleisen die Scheuerleiste vorsichtig anzuheben. Das klappt eigentlich problemlos.
Darüber, ob es sinnvoll ist, lässt sich sicherlich streiten. Im Prinzip habt Ihr eine Änderung im Kopf, die eine Rekonstruktion eines Zustandes sein soll, von dem Ihr meint (oder hofft) das er ursprünglich mal so gewesen ist. Nun Leben aber alte Häuser von und mit den jeweiligen Veränderungen. D. h. man sollte sich bei allen eingriffen immer auch Fragen: Was verliere ich und was gewinne ich. Das nur, um euch die Entscheidung noch ein wenig schwerer zu machen. ;)
Und dann viel Spaß für alles folgende und vor allem Ausdauer und Kraft.
fg
Ralf Femmer

Re:"Versteckter Schatz"

Verfasst: Do 11. Aug 2005, 00:27
von Ulrike Nolte
Hallo Ralf,

danke für Deine Antwort.

Ich weiß schon, ich mache mir zu viele Gedanken und noch mehr Arbeit :D
Aber ich weiß auch ganz genau, dass ich mich später darüber ärgern würde, wenn ich es nicht versuchen würde.

Ich träume eben schon zu lange ;D

Wenn unser "versteckter Schatz" tatsächlich ein Fußboden ist, werden wir vom Denkmalamt bestimmt Vorgaben bekommen. Könnte ich mir vorstellen ...

Aber den dann zu erhalten, das wäre mir ein ganz wichtiges Anliegen. Und so geht es mir eben auch mit den Scheuerleisten (schön, dass jemand diesen Ausdruck noch kennt). Um die ganze Gschichte noch komplett zu machen: ich habe meinen Mann angewiesen, erst mal nichts wegzuwerfen, was irgendwo auftaucht. Auch nicht die alten Gardinenleisten.

Was das Wienern und Bohnern betrifft - das kenne ich noch aus eigener Erfahrung. Meine Mutter hatte dafür so ein irrsinniges Gerät, mit dem ich als kleines Mädchen durch die Wohnung gesaust bin. Ich vorne drauf, Mutter am "Lenker". Hat viel Spaß gemacht ;D

Wenn ich dafür schöne Dielen bekomme, rutsche ich sogar auf den Knien herum um ihn zu pflegen. Aber im 21. Jahrh. gibt es dafür ganz sicher richtig fleißige Arbeiter.

Also alles halb so wild ...

Herzliche Grüße
Ulrike

Re:"Versteckter Schatz"

Verfasst: Do 11. Aug 2005, 08:07
von Ralf Femmer | KS Freiberg
Hallo Ullrike,
dann bist du ja bestens gerüstet und euch kann nicht all zu viel passieren. Den Auflagen durch die Denkmalbehörde könnt Ihr bei eurer herangehensweise ganz gelassen entgegen sehen. Wenn der Fußboden freigelegt ist, könntest du ja versuchen, ein Bild einzustellen.
Bis dann
Ralf