alter Schornstein

Konstruktionen, Befunde, alte Farbanstriche usw.
Ulrike Nolte
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alter Schornstein

Beitrag von Ulrike Nolte »

Hallo zusammen,

ich habe eine Frage zur alten Bauweise von Schornsteinen.

In unserem Haus sind 2 davon. Einer hat im Dachgeschoss einen sehr breiten "Fuss". Dieser Schornstein ist von unten ca. 50x50 cm und im Dachgeschoss nur noch 40x40 breit. Unser Architekt meinte nun, dass das evtl. mal eine Esse war. Wie sie in den "schwarzen" Küchen verwendet wurden.

Frage: ist das so und bis wann etwa hat man solche Schornsteine gebaut?

Wir haben auch noch einige Fenster, deren Sprossen aus Metall (Eisen?) sind. Die Beschläge sehen auch komplett anders aus als den anderen Fenstern. Der Rahmen ist aus Holz.

Läßt sich darüber vielleicht (auch) etwas über das Alter des Hauses ableiten?

Ich fürchte - nein, ich hoffe - dass ich noch viele Details finden kann, die mir Geschichten erzählen können.

Danke für Eure Antworten sagt
Ulrike

PS: Auf meiner Homepage (Profil) findet man mehr über das Schmuckstück. Das wird ständig erweitert.
Dietmar Fröhlich
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Re:alter Schornstein

Beitrag von Dietmar Fröhlich »

Hallo Ulrike,
prinzipiell kann man immer aus alten Funden Neuigkeiten ablesen und seinen historischen Wissenschatz erweitern. Deshalb sollte davon auch möglichst vieles bewahrt werden.

Zur Schornsteinform kann ich unsehen wenig kompetentes beisteuern. Ist darunter im Erdgeschoß noch eine Art Glocke als ehemaliger Rauchabzug zu finden ? Dann weist das in jedem Fall auf eine ehemalige Schwarze Küche hin. Offene Herdstellen wurden auch noch nach der Mitte des 19. Jh. gebaut.

Zu den Fenstern: Sind es Bleisprossen zwischen den einzelnen (kleinen) Scheiben. Dann würde ich schon einmal 18. Jh. oder älter schätzen.

Bitte, bitte alles aufheben.! Es ist sicher ein für die Hausforschung wichtiges Haus, in dem Ihr lebt.

Leider kann ich nirgendwo eine Homepage-Adresse finden, um Bilder und weitere Infos von Euren Haus und von Euch zu sehen.
"Geschichten erzählen" ist wichtig, damit sich unsere Welt nicht zu einseitig entwickelt.

Mit Restauratoren-Grüßen
Dietmar
Ulrike Nolte
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Re:alter Schornstein

Beitrag von Ulrike Nolte »

Hallo Dietmar,

erst mal danke für die Antwort. Und: bei uns wird nix weggeschmissen. Wir versuchen so viel wie möglich zu erhalten.

Denn gerade das ist mein uralter Traum: ein altes Haus, so wie es früher gebaut wurde. Mit allen Macken (hab ja auch genug davon), die dem Ganzen aber gerade den Charme geben (hab ich doch auch *grins).

Zum Schornstein: Ich konnte unten (Raum wurde zuletzt als Waschküche genutzt) nichts finden, was auf eine schwarze Küche hinweist. Aber ich habe Fotos gemacht, die ich heute noch aufbereiten will und dann auf meine Webseite stelle. Leider habe ich den "Fuss" im Dachgeschoss nicht richtig erwischt. Das werde ich nachholen.

Dieser Schornstein wird auf jeden Fall erhalten, wir brauchen ihn für unseren Grundofen. Mit dem entsprechenden Einsatz ist das machbar - sagt der BSM

Zu den Fenstern: Ich vermute, dass es Bleisprossen sind. Es scheinen die ältesten Fenster zu sein. Leider hab ich sie nur von außen richtig fotografiert, von innen nur unzureichend. Aber auch das wird nachgeholt, bevor sie zum Überarbeiten rausgenommen werden.

Grundsätzlich, um Dich und andere hier zu beruhigen: Uns geht es tatsächlich um den Erhalt. Auch wenn dadurch so mancher Komfort vielleicht auf der Strecke bleibt. Im Übrigen steht unsere alte Schule unter Denkmalschutz. Mit der unteren Denkmalbehörde haben wir keinerlei Probleme :D

Viele Grüße
Ulrike
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Stefan Haar
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Re:alter Schornstein

Beitrag von Stefan Haar »

Hallo Ulrike,

Datierungen von Häusern über größere Entfernung vorzunehmen, ist zwar immer sehr riskant, aber nachdem das Weserbergland über lange Zeit braunschweigisch geprägt war, will ich es aus meiner wolfenbütteler Sicht doch versuchen.

Eure Vordatierung 1890-1900 könnte durchaus passen - vielleicht auch etwas früher. Die Ausführung der Streben in den Endfeldern mit ihrem Anschluß an das Rähm deuten zumindest auf die zweite Hälfte des 19. Jhdts. hin.

Die Schornsteine gingen zu dieser Zeit häufig nur bis zur Geschoßdecke und waren auf Eisenträger aufgesetzt. In der Regel wurden sie dann erst später im Bereich des Erdgeschosses ergänzt. Das würde auch die unterschiedlichen Querschnitte eures Schornstein erklären. Eine "Schwarze Küche" würde ich in diesem Fall ausschließen.

Bei den Fenstersprossen würde ich bei diesem Baujahr Eisensprossen vermuten. Zu dieser Zeit meines Wissens nichts Ungewöhnliches, aber mittlerweile schon wieder Seltenes.

Herzliche Grüße aus Wolfenbüttel

Stefan
AG-Bautechnik der IGB
Dipl.-Ing. Architekt

Beiträge im Forum können lediglich allgemeine Betrachtungen und daher reine Meinungsäußerungen sein. Bei konkreten Sanierungsproblemen ist eine Einzelberatung durch einen Sachkundigen vor Ort zwingend erforderlich.
Dietmar Fröhlich
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Re:alter Schornstein

Beitrag von Dietmar Fröhlich »

Hallo Ulrike,
nun habe ich Deine Haus-HP auch gefunden. Es ist wirklich ein schönes Anwesen. Überschaubar und dennoch groß genug.
Und hoffentlich auch ruhig von der Straßenlage her. (?) Auch der Lichteinfall erscheint mir recht günstig zu sein. Und so viel Grün ringsum.
Herzlichen Glückwunsch.!
Alles weitere kommt mit der Zeit.

Bei den Datierungsversuchen habe ich z.Z. keine weiteren Tipps.

Grüße wieder und frohes Schaffen !
Dietmar
Dietrich Maschmeyer
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Beiträge: 767
Registriert: Mo 17. Feb 2003, 17:34

Re:alter Schornstein

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Ich würde Stefan Haar zustimmen. Schwarze Küchen gibt es in der Region eigentlich gar nicht.

Noch ein Hinweis: Das Haus ist sicherlich von einem Amtsbaumeister errichtet, dafür spricht auch die Verwendung eines Halbwalmes. Von daher ist die Wahrscheinlichkeit relativ gross, dass noch die Originalpläne existieren. Es ist sicherlich etwas Recherchearbeit, würde sich aber lohnen, weil häufig nur noch die Pläne, aber nicht mehr die Gebäude existieren. hier wäre beides der Fall. Im Zweifelsfalle lohnt es sich, den örtlichen Archivexperten oder Bernd Adam von der TU Hannover dazu mal zu befragen.

Die Fenster sind typisch für die Zeit von etwa 1810-1850. Bleisprossen sind möglich, aber auch Eisenprossen nicht ausgeschlossen. Bei diesen schönen Fenstern würde ich immer die Umrüstung zu Kastenfenstern empfehlen, dann kann man die alten oft noch als Aussenfenster verwenden.
Ulrike Nolte
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Re:alter Schornstein

Beitrag von Ulrike Nolte »

Hallo ihr guten Geister,

@Dietmar
Doch, das Haus liegt vom Verkehrslärm völlig ruhig. Ein paar Mal am Tag fährt an der Rückseite der Bus vorbei. Aber damit läßt es sich leben.
Die Homepage ist weitestgehend ergänzt. Es fehlen noch ein paar Verlinkungen zu den großen Aufnahmen und eine Seite muss noch etwas überarbeitet werden. Das mache ich aber nachher noch.

@Stefan
Jetzt musste ich doch glatt erst mal nachschauen, was das "Rähm" ist. Ein Glück, dass neben mir schon das Gernersche Fachwerklexikon liegt ;D

Mir ist schon klar, dass solche Geschichten wie Datierungsversuche auf Entfernung und anhand von Bildern nicht gerade leicht sind. Aber versuchen wollte ich es zumindest. Eure Tipps sind doch Gold wert :)

Ob die Streben an den alten Fenstern nun Blei oder Eisen sind, wird sich spätestens bei der Aufarbeitung herausstellen. Ich habe heute noch den Tipp aus dem Forum hier bekommen, mich doch mal an die "Fensterhandwerker" zu wenden. Was ich machen werde.

@Dietrich,
Ich hatte heute Nachmittag Gelegenheit, mich ausführlichst mit den Bildern zu beschäftigen, die ich letzten Freitag gemacht habe. Dieser Raum, in den der besagte Schornstein mündet, wurde vielleicht nie als Küche verwendet. Das war Waschküche. Drin sind noch Pumpenschwengel und Waschtisch.

Wie finde ich den örtlichen Archivexperten, wo müßte der sitzen? Und Bernd Adam - wie komme ich an diesen Herrn? Die TU Hannover ist groß. Ich könnte meinen Mann damit beauftragen, denn der ist z.Zt. in den Uni's und TU's aktiv.

Was die Ümrüstung der Fenster betrifft: Kastenfenster sind schon angedacht. Vielleicht werden es aber auch "nur" Winterfenster. Sorgen machen mir die stark mitgenommen Fenster auf der Wetterseite. Da sieht es bös aus. Aber vielleicht kann man ja doch noch etwas machen.

Ich will auch versuchen, ob man nicht vom alten Boden im Klassenzimmer noch etwas retten kann. Und wenn diese Dielen dann irgendwie in den neuen Boden integriert werden müssen. Ich habe sowas in der Loemühle in Marl (bekanntes Restaurant/Hotel) gesehen und fand es gut.

Fest steht, dass es überaus spannend ist, so ein altes Haus erst mal zu entdecken. Nach der ganzen Arbeit mit den Bildern heute habe ich das Gefühl, ich kenne es schon viel besser ...

Danke für eure Antworten.

Es grüßt
Ulrike
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