Stockwinde

Konstruktionen, Befunde, alte Farbanstriche usw.
georg lehmann
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Stockwinde

Beitrag von georg lehmann »

Schönen Tag zusammen.
In meinem alten Haus wohnt ein Gerät, das bei uns als Stockwinde bezeichnet wird. Ich hatte nun endlich die Muse, das alte Stück auseinander zu nehmen und mal genauer zu untersuchen. Dabei ist mir immer unklarer geworden, wie alt das Ding nun ist. Das Innenleben sieht sehr nach altem Schmiede- und Schlosserhandwerk aus. Ich versuche nochmal 2 Bilder anzuhängen, (der erste Versuch ist eben gescheitert), vieleicht kann mir jemand was sagen zur Entwicklung von solchen Winden im Allgemeinen und zum Alter von meiner Winde im Besonderen. Egal wieviele Jahre sie auf dem Buckel hat, ich habe beschlossen, sie in den wohlverdienten Ruhestand zu verabschieden und ihr weiterhin Wohnrecht zu gewähren.
Schönen Gruß, Georg Lehmann
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Wolfgang Riesner
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Re: Stockwinde

Beitrag von Wolfgang Riesner »

Hallo Georg,
bei uns nennt man dieses nützliche Hilfsmittel "Radwinde". Soo antiquiert, daß du sie nicht mehr einsetzen könntest, sieht das Teil gar nicht aus und so superalt wird sie auch nicht sein. Ich tippe mal Ende 19. Jhd. Allerdings könnten die Geräte auch deutlich später immer noch recht ähnlich aussehen, eigentlich bis in die 1950er Jahre. Eben so lange, wie dörfliche Handwerker solche Radwinden in Kleinserien fertigten. Auch andere dörfliche Maschinen aus Holz und geschmiedetem Eisen sind ja in den Häusern immer wieder zu finden.
Gruß aus Neuenknick von
Wolfgang
Jens Paulsen
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Re: Stockwinde

Beitrag von Jens Paulsen »

Technisch korrekt heisst das Ding Zahnstangenwinde.
Die moderne Version gibts z.B. hier
Ein geniales Werkzeug, brauche ich bei Baureparaturen zusammen mit einem Kettenflaschenzug oft.
Beim Einsatz betagter Winden ist Vorsicht geboten, weil das Gehäuse brechen mag, was hässliche Unfälle verursachen kann.
georg lehmann
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Re: Stockwinde

Beitrag von georg lehmann »

Schönen Abend zusammen.
Ich hab noch ein paar Bilder aus dem Innenleben meiner Stockwinde. Das Getriebe wurde mehrfach geflickt, zum Teil sehr kunstvoll. Dem großen Zahnrad wurde ein Zahn eingesetzt. Er wurde in eine Schwalbenschwanz-Nut eingeschoben und auf beiden Seiten verbörtelt, damit er nicht rausrutschen kann. Er hat ein bisschen Spiel, hat aber die Belastung offensichtlich ausgehalten. Ich bin mir nicht sicher, ob die Zähne nur abgewetzt sind, oder krumm gebogen. Auf das Gehäuse wurden mehrere Flicken aufgenietet, irgendwo ist auch eine Elektro-Schweißnaht. (auf den Fotos nicht zu sehen). Ich hab mal die Untersetzung ausgerechnet von der Kurbel bis zur Zahnstange, kommt auf etwa 200 / 1. Bei 25 kg Kurbeldruck sind das 5 Tonnen. Auch wenn man da noch was abzieht für die Reibung, bleibt ordentlich was übrig. Bei aller Liebe zu altem Werkzeug, das möchte ich dem guten Stück nicht mehr zumuten und meine Finger will ich auch behalten. Fehlt mir aber immer noch ein Hinweis auf das Alter von solchen Gerätschaften. Ab wann war denn die Technik so weit, solche Winden zu einem bezahlbaren Preis herzustellen? Gibts vielleicht sowas wie Technik -Wikipedia, wo man sowas nachschauen kann?
Bis denn, Georg Lehmann
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Jens Paulsen
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Re: Stockwinde

Beitrag von Jens Paulsen »

guck mal hier; in dieser Werkstatt wurde so etwas noch hergestellt!
http://www.windenmacherei.ch/
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re: Stockwinde

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Hallo Jens,
schade das man so etwas nicht mehr kaufen kann.
Da macht das zurechtrücken doch gleich viel mehr Spaß.
Tolles Engagement.
FG
Ralf
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Ludwig
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Re: Stockwinde

Beitrag von Ludwig »

Wir haben sowas komplett aus Eisen, Alter unbekannt, vermute um 1950 rum. Bei uns läuft das unter "Traktorheber". Damit haben wir die Ecke eines kompletten Eichdachstuhls (!), allerdings ohen Ziegel drauf, um ca 30 cm angehoben, Mauerwerk drunter erneuert, Dachstuhl wieder abgesetzt. Bild des Teils mache ich gerne bei Bedarf.

Ludwig
Jens Paulsen
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Re: Stockwinde

Beitrag von Jens Paulsen »

Gibts unter dem Begriff Zahnstangenwinde mit verschiedenen Hebekapazitäten (3, 5, 10t) zu kaufen. Ein für Reparaturen an Fachwerkhäusern und anderen Holzbauten unentbehrliches Gerät.
Jens Paulsen
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Re: Stockwinde

Beitrag von Jens Paulsen »

Wie es der Zufall so will ...
Habe eben so ein Teil auf dem Schrott gefunden, war sehr schwergängig. Zerlegen, reinigen, einige Teile richten, neu fetten, zusammenbauen, funktioniert nun wunderbar.
Baujahr 1944, Last 5 t
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