Mein persönlicher Favorit ist die Variante mit der Leichtlehminnenschale aus Lehm, Holz- und Strohhäcksel.
Der einzige Nachteil, den ich bisher feststellen konnte, ist auf die Bauphase beschränkt und betrifft die relativ langen Trocknungszeiten.
Riesenvorteil dieser Variante ist die Homogenität des Wandaufbaus in puncto Lehm und der damit verbundenen kapillaren Leitfähigkeit für anfallende Kondensfeuchte in Richtung Innen- und Außenwandoberfläche. Schnellstmögliches Austrocknen der Wand im Sommerhalbjahr ist damit optimal gewährleistet.
Nebenbei erhält man gleichzeitig prima Speichermasse und damit ein Top-Raumklima über das ganze Jahr.
Im Vergleich zu den anderen Varianten verfügt die Wand auch über sehr gute Auszugswerte (dank der vielen Naturholzdübel)
Grundsätzlich wäre jedoch objektbezogen auch zu überlegen, ob eine zusätzliche dickere (ca. 5 cm) Strohlehm-Putzschicht, in der auch Kabel wunderbar verschwinden können, nicht sogar das bessere Kosten-Nutzen-Verhältnis bietet.
Die beiden anderen genannten Varianten sind grundsätzlich wohl möglich, wenn gewährleistet ist, daß die Dämmplatten vollflächig in Lehm "eingeklebt" werden. Nachteilig sind hier die Großformatigkeit der Platten (spätestens nach einigen Jahren muß hier an den Stoßkanten mit Rissen in der Putzoberfläche gerechnet werden) und die nur bedingt vorhandene kapillare Leitfähigkeit (bei den Schilfrohrplatten nur längs zur Faser und damit nicht in der gewünschten Richtung).
Meine praktischen Beobachtungen mit der Stampflehm- aber auch mit der Schilfrohrplatten-Variante am eigenen und an von mir betreuten Häusern laufen seit nunmehr 9 Jahren. Tamara Leszner (IGB-Kontaktstelle Kassel) und Ingolf Stein können diesbezüglich noch auf einige Jahre mehr zurückblicken.
Über den Sinn/Unsinn von Wärmedämm-Maßnahmen und die grundsätzliche Widersprüchlichkeit der rechnerischen Ergebnisse von Tauwasserberechnungen in Bezug auf die tatsächlichen Ergebnisse am Objekt gehe ich an dieser Stelle vorsichtshalber nicht weiter ein.
Wer sich einen Überblick über die äußerst kontrovers geführte Wärmedämm-Diskussion verschaffen möchte, ist sicher bei Konrad Fischers Internetseite
http://home.t-online.de/home/konrad-fis ... rmedämmung gut aufgehoben.
Bezüglich der Schlüssigkeit des "Lichtenfelser Experiments" hat mir allerdings noch niemand eine vernünftige Antwort auf meine Frage geben können, warum denn dann mein Gefrierschrank so gut funktioniert.
Gehupft wie gesprungen - aus meiner Sicht ist jeglicher Extremismus (Suuuperdämmung - überhaupt nicht dämmen) im Altbau fehl am Platz.
Wer den Umgang mit dem Stampflehm lernen möchte kann diese Erfahrungen in einem der Lehmbau-Praxisseminare an einem IGB-Wochenende kompakt sammeln.
Ein derartiges Seminar biete ich in diesem Jahr in Wolfenbüttel-Adersheim (voraussichtlich im Juni) an. Der Termin wird unter Termine / Veranstaltungen frühestmöglich präzisiert.
Eine weitere gute bauliche Variante stellt sicher auch eine Innenschale aus vorgefertigten, kleinformatigen Leichtlehmsteinen dar. Die Fuge zwischen der Außenwand und der Innenschale ist dabei unbedingt sorgfältig mit erdfeuchtem Lehmmörtel auszustopfen. Großformatige Leichtlehmelemente (Karphosit-Platten - 25x50x10 cm) haben sich für diesen Anwendungszweck als nicht besonders geeignet gezeigt (Rißbildung auch in mehrlagigem Putz). Für Trennwände im Gebäudeinneren sind sie dagegen durchaus geeignet.
Sind das für den Anfang genügend Informationen?