Farb-Befundungen in Bauernhäusern
Verfasst: Mo 28. Feb 2005, 01:04
Als Restaurator für Farben interessieren mich auch alte Anstriche, Anstrichsysteme und historische Raumgestaltungen. Darüber ist heute relativ wenig bekannt. Erst beim Renovieren, meistens durch Abreißen alter Tapeten werden Teile der früheren Bemalungen und Anstriche spontan sichtbar und grob bzw. willkürlich freigelegt. Eine sachkundige "Freilegung" nimmt man aber nur selten ganz bewußt vor, so daß man kaum zu fundierten Aussagen kommt. Das sind keine "Freilegungen" im restauratorischen und denkmalpflegerischen Sinne, bei denen jede einzelne Schicht in Wort und Bild dokumentiert und ausgewertet wird.
Leider verschwinden heute ganz rasant unzählige Befunde überall, ohne daß sich jemand ernsthaft darüber Gedanken macht, wie haben denn unsere Vorfahren damals ihre Innenräume gestaltet.? Auch dieses Wissen geht uns somit immer weiter & schneller verloren.
Nicht nur zu historischen Wohnraumgestaltungen, auch über Flure und Treppenhäuser wissen wir wenig.
Vielfach erkennt man oben Bänder, Begleitstriche, Bordüren, oftmals auch wertvolle, seltene Schablonenmalereien usw... Ein Teil der oberen Wand gehörte oftmals optisch noch zur Decke. Nur bei wohlhabenderen Bewohnern kam in Wohnungen und Treppenhäusern der Stuck als plastisches Element hinzu. Aber niemals allein, sondern immer auch in Verbindung mit Farben in verschiedensten Anstrichvarianten. Es hat immer wieder einen eigenen Zeitgeschmack gegeben.
Unten waren häufig Sockelflächen vorhanden mit Begleitstrichen und streng abgesetzten Flächen, ähnlich den Füllungen in den Türen.
Außerdem ist erkennbar an den einzelnen Baustilen und Zeitepochen, die sich auch im Geschmack nachträglicher Renovierungen widerspiegel(te)n, daß früher deutlich seltener renoviert wurde als heute.Also in viel größeren Zeitabständen.
In einer einfachen Schwarzen Bauernküche aus dem 16. Jh. konnte ich einmal unterm Mikroskop 40 aufeinanderfolgende Anstriche zählen. Das Farbpaket war ca 12 mm dick. Es wurde immer wieder nur neu übergekalkt. Aber niemals nur einfach Reinweiß, sondern in zahrten Pastelltönen.
Auch in Bauernhäusern können immer wieder besonders im 19. und Anfang des 20. Jh. deutlich qualitätvollere Farbfassungen festgestellt werden. Das heute allseits bekannte und beliebte, aber ganz einfallslose Schwarz-Weiß als Kontrast im Fachwerkbau außen und einfach weiße Wände innen sind eher eine neue "Erfindung" seit der 2. Hälfte des 20. Jhts. In früheren Jahrhunderten wurde vieles mit einfachen, aber geschmackvolleren Mitteln gestalterisch aufgewertet.
Wie gesagt: Meistens entdeckt man so etwas zufällig nebenbei beim Renovieren - und es bleibt kaum Zeit, dieses alles näher (restauratorisch) zu untersuchen oder gar zu dokumentieren und für andere nachvollziehbar aufzubereiten. Insgesamt aber wäre das auch ein hochinteressantes Thema in der Hausforschung.
Untere Schichten wurden meistens in Leimfarbentechniken, seltener in Kalk ausgeführt. Sie waren und sind auch weniger stabil an der Wand gebunden, was für gute Diffusionsoffenheit spricht. Oft schon beim Abreißen der späteren Tapeten wird alles gleich vernichtet.
Doch für die Nachwelt wären eigentlich auch solche Befunddokumentationen genauso wichtig aus denkmalpflegerischen Gründen. Die Frage ist: Wer beauftragt und wer bezahlt heute solche Befundungen, damit dieses Wissen nicht ganz verloren geht.??
Leider verschwinden heute ganz rasant unzählige Befunde überall, ohne daß sich jemand ernsthaft darüber Gedanken macht, wie haben denn unsere Vorfahren damals ihre Innenräume gestaltet.? Auch dieses Wissen geht uns somit immer weiter & schneller verloren.
Nicht nur zu historischen Wohnraumgestaltungen, auch über Flure und Treppenhäuser wissen wir wenig.
Vielfach erkennt man oben Bänder, Begleitstriche, Bordüren, oftmals auch wertvolle, seltene Schablonenmalereien usw... Ein Teil der oberen Wand gehörte oftmals optisch noch zur Decke. Nur bei wohlhabenderen Bewohnern kam in Wohnungen und Treppenhäusern der Stuck als plastisches Element hinzu. Aber niemals allein, sondern immer auch in Verbindung mit Farben in verschiedensten Anstrichvarianten. Es hat immer wieder einen eigenen Zeitgeschmack gegeben.
Unten waren häufig Sockelflächen vorhanden mit Begleitstrichen und streng abgesetzten Flächen, ähnlich den Füllungen in den Türen.
Außerdem ist erkennbar an den einzelnen Baustilen und Zeitepochen, die sich auch im Geschmack nachträglicher Renovierungen widerspiegel(te)n, daß früher deutlich seltener renoviert wurde als heute.Also in viel größeren Zeitabständen.
In einer einfachen Schwarzen Bauernküche aus dem 16. Jh. konnte ich einmal unterm Mikroskop 40 aufeinanderfolgende Anstriche zählen. Das Farbpaket war ca 12 mm dick. Es wurde immer wieder nur neu übergekalkt. Aber niemals nur einfach Reinweiß, sondern in zahrten Pastelltönen.
Auch in Bauernhäusern können immer wieder besonders im 19. und Anfang des 20. Jh. deutlich qualitätvollere Farbfassungen festgestellt werden. Das heute allseits bekannte und beliebte, aber ganz einfallslose Schwarz-Weiß als Kontrast im Fachwerkbau außen und einfach weiße Wände innen sind eher eine neue "Erfindung" seit der 2. Hälfte des 20. Jhts. In früheren Jahrhunderten wurde vieles mit einfachen, aber geschmackvolleren Mitteln gestalterisch aufgewertet.
Wie gesagt: Meistens entdeckt man so etwas zufällig nebenbei beim Renovieren - und es bleibt kaum Zeit, dieses alles näher (restauratorisch) zu untersuchen oder gar zu dokumentieren und für andere nachvollziehbar aufzubereiten. Insgesamt aber wäre das auch ein hochinteressantes Thema in der Hausforschung.
Untere Schichten wurden meistens in Leimfarbentechniken, seltener in Kalk ausgeführt. Sie waren und sind auch weniger stabil an der Wand gebunden, was für gute Diffusionsoffenheit spricht. Oft schon beim Abreißen der späteren Tapeten wird alles gleich vernichtet.
Doch für die Nachwelt wären eigentlich auch solche Befunddokumentationen genauso wichtig aus denkmalpflegerischen Gründen. Die Frage ist: Wer beauftragt und wer bezahlt heute solche Befundungen, damit dieses Wissen nicht ganz verloren geht.??