Heikle Frage... Innendämmung im Fachwerk

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Shalouli
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Heikle Frage... Innendämmung im Fachwerk

Beitrag von Shalouli »

:P Hallo IGB'ler.
Endlich ein Diskussionsforum :D
ich möchte in meinem Fachwerkhaus an den Aussenwänden VON INNEN eine Dämmung anbringen. Ich weiss, da gibt es Pros und Contras, egal.

Wände und Gefache sind fast allesamt mit dem orig. (300 J) Flechtwerk und Lehm ausgefacht und sollen es auch bleiben. Habe innen den alten (60-er Jahre) Putz runtergeschlagen. Holz ist prima erhalten.
So, nun habe ich 3 Arten, die mir zusagen:

1. Die ganze Wand dick mit Lehm "einpacken" (ca. 2 cm) und da drauf diese Diffutherm Holzdämmplatten befestigen (D ca. 11 cm) und da dann den Lehnm-Innenputz drauf.

2. Wie oben, nur anstatt der Diffutehrm Platten das altbewährte Schilfrohr...

3. Lehm-Hackholzschnitzelmasse via Kletterschalung anbringen

Nun möchte ich wissen, mit welchen Arten Ihr schon Erfahrungen gemacht hattet und wie Ihr damit zufrieden seid.

Bin dankbar über alle Tipps sei es zur Ausführung, Material etc etc.

Grüsse
Michaela Schneider aus der Südpfalz
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Stefan Haar
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Re:Heikle Frage... Innendämmung im Fachwerk

Beitrag von Stefan Haar »

Mein persönlicher Favorit ist die Variante mit der Leichtlehminnenschale aus Lehm, Holz- und Strohhäcksel.

Der einzige Nachteil, den ich bisher feststellen konnte, ist auf die Bauphase beschränkt und betrifft die relativ langen Trocknungszeiten.

Riesenvorteil dieser Variante ist die Homogenität des Wandaufbaus in puncto Lehm und der damit verbundenen kapillaren Leitfähigkeit für anfallende Kondensfeuchte in Richtung Innen- und Außenwandoberfläche. Schnellstmögliches Austrocknen der Wand im Sommerhalbjahr ist damit optimal gewährleistet.

Nebenbei erhält man gleichzeitig prima Speichermasse und damit ein Top-Raumklima über das ganze Jahr.

Im Vergleich zu den anderen Varianten verfügt die Wand auch über sehr gute Auszugswerte (dank der vielen Naturholzdübel)

Grundsätzlich wäre jedoch objektbezogen auch zu überlegen, ob eine zusätzliche dickere (ca. 5 cm) Strohlehm-Putzschicht, in der auch Kabel wunderbar verschwinden können, nicht sogar das bessere Kosten-Nutzen-Verhältnis bietet.

Die beiden anderen genannten Varianten sind grundsätzlich wohl möglich, wenn gewährleistet ist, daß die Dämmplatten vollflächig in Lehm "eingeklebt" werden. Nachteilig sind hier die Großformatigkeit der Platten (spätestens nach einigen Jahren muß hier an den Stoßkanten mit Rissen in der Putzoberfläche gerechnet werden) und die nur bedingt vorhandene kapillare Leitfähigkeit (bei den Schilfrohrplatten nur längs zur Faser und damit nicht in der gewünschten Richtung).

Meine praktischen Beobachtungen mit der Stampflehm- aber auch mit der Schilfrohrplatten-Variante am eigenen und an von mir betreuten Häusern laufen seit nunmehr 9 Jahren. Tamara Leszner (IGB-Kontaktstelle Kassel) und Ingolf Stein können diesbezüglich noch auf einige Jahre mehr zurückblicken.

Über den Sinn/Unsinn von Wärmedämm-Maßnahmen und die grundsätzliche Widersprüchlichkeit der rechnerischen Ergebnisse von Tauwasserberechnungen in Bezug auf die tatsächlichen Ergebnisse am Objekt gehe ich an dieser Stelle vorsichtshalber nicht weiter ein.

Wer sich einen Überblick über die äußerst kontrovers geführte Wärmedämm-Diskussion verschaffen möchte, ist sicher bei Konrad Fischers Internetseite http://home.t-online.de/home/konrad-fis ... rmedämmung gut aufgehoben.

Bezüglich der Schlüssigkeit des "Lichtenfelser Experiments" hat mir allerdings noch niemand eine vernünftige Antwort auf meine Frage geben können, warum denn dann mein Gefrierschrank so gut funktioniert.

Gehupft wie gesprungen - aus meiner Sicht ist jeglicher Extremismus (Suuuperdämmung - überhaupt nicht dämmen) im Altbau fehl am Platz.

Wer den Umgang mit dem Stampflehm lernen möchte kann diese Erfahrungen in einem der Lehmbau-Praxisseminare an einem IGB-Wochenende kompakt sammeln.

Ein derartiges Seminar biete ich in diesem Jahr in Wolfenbüttel-Adersheim (voraussichtlich im Juni) an. Der Termin wird unter Termine / Veranstaltungen frühestmöglich präzisiert.

Eine weitere gute bauliche Variante stellt sicher auch eine Innenschale aus vorgefertigten, kleinformatigen Leichtlehmsteinen dar. Die Fuge zwischen der Außenwand und der Innenschale ist dabei unbedingt sorgfältig mit erdfeuchtem Lehmmörtel auszustopfen. Großformatige Leichtlehmelemente (Karphosit-Platten - 25x50x10 cm) haben sich für diesen Anwendungszweck als nicht besonders geeignet gezeigt (Rißbildung auch in mehrlagigem Putz). Für Trennwände im Gebäudeinneren sind sie dagegen durchaus geeignet.

Sind das für den Anfang genügend Informationen?
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Shalouli
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Re:Heikle Frage... Innendämmung im Fachwerk

Beitrag von Shalouli »

Schön, schon die erste Antwort :)

An die kapillare Leitfähigkeit bzw. deren Fehlen in den Platten bzw. Matten habe ich noch gar nicht gedacht. Danke für den Hinweis.
Bin doch auch am meisten für die Holz / Stroh oder Hanf-Leichtlehem-Variante. Nur ohne vorheriges PRAXIS-Seminar trau ich mich nicht ran.
War letztes Jahr auf einem Lehmbau-Seminar und da war leider nicht viel mit Praxis :( Nur so ein bissel rumprobieren an einer aufgestellten Wand. Das war mir entschieden zuwenig.

Gar keine Dämmung möchte ich nicht (habe nun 2 Jahre in ungedämmten, original-Fachwerkwänden hinter mir und mir wars entschieden zu kalt. Die Wände strahlten richtig Kälte ab, brrrr).

So, freue mich auf weitere, interessante Einträge und auch Termine.

Michaela

Noch eine Frage: Im Sommer haben wir 2 Felder (Holz musste getauscht werden) dann mal probehalber mit Lehmsteinen ausgemauert. Nun wackeln die "Platten" (wenn man dran rüttelt), weil sich oben und seitlich die unumgänglichen Schwundrisse in den Lehmfugen gebildet haben.
Ist das normal? Was macht Ihr dagegen?
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Re:Heikle Frage... Innendämmung im Fachwerk

Beitrag von Sabine Pönicke | AS Naturpark »

Zu den Schilfrohrmatten hab ich bisher auch nicht son Vertrauen, gut daß Du meine laienhafte Überlegung sogar praktisch nachweisen kannst ! :D
Wir haben in Reiser (Thüringen) voriges Jahr mit Lehmsteinen eine komplette Wand dahintergemauert und den immensen Spalt (durch die sichtbar schräge Fachwerkwand) satt mit Strohlehm (aus dem alten Fußbodenaufbau) ausgefüllt. _ Aber nur weil wir die Lehmsteine so billig gekriegt haben. Das Torhaus machen wir dann auch mit Leichlehm-Gleitschalung. Also an einer praktischen Vorführung sind wir auch interessiert !
Mit herzlichen Grüßen
Sabine vom Naturpark
conni
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Re:Heikle Frage... Innendämmung im Fachwerk

Beitrag von conni »

Hallo!
Haben 97 ein unter Denkmalschutz stehendes Fachwerkhaus komplett von innen mit 5 cm Schilfrohrmatten gedämmt.Das Fachwerk ist mit Feldbrandsteinen, Lehmmörtel ausgefacht.Darauf haben wir ca. 2-3cm Lehmbewurf innen geworfen, dann die Schilfrohrmatten reingedrückt und mit langen Heraklitnägeln an den Balken genagelt.Dann von innen die Schilfrohrmatten mit Lehmschlämme eingestrichen und dann Unterputz aufgeputz, und darauf Lehmfeinputz aufgeputzt. Die Matten sind nicht gut zu händeln, und sie sind mit Draht gebunden, der beim Durchschneiden natürlich nicht besonders gut für die Säge ist. man muß also ganz schön aufpassen! Da wir vom Renovierungsvirus alter Fachwerkhäuser infiziert sind, haben wir ein neues Projekt in Angriff genommen, wo wir nach der ersten Erfahrung mit den Matten, diese auf keinen Fall mehr verwenden wollen.
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Stefan Haar
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Re:Heikle Frage... Innendämmung im Fachwerk

Beitrag von Stefan Haar »

Die Probleme von conni bei der Verarbeitung von Schilfrohrplatten decken sich wunderbar mit meinen eigenen Erfahrungen. Solange man ganze Platten verarbeiten kann, geht's ja noch, aber sobald Anpassungsarbeiten an Deckenbalken, Fensteröffnungen oder ähnliches erforderlich werden, ist der Umgang mit den Dingern wegen der Verdrahtung äußerst unerfreulich >:(.
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Matthias Vogelsang-Weber
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Re:Heikle Frage... Innendämmung im Fachwerk

Beitrag von Matthias Vogelsang-Weber »

Ich stehe aktuell vor einem sehr ähnlichem Problem. Es handelt sich aber nicht um eine Fachwerkwand, sondern um eine doppelte Ziegelwand, die gedämmt werden soll. Wegen der langen Trocknungszeit bei Leichtlehm neige ich zu der ersten Variante in dem Beitrag von Michaele, also zu den Diffuthermplatten aus Holzfasern.

Gegen Leichtlehm spricht meiner Ansicht nach auch die Tatsache, dass dieser durch die doppelte Ziegelwand nur nach innen trocknen kann und deshalb nicht mit mehr als 15cm Stärke eingebracht werden sollte. Die Dämmwirkung hierbei wäre dann deutlich geringer als bei der Variante mit den Diffuthermplatten.

Hat damit jemand Erfahrung gesammelt? Die Probleme bei der Verarbeitung der Schilfrohrplatten sollten hierbei ja nicht auftreten, da kein Draht in dem Produkt verarbeitet ist. Diese Platten werden ja auch genutet geliefert, was die von Stefan Haar beschriebene Rissbildung wohl verhindern müsste.

Ich wäre sehr an einem Erfahrungsbericht hierzu interessiert.

Viele Grüße
Matthias
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Stefan Haar
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Re:Heikle Frage... Innendämmung im Fachwerk

Beitrag von Stefan Haar »

Hallo Matthias,

mit praktischen Erfahrungen kann ich leider nicht dienen, aber meine "praktischen Überlegungen" ergeben folgendes Ergebnis:

- Empfehlenswert wäre in jedem Fall, die Platten in eine, mit grober Zahnkelle aufgezogene, Lehmschicht zu kleben, um Hohlräume zu vermeiden. Sinn und Zweck ist dabei, die kapillare Leitfähigkeit der gesamten Wand nach Innen und Außen nicht mehr zu behindern, als durch den Materialwechsel unabdingbar ist.

- Bei einem massiven Mauerwerksbau dürften Setzungen eher selten sein, sodaß die Rißproblematik im Zusammenhang mit den großformatigen Bauteilen bei ordnungsgemäßer Verarbeitung minimal sein sollte.

Soweit meine Überlegungen zu diesem Thema. Vielleicht kommen ja auch reale Erfahrungsberichte.
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Matthias Vogelsang-Weber
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Re:Heikle Frage... Innendämmung im Fachwerk

Beitrag von Matthias Vogelsang-Weber »

Hallo Stefan,

vielen Dank für die schnelle Antwort mit der Empfehlung zur Verarbeitung. Ich kenne ja durchaus auch Deine Vorliebe zu dem Stampflehm, mit der Du mich auch bei den Seminaren in Immendorf angesteckt hast. Würdest Du denn bei einer doppelten Ziegelwand auch mit dem Stampflehm arbeiten oder würdest Du hierbei auch auf die Diffuthermplatten zurückgreifen?

Viele Grüße und ein großes Lob auch für die interessante Beschreibung des Lehmofenbaus

Matthias
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Stefan Haar
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Re:Heikle Frage... Innendämmung im Fachwerk

Beitrag von Stefan Haar »

:) ... bei einer zweischaligen Mauerwerkswand (vermutlich mit Luftschicht) würde ich mich dämmtechnisch zurückhalten und versuchen, die Speichermasse nicht für den Raum verlorengehen zu lassen.

Als passionierter Lehmfan würde ich - wäre es mein eigenes Objekt - die Elektrik auf den neuesten Stand bringen und dann einen dicken Lehmputz aufbringen (3-4 cm Strohlehm + Oberputz) und schon hätte ich ein super Raumklima ohne übermäßig viel heizen zu müssen.

Der Stampflehm würde in diesem Fall keine vernünftige Kosten-Nutzen-Relation bringen und zudem viel Platz kosten.

Besten Dank für das Lob zur Lehmofen-Bauanleitung :D Zu meinem Leidwesen fehlt mir zur Zeit die Muße das Dach fertigzumachen ... aber vor dem Winter muß es noch sein !!
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Re:Heikle Frage... Innendämmung im Fachwerk

Beitrag von Sandra »

Stefan Haar hat geschrieben: :) ... bei einer zweischaligen Mauerwerkswand (vermutlich mit Luftschicht) würde ich mich dämmtechnisch zurückhalten und versuchen, die Speichermasse nicht für den Raum verlorengehen zu lassen.
Hallo zusammen, ich häng mich einfach mal ran hier... wie würdet ihr einen Ziegelbau mit (EG) 36er Wand und (OG) 24er Wand von Innen dämmen? *grübel*
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Stefan Haar
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Re:Heikle Frage... Innendämmung im Fachwerk

Beitrag von Stefan Haar »

Hallo Sandra,

wenn Dir der dicke Strohlehmputz nicht genügt, käme für mich als nächstbeste Alternative eine Innenschale aus Leichtlehmsteinen oder Holz-/Stroh-Häcksel-Leichtlehm in Stampflehmbauweise in Frage.

Auf Dämmstoffe die nicht kapillar leitfähig sind würde ich möglichst verzichten.

Als Alternative könnte ich mir noch "Cellco" vorstellen. Auch Holzweichfaserplatten wären noch akzeptabel - über die Befestigungsprobleme in weichen Dämmstoffen haben wir uns hier allerdings schon zu Genüge ausgelassen.

Gruß Stefan
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Arne Luetkens
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Re:Heikle Frage... Innendämmung im Fachwerk

Beitrag von Arne Luetkens »

Also, da kann ich dann ja tatsächlich mal was zur Diskussion beitragen ;)
Ich bin immernoch kräftig dabei mein Haus mit der Diffutherm-Variante zu dämmen. Mein Hauptargument bei der Entscheidungsfindung war dabei die geringe Wanddicke.

Zusächst mal zu den Dämmstärken: Von Claytec werden schon empfehlungen zu den Dämmstoffstärken bei unterschidlichen Wandaufbauten gegeben. So hören z.B. bei meinem Wandaufbau die Empfehlungen bei 6cm auf.... bei 11cm wäre ich vorsichtig. Die Dämmplatten sind bei dieser Variante einfach "das schwächste Glied", und im Falle von Schlagregen hätte ich Angst das die Wand bei zu dicker Dämmung nicht mehr austrocknen kann....

Die Verarbeitung der Platten hab ich mir einfacher vorgestellt. Mein Haus hat sehr viele Fenster, und dadurch viele, relativ kleine Flächen. Man muß also viel zuschneiden. Große flächen lassen sich erheblich effektiver verarbeiten. Auf ein weiteres Problem bei kleineren Flächen komme ich gleich nocht.

Zunächst muß natülich eine Ebene geschaffen werden. Bei mir hieß das 4-5cm Lehmputz auf die Ausmauerungen aufragen, um auf die Ebene des Fachwerks zu kommen. Das ging leider nur in 2 Schichten, da ansonsten der Putz am nächsten Tag auf dem Boden lag.

Anschließend werden die Platten zugeschnitten und in einer weitere, möglist "dünnflüssigen" Lehmschicht montiert. Da ich keine Dübel in die Ausmauerungen bohren wollte, hab ich mich auf eine Verschraubung im Fachwerk beschränkt. Das ist machmal nicht ganz unproblematisch, da ja nich überall fachwerk ist, man aber die regelmäßige Verschraubung zum Andrücken der Platten benötigt.

Die letzte Lehmschicht muß natürlich möglichst eben sein. Und das ist wirklich nicht ganz ohne. Dabei komme ich zurück auf die kleinteiligen Flächen, denn in denen ist es besonders schwehr diese Ebene herzustellen. Kreuz und Quer abziehen...die große Kardätsche passt nicht...also die kleine, die aber zu klein ist.... und schon hat man einen kleinen, nicht sichtbaren Knick in der Fläche und die Platte liegt irgendwo nicht an. ABER: Übung macht den Meister.
Holzwurm
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Re:Heikle Frage... Innendämmung im Fachwerk

Beitrag von Holzwurm »

Hallo, folgende eigene Erfahrungen zur Innendämmung mit verschiedenen Systemen kann ich aus meiner Sicht so beschreiben:
1)Holzleichtlehminnenschale:
+ sehr flexibel handhabbar - schiefe Wände stellen überhaupt kein Problem dar, diese werden durch die Hilfskonstruktion begradigt.
+ durch die Wahl der Mischung kann man die bauphysikalischen Eigenschaften fast frei wählen.
+ sehr preiswert herstellbar, Mischung kostet als Eigenmischung ca. 15,- pro cbm.
+ einfache Elektroinstallation, später vor dem Verputz
+ keine Neigung zur Rissbildung, wenn die gesamte Fläche mit Schilfrohrmatte überspannt wird.
- Die Hilfskonstruktion ist relativ arbeitsintensiv, erleichtert allerdings später z.B. das Anbringen von Fußleisten, Heizungsrohren im Putz usw.
- der Transport des schweren Materials auf der Baustelle ist mühsam
- Ohne Zwangsmischer sind Eigenmischungen schlecht herstellbar
- mind. 10 ? 15 cm Stärke ist erforderlich
2)Holzweichfaserplatte:
+ leichter Materialtransport auf der Baustelle
+ hohe Dämmwirkung (wenn?s denn so ist)
+ guter Feuchtetransport ? merkt man beim ?Anziehen? des Putzes
- schlecht zu Sägen, viel Staubentwicklung, zusetzende Sägeblätter bzw. Handkreissäge
- Platten mit Nut und Feder halte ich für sehr kritisch in der Handhabung, das nervt nur durch hineinfallenden Mörtel - mit der Kelle kann man den nicht mehr entfernen, nur mit den Fingern - Passstücke sind schwierig einzusetzen usw.- ich würde nur noch solche mit glatten Kanten verarbeiten.
- Vorputz, Wandbegradigung erforderlich
- die teilweise Ausbildung von Hohlräumen hinter den Platten nach der Trocknung halte ich für fast unvermeidlich
- Gefahr der Rissbildung im Plattenmuster, eingelegte Bewehrung nötig
- hohles Geräusch der trockenen Wände beim Anklopfen, Anfassen?
- schwieriger Bauablauf / Abstimmung mit der Elektroinstallation
- teuer
3)Schilfrohr:
+ schiefe und krumme Wände sind kein Problem
+ auch in geringer Stärke gut machbar
+ mit Zange und Winkelschleifer mit Trennscheibe (für Längsschnitte) gut zuzuschneiden
+ preiswert
- Passstücke / kleine Stücke sind schwierig herstellbar
- für größere Flächen ist eine Mörtelpumpe erforderlich
- spätere Befestigungsprobleme in der Wand
Bei einer der nächsten Baustellen werden auf Bauherrenwunsch Holzwolleleichtbauplatten eingesetzt, bin gespannt, wie das so läuft.
Ich würde außerdem gerne einmal Mineraldämmplatten einsetzen, da diese sehr kapillaraktiv sind, kleine Formate haben und vergleichsweise preiswert sind.
Ich selber favorisiere einen starken Innenputz (5 bis zu 10cm) mit ordentlich Strohzusatz.
Aber andere haben wahrscheinlich andere Erfahrungen und Vorlieben.
Viel Erfolg, Johannes Prickarz
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