Erhöht angelegtes Grundstück
Verfasst: Di 5. Mai 2009, 20:40
Hallo zusammen,
ich möchte von einer Eigenart unseres Grundstücks berichten, in der Hoffnung Interessantes darüber zu erfahren. Eine (zugegebenermaßen oberflächliche) Suche im Internet und im IGB-Forum ergab wenig.
Das Grundstück (ca. 3300 m2) mit unserem Haus ist über nahezu die gesamte Fläche erhöht angelegt. Es liegt in Alleinlage am westlichen Gest-Rand des Teufelmoors, Lkr. Osterholz-Scharmbeck, Niedersachsen. Das Grundstück, fast rechteckig, findet sich im heutigen Zuschnitt in Katasterkarten von 1870 (auf Grundlage von Vorlagen aus 1866). Die alten Leute des Ortes sagen, ein Haus hätte dort schon immer gestanden. Das Alter des Hauses oder zumindest der älteren Teile des groben z.T. mehrfachverwendeten Ständerwerks ist für mich schwer einzuschätzen. Viel älter als 1866 sind die Ständer meiner Meinung nach nicht. Das Haus wurde immer wieder und oft nicht fachmännisch umgebaut (siehe Bild). Es ist ein sehr einfaches, kleines Haus ca. 10 x 16 Meter Grundfläche.
An drei der vier Grundstückseiten ist eine bis zu 1,2 m tiefe z.T. stark "verschliffene" Stufe, die schräg zu den angrenzenden niedrigeren Flächen abfällt (siehe 2. Bild, die roten Linien sollen die Höhenunterschiede verdeutlichen). Die vierte Seite ist auf einer Höhe mit der dort entsprechend höher liegenden Fläche und dem Gemeindewewg. Die tieferliegenden Wiesen und Äcker sind oft feucht. Bis zu Flurbereinigung Ende der 1960er Jahre verlief zudem ein Bach in etwa 20 Meter Entfernung unterhalb der erhöhten Grundstückskante. Möglich, dass viele der nahen Flächen regelmäßig überschwemmt wurden. Offensichtlich ging es darum, trockenen Boden für Haus, Vieh und Anpflanzungen zu erhalten, typisch für eine Wurt. Aber welch ein Aufwand für eine kleine, abgelegene und vermutlich eher arme Hofstelle Mitte des 19. Jahrhunderts. Und ich dachte Wurten stammen typischer Weise eher aus viel früheren Zeiten. Irrtum? Gab es eine vergleichbare Praxis noch so viel später? Andere ähnlich erhöht angelegte Flurstücke kenne ich in der Gegend nicht. Die im Moor überall zu findenden Höhenunterschiede durch den Torfabbau würde ich hiermit nicht vergleichen.
Ich schätze aufgrund der Geometrie, dass mindestens 1000 m3 Sand und Boden bewegt wurden mussten. Woher nahm man den Boden? Aufgrund der Oberflächengeometrie der angrenzenden Flächen könnte man meinen, der Sand käme von dort. Das ist aber nicht eindeutig. Außerdem würde das diese Flächen im Wert mindern. Welcher Nachbar würde das 1866 zulassen? Dort wurde zu der Zeit jeder Schnipsel Land bewirtschaftet - feucht oder nicht. Gibt es dokumentierte Transaktionen, wo ein Anbauer seinen Nachbarn (die ihre Höfe in höheren Dorflagen hatten, Sand und Boden zum auffüllen einer Wurt abgekauft hat? Hätte man sich 1000 m3 Erde per Kahn oder Karren kommen lassen? Oder müsste es sein, dass sich die angrenzenden Flächen zum Zeitpunkt der Aufschüttung noch nicht in privatem Besitz befanden oder ungenutzt waren? Dann ist die Wurt vielleicht doch viel älter als 1866?
Wann und auf welche Weise könnte so etwas angelegt worden sein? Aber mich interessiert auch alles andere, was Ihr zu diesem Thema sagen könnt: technisches, logistisches, historisches, ähnliches, wissenschaftliches oder persönliche Meinungen und natürlich Hinweise auf interessante Informationsquellen.
trocknen Fußes grüßt Euch,
Peter
ich möchte von einer Eigenart unseres Grundstücks berichten, in der Hoffnung Interessantes darüber zu erfahren. Eine (zugegebenermaßen oberflächliche) Suche im Internet und im IGB-Forum ergab wenig.
Das Grundstück (ca. 3300 m2) mit unserem Haus ist über nahezu die gesamte Fläche erhöht angelegt. Es liegt in Alleinlage am westlichen Gest-Rand des Teufelmoors, Lkr. Osterholz-Scharmbeck, Niedersachsen. Das Grundstück, fast rechteckig, findet sich im heutigen Zuschnitt in Katasterkarten von 1870 (auf Grundlage von Vorlagen aus 1866). Die alten Leute des Ortes sagen, ein Haus hätte dort schon immer gestanden. Das Alter des Hauses oder zumindest der älteren Teile des groben z.T. mehrfachverwendeten Ständerwerks ist für mich schwer einzuschätzen. Viel älter als 1866 sind die Ständer meiner Meinung nach nicht. Das Haus wurde immer wieder und oft nicht fachmännisch umgebaut (siehe Bild). Es ist ein sehr einfaches, kleines Haus ca. 10 x 16 Meter Grundfläche.
An drei der vier Grundstückseiten ist eine bis zu 1,2 m tiefe z.T. stark "verschliffene" Stufe, die schräg zu den angrenzenden niedrigeren Flächen abfällt (siehe 2. Bild, die roten Linien sollen die Höhenunterschiede verdeutlichen). Die vierte Seite ist auf einer Höhe mit der dort entsprechend höher liegenden Fläche und dem Gemeindewewg. Die tieferliegenden Wiesen und Äcker sind oft feucht. Bis zu Flurbereinigung Ende der 1960er Jahre verlief zudem ein Bach in etwa 20 Meter Entfernung unterhalb der erhöhten Grundstückskante. Möglich, dass viele der nahen Flächen regelmäßig überschwemmt wurden. Offensichtlich ging es darum, trockenen Boden für Haus, Vieh und Anpflanzungen zu erhalten, typisch für eine Wurt. Aber welch ein Aufwand für eine kleine, abgelegene und vermutlich eher arme Hofstelle Mitte des 19. Jahrhunderts. Und ich dachte Wurten stammen typischer Weise eher aus viel früheren Zeiten. Irrtum? Gab es eine vergleichbare Praxis noch so viel später? Andere ähnlich erhöht angelegte Flurstücke kenne ich in der Gegend nicht. Die im Moor überall zu findenden Höhenunterschiede durch den Torfabbau würde ich hiermit nicht vergleichen.
Ich schätze aufgrund der Geometrie, dass mindestens 1000 m3 Sand und Boden bewegt wurden mussten. Woher nahm man den Boden? Aufgrund der Oberflächengeometrie der angrenzenden Flächen könnte man meinen, der Sand käme von dort. Das ist aber nicht eindeutig. Außerdem würde das diese Flächen im Wert mindern. Welcher Nachbar würde das 1866 zulassen? Dort wurde zu der Zeit jeder Schnipsel Land bewirtschaftet - feucht oder nicht. Gibt es dokumentierte Transaktionen, wo ein Anbauer seinen Nachbarn (die ihre Höfe in höheren Dorflagen hatten, Sand und Boden zum auffüllen einer Wurt abgekauft hat? Hätte man sich 1000 m3 Erde per Kahn oder Karren kommen lassen? Oder müsste es sein, dass sich die angrenzenden Flächen zum Zeitpunkt der Aufschüttung noch nicht in privatem Besitz befanden oder ungenutzt waren? Dann ist die Wurt vielleicht doch viel älter als 1866?
Wann und auf welche Weise könnte so etwas angelegt worden sein? Aber mich interessiert auch alles andere, was Ihr zu diesem Thema sagen könnt: technisches, logistisches, historisches, ähnliches, wissenschaftliches oder persönliche Meinungen und natürlich Hinweise auf interessante Informationsquellen.
trocknen Fußes grüßt Euch,
Peter